Hallo,
 
meine Mutter 81 Jahre eigentlich noch recht fit hat vor zwei Jahren ihren Lebensgefährten verloren. Nun lebt sie ganz alleine im seinem Haus, wo sie Wohnrecht hat und seine Kinder auch mit einverstanden sind. Meine Mutter, total wankelmütig heute ist die Welt in Ordnung, morgen ist wieder alles nur schlecht, hat ständig wechselnde Launen und verdreht auch vieles, was man ihr gesagt hatte. Kontakte hat sie kaum, die netten Nachbarn interessieren sie nicht, nur ihre Schwester 70 Jahre und ich 51. Mehrmals täglich geht bei uns das Telefon, erreicht sie ihre Schwester nicht, bin ich an der Reihe und jeden Tag die selben Storys. Bekommt sie ihren Anfall, steht sie plötzlich mit dem Taxi bei mir vor dem Haus, ich wohne 80 km entfernt. Einmal erzählt sie mir, sie hatte Sehnsucht, den nächsten Tag sagt sie, es wäre Angst die sie hätte. Mittlerweile klammert sie mehr und mehr an uns und uns fehlt die Luft zum Atmen. Ich bin bin in kürze wieder berufstätig und weiss einfach nicht mehr was ich noch mit ihr machen soll. War auch schon bei ihrem Hausarzt und er meinte, man könnte sie ja mal untersuchen lassen, ob sie denn schon Demenz hätte. Ich habe ihr gesagt, das sie doch mal wegen den Depressionen, denn die hat sie ja auch noch - zu einem Facharzt gehen soll, denn ich wollte sie nicht gleich mit dem Wort Demenz schockieren. Erst war sie total begeistert, es wäre ja schön, wenn ich mich um sie kümmere und war auch mit dem Arztbesuch einverstanden, der in drei Wochen ist. Heute Morgen ruft sie mich an und beschimpft mich, alle würden mit mir unter einer Decke stecken und wir wollten sie ja nur abschieben. Sie ist so egoistisch, ruft bei ihrer Schwester an, hinterlässt Nachrichten auf dem AB, ihre Schwester ist vorgestern mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus gekommen. Sie nimmt keinerlei Rücksicht auf niemanden mehr, war ja schon immer sehr egoistisch und besitzergreifend. Mit meinem Bruder hat sie seit einigen Monaten keinen Kontakt mehr, er legt auf wenn sie anruft, er kann sie nicht mehr ertragen. Ich hatte auch lange Zeit keinen Kontakt mehr zu meinem Bruder, weil meine Mutter überall Unfrieden stiftet, einen gegen den anderen ausspielt. Mein Bruder wollte ihr schon vor einigen Monaten helfen und eine Wohnung im betreuten Wohnen besorgen, dann ist sie wieder abgesprungen. Jeder versucht zu helfen, sie ist so undankbar und egoistisch. Nun wollte sie unbedingt in meine Nähe, aber ich möchte das nicht, weil ich Angst habe, ich bekomme keine Ruhe mehr vor ihr. Ich bin vor drei Jahren weggezogen und wohne bei meinem Lebensgefährten im Haus. Wir verstehen uns sehr gut, er ist aber auch langsam total genervt von ihr. Was kann ich nur tun, ist es wirklich schon Demenz. Ich muss noch dazu sagen, meine Mutter war ihr ganzes Leben lang launisch und wechselhaft. Ihr Lebensgefährte hatte bei ihr auch nichts zu lachen. Bin dankbar für Eure Antworten. Tut mir leid wegen dem vielen Text.
L.G. Susi

liebe Susi,
es ist schwer für ein älteren Menschen allein in einem grossen Haus zu wohnen, wenn der Partner verstorben ist. Sie fühlt sich wohl einsam und allein. Da sie einen schwierigen Charakter hat, wird es auch nicht besser.

Es sollte ein Termin bei einem Neurologen gemacht werden und mit dem Hausarzt reden. Vorallem solltet ihr Geschwister zusammen halten. Allein ist alles schwer zu bewerkstelligen, zumal Du auch arbeitest.

Viel Kraft.

