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 Wenn die Vollmacht nicht wär "HEUL"

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BeitragThema: Wenn die Vollmacht nicht wär "HEUL"
Wenn die Vollmacht nicht wär "HEUL" EmptyFr 18 Apr 2008, 19:55    © Admin
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Lebensfroh Erstellt: 31.03.08, 10:55

Ein Hallo an alle User,

seit gut 2 Monaten ist mein Vater verstorben, auch er hatte seiner Zeit schon bemerkt, dass meine Mutter erhebliche Anzeichen beginnenden Demenz hat.

Jetzt scheint es voll gegriffen zu haben, ich bin zu tiefst drüber erschüttert,aber ich weiß von vielen Angehörigen, dass die auch große Probleme haben.

Ich wohne als Single in der Einliegerwohnung meiner Eltern, die gerade 10 Schritte von ihrer Haustür entfernt ist!

Kurzbeschreibung:
Die Grundpflege ist eigentlich für das reife Alter von fast 83 noch ganz okay, ist zwar nicht auf meinem Standard, aber das war schon immer so bei meinen Eltern, die stad noch nie so richtig im Vordergrund ihres Lebens.
Das spiegelte sich auch bei der Begutachtung durch den MDK wieder, keine Unterstützung in der Grundpflege heißt auch KEIN Pflegegeld.
Mir selbst geht´s auch nicht um Finanzielle, es wär nur eine kleine Hilfe für meine Mutter gewesen.

Problematik:
- sie erkennt sehr oft keine Risiken mehr, wie:
- Hindernisse beim Spazieren gehn
- auf Trittleitern herum turnen
- usw.
- jetzt kommte jedoch folgendes dazu:
Sie ist ja noch soweit fit, dass sie selbsständig telefonieren kann, aber damit
beginnt ein neuer Abschnitt,der mir verdammt viel Sorge bereit:
- Sie beginnt zu lügen oder zu phantasieren, was genau kan ich nicht beurteilen Sad
z. B.
- ich solle nicht die Bratkartoffeln nicht essen wollen, weil kein Speck dran sei
REAL: Die Bratkartoffeln waren ungekühlt 4 Tage ohne Abdeckung im
Backofen verwahrt worden, die waren ungenießbar geworden
- ich wolle nur das Haus überschrieben haben und warte nur drauf, dass sie
schnell weg sei
REAL: Ich sagte vor einigen Tagen zu ihr, wenn´s so mit Lügen und
Unwahrheiten weiter geht, dann wird das Haus verkauft und sie geht ins
Heim!
- ich solle vor vielen Jahren mal gefragt worden sein, ob ich nicht als Brandstifter
gegen Geld tätig werden würde
REAL: Ich weiß noch, dass meine Mutter damals zu der Zeit sagte: "Hoffentlich
kommen die nicht und fragen mich, ob ich das Haus anzünden soll"?

Ich weiß bald nicht mehr weiter, also ich gehe jetzt und spreche nur noch unter Zeugen mit meiner Mutter, wer weiß, was sie mir noch alles vorwerfen könnte!

Besonders, weil es kaum einer außer dem Arzt und dem Gutachter bemerkt, dass sie wahrscheinlich an Demenz erkankt ist.

Angenommen, sie würde vielleicht erzählen, dass ich sie vergiften oder dgl. wolle, dann kommt man sofort auf mich zurück und wird mich verdächtigen.
Obwohl sie selbst die Dosis ihrer Insulinspritze verändert haben würde!

Es graust mir wirklich vor diesen Gedanken, ich lebe nur noch in Angst und Bange!

Was sol ich jetzt machen, hat jemand einen Rat???

Mit besten Dank im Voraus

Lebensfroh
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BeitragThema: Re: Wenn die Vollmacht nicht wär "HEUL"
Wenn die Vollmacht nicht wär "HEUL" EmptyFr 18 Apr 2008, 20:00    © Admin
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LillNalle Erstellt: 01.04.08, 00:35

Liebe Lebensfroh

Erst mal ein herzliches Willkommen hier im Forum. Ich habe heute deinen Beitrag mehrmals gelesen und es hat mich sehr berührt was du geschrieben hast.

Meine ausführliche Antwort wird im verlaufe des Tages noch kommen.

Jetzt wünsche ich dir erst mal eine hoffentlich ruhige Nacht und bis bald.

Liebe Willkommensgrüsse von

Ursula
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BeitragThema: Re: Wenn die Vollmacht nicht wär "HEUL"
Wenn die Vollmacht nicht wär "HEUL" EmptyFr 18 Apr 2008, 20:06    © Admin
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LillNalle Erstellt: 02.04.08, 10:32

Liebe Lebensfroh

Nun entlich meine versprochene Antwort.