LG Sylvia

Liebe Susi

Wieweit es sich bei deiner Mutter wirklich um Demenz handeln könnte, ist ohne genauere Untersuchung kaum zu sagen. Vorallem da auch schwere Depressionen viele demenzähnliche Symptome beinhalten können. Abgesehen von Vergesslichkeit gehört auch das sich einerseits Zurückziehen, wärend sich andererseits an Bezugspersonen geklammert wird. Dabei manchmal wirklich ohne Rücksicht auf die Personen und deren Situation.

Die anfängliche Euphorie einer genaueren Untersuchung ihrer Depression und das danach wieder zurückziehen, ist leider ebenfalls ziemlich typisch. Sie scheint ja auch viel Zeit zum "Grübeln" zu haben - und schon kommt wieder die nächste Angst auf. Ich gehe jetzt einfach erstmals nur von einer schweren Depression aus. Diese ansich beinhaltet schon viel Wankelmütigkeit. Die es für Betroffene sehr schwer macht eine klare Entscheidung zu treffen, geschweige noch diese dann auch Konsequent durch zu ziehen. Ich fürchte, das du mit einem Spezialisten einfach einen Termin ausmachen musst, um dann mit "sanfter Bestimmtheit" deine Mutter dort hin zu begleiten. Mit den Worten, ich kann nicht zusehen wie du unnötig leidest, jetzt machen wir Nägel mit Köpfe und lassen dir helfen.....

Sie braucht dringend eine genaue Abklärung ihrer Situation und eine für sie passende Therapie. Es ist leider der einzige Weg, damit sie ihre "Alltagskompetenzen" sinnvoller umsetzen kann.

Ich wünsche dir viel Kraft und hoffe, das ihr bald wieder etwas Luft zum Atmen bekommen dürft.

Liebe Grüsse und mitfühlende Gedanken - in einer für dich alles andere als einfachen Situation.

Ursula

Liebe Sylvia,
 
vielen Dank für Deine schnelle Nachricht.
Meine Mutter ist auch nicht gerade der Typ, der alleine sein kann. Aber durch ihre Art, andere zu beschuldigen - besucht sie natürlich keiner mehr gern.
An manchen Tagen ist sie auch total lieb, das ganze Gegenteil und möchte einem alles mögliche kaufen. Meine Tante und ich haben dann das Gefühl, sie möchte uns erkaufen. Man bekommt es ja auch immer wieder vorgehalten, das sie ja uns auch was gegeben (Geld) hat.
Bei dem Hausarzt war ich auch schon, einmal hatte ich sie begleitet, Tage später war ich dann alleine dort und als ich ihn fragte, ob man denn meine Mutter mal zu einem Facharzt überweisen könnte, stellte er mir die Überweisung (Neurologie/Psychiatrie) aus. Aber wie ich das anstellen könnte und meine Mutter dort hinbringen kann, konnte er mir nicht sagen. Irgendwie ist man da schon alleine gelassen.
Ich werde mit meinem Bruder reden, er kommt ja bald aus dem Urlaub. Seine Frau kennt sich glaub ich auch ein wenig mit Demenzkranken aus.
Meine Tante wird noch einige Wochen brauchen, da sie noch im Krankenhaus ist und anschließend in die Reha geht. Meiner Tante kann ich es auch nicht mehr zumuten.
Denke, das mir mein Bruder und meine Schwägerin helfen können.
 
L. G. Susi
 
 

Liebe Ursula,
 
hatte eben schon auf Deinen Beitrag geantwortet, ist mir wohl ein Fehler unterlaufen und der Text ist weg.
Bedanke mich auch bei Dir für die schnelle Antwort.
Vieles was Du schreibst passt genau auf meine Mutter.
Sie ist einsam, sehr einsam sogar. Deshalb waren wir uns auch nicht sicher, ob es "nur" Depressionen oder schon Demenz ist.
Ich werde auf jeden Fall versuchen, sie zu dem Facharzt zu bekommen. Sollte ihr Verhalten jetzt noch schlimmer werden, werde ich vorab schon mal bei dem Facharzt anrufen und um Rat fragen.
 
L. G. Sabine
 
 
 

Liebe Sabine,
Menschen die jeden vergraulen, so war meine Mutter leider auch und hatte keine Freunde.

Vielleicht versuchst Du es mit einer kleinen List, fahrt spazieren und dann beim Arzt vorbei. Oft helfen kleine Notlügen, um für sie Hilfe zu bekommen.

Alles Gute.

LG Sylvia

Liebe Sylvia,
 
danke für Deinen Tipp, ich denke mir wird da bestimmt was einfallen.   
Manchmal bleibt einem nichts anderes übrig, als eine Notlüge anzuwenden.
 
Liebe Grüße Sabine

Liebe Susi,
ich schliesse mich den Worten der Anderen gerne an. Keine leichte Situation für euch.

Aber ich denke auch, dass eine gründliche Untersuchung das Wichtigste ist, um weiter zu planen. Wenn das Ergebnis feststeht, kann man bestimmt noch einiges über die richtigen Medikamenze bewirken.

Ich drück die Daumen, dass du es mit einer "Notlüge" hinbekommst.

Alles Liebe und viel Kraft
Biggi

Liebe Biggi,
 
vielen Dank für Deine Worte.
Diese Situation ist wirklich nicht einfach. Dennoch denke ich, das ich sie mit Unterstützung der lieben Verwandten in den Griff bekomme.
Ich sehe es genauso wie Du, eine gründliche Untersuchung ist sehr wichtig, damit wir Klarheit haben.
Wichtig dabei ist allerdings auch, das meine Mutter dann die Medikamente regelmäßig einnimmt. Ihr Hausarzt hatte ihr vor kurzem ein leichtes Antidepressiva verordnet, das sie aber nicht regelmäßig eingenommen hatte. Sie meinte, es jeden Abend genommen zu haben. Dem war aber nicht so, anstatt 11 Tabletten bis dato genommen zu haben, waren es nur 5.
Ich werde auf jeden Fall alles versuchen um meiner Mutter zu helfen. Sie kann oft richtig ekelig werden, da habe ich mir zur Gewohnheit gemacht, schon mal den Telefonhörer aufzulegen, wenn es mal wieder zu viel ist. Es tut mir dann selber weh, aber ich bin dann auch oft am Ende meiner Kräfte angelangt. Am nächsten Tag tut es ihr meistens sehr leid und weint dann. Meiner Tochter fällt es sehr schwer mit ihrem Baby meine Mutter zu besuchen. Sie fragt dann immer, ob ich auch kommen kann.
Trotzdem gebe ich die Hoffnung nicht auf. Ich werde auf jeden Fall alles versuchen, damit es meiner Mutter gut geht.
 
L. G. Susi
 

Liebe Susi

Wegen der Medi-Einnahme: Es gibt Medikamentenspender mit Erinnerungsfunktionen. Dazu mal ein Link als Beispiel
http://www.careshop.de/medikamentenspender-medi28-akustischem-signal-p-3613.html

Ist zwar nicht so billig, aber wenn dafür keine Medikamente entweder vergessen, oder doppelt eingenommen werden, ist es der Preis allemal wert. Könnte auch für deine Mutter eine gute Hilfe sein.

Liebe Grüsse
Ursula

Hallo Susi,

für die Medikamentengabe kann man sich vom Hausarzt ein Rezept für einen Pflegedienst ausstellen lassen. Es fällt dann zwar Zuzahlung an aber so hast du gleich noch die Sicherheit, daß mal jemand nachschauen kommt, wie es Deiner Mutter geht.

Wir hatten das für meinen Vater (er nimmt tgl. 1/2 Tablette für seine Schilddrüse) bevor der Pflegestufenantrag durch war, weil die Krankenkasse für das "bloße nachschauen" nur nach einem Krankenhausaufenthalt für eine begrenzte Zeit gezahlt hätte und mein Vater nach seinem Sturz nur im Krankenhaus ambulant genäht wurde.

Grüße von Marie

Liebe Ursula, liebe Marie,
 
Ihr habt ja wirklich gute Tipps für mich. Danke danke!   
 
Liebe Grüße Susi