Es muss entsetzlich weh tun, wenn man für alles mögliche, zum Teil auch massiv abstraktes beschuldigt wird. Und das von einem Menschen der einem sehr nahe steht.

Ich wage es einfach mal zu vermuten, das deine Mutter das was sie behauptet, nicht mit böswilliger Absicht tut. Wenn sie z.B in dem Moment wo du (verständlicherweise) keine Bratkartoffeln essen wolltest, sie 1. vergessen hat wie man diese aufbewahren sollte und 2. wie lange diese schon im Backofen ohne Abdeckung gelagert waren, bleibt nur noch ihre Logik, das es dir aus einem anderen Grund nicht geschmeckt hat. Ihre Schlussfolgerung also, weil kein Speck dran war.

Auch die Äusserung deiner Mutter, von wegen: "Du wolltest nur das Haus überschrieben haben und jetzt wartest du nur noch darauf sie schnell los zu werden." War vermutlich keine von ihr gross überlegte Äusserung, sondern eher ein Ventil ihrer eigenen Zukunftsängste. Gerade bei Demenz im Anfangsstadium, werden alle sich häufenden Defizite von den Betroffenen am stärksten wahrgenommen. Ausserdem, steckt nicht bei uns allen im Hinterkopf dieses berühmt berüchtigte: Demenz = nicht mehr ernst genommen werden und bis hin zur Entmündigung u.s.w?.....Das kann zuweilen sicherlich auch zu Panik und dadurch auch verstärkter, zu unüberlegten Reaktionen führen.

Solche Angriffe habe ich zwar mit Erik nie so stark erleben müssen wie du es mit deiner Mutter erlebst. Da wir "nur" mit ihm befreundet waren, hatten wie eine andere Voraussetzung schon von Anfang an. Aber ich glaube das gerade desshalb, unser Umfeld erst recht misstrauisch war und wir somit massiv unter "Beweiszwang" standen, um die rein freundschaftlichen Absichten zu beweisen. Von daher kann ich Ängste, über das, wie wohl andere Mitmenschen das eine oder andere sehen, oder verstehen könnten sehr gut nachvollziehen. Viele haben bei uns nur darauf gewartet das wir doch hoffentlich einen Fehler machen, damit sie uns definitiv, als weiss nicht was abstempeln könnten. Mit anderen Worten, die Lunchjustiz hatte lange Zeit immer auf uns gelauert. Damals schossen mir haufenweise Gedanken durch den Kopf, was wohl die Umwelt mit uns machen würde wenn dies, oder jenes eintreffen würde. Nun die Realität hatte sich aber dann doch anders gezeigt.

Nun zu dem schwersten Teil: Wie sollst du damit umgehen?

Ich denke das du Zeugen mit zu deiner Mutter nimmst ist ganz gut. Es gibt dir einiges an Rückendeckung und hilft dabei nicht am eigenen Verstand zu ver/zweifeln. Ausserdem braucht ein jedes von uns auch Menschen mit denen man über die aktuelle Situation reden kann.

Du wirst zur Zeit vermutlich die Anschuldigungen deiner Mutter nicht ganz verhindern können. Aber eventuell etwas eindämmen.

Einen kleinen Tipp den du versuchen könntest wäre:

Wenn deine Mutter dich für etwas absurdes beschuldigt. Versuche nicht dies bei ihr, mit aller Gewalt richtig zu stellen - das bewirkt meist nur zusätzliche Agressionen und weitere Angriffe. In solchen Situationen z.B nur zu sagen, das es einem weh tut, weil das Gesagte so nicht stimmt und nur verletzend ist - und darauf hin zu schweigen, bewirkt oft mehr als viele Worte. Auf jeden Fall in unserer Situation hatte sich diese Metode sehr bewährt und viele Spannungen so schon im Vorfeld genommen.

Zitat:

"Ich sagte vor einigen Tagen zu ihr, wenn`s so mit Lügen und Unwahrheiten weiter geht, dann wird das Haus verkauft und sie geht ins Heim!"

Auch wenn ich diese, deine Reaktion noch so gut verstehen kann, so fürchte ich das gerade solche Aussagen leider genau das Gegenteil von dem, wo man eigentlich möchte erreichen. Drohungen solcher Art drücken den Betroffenen an die Wand, wobei bei Dementen dies eine Reaktion bewirkt wie bei einem in die Enge getriebenen Tier - dieses schlägt dann nur noch zu. Diese Erfahrung musste ich leider auch machen, da stehst du durchaus nicht alleine da.

Für Demente wird es leider immer schwieriger, in ihre ehemalige, oder unsere Realität zurück zu kehren. Also müssen wir als "gesunde" immer mehr in ihre Welt eintreten um zu verstehen und vorallem unser Verhalten ihrer Demenz entsprechend anzupassen. Solange wir dies nicht akzeptieren können und dauernd versuchen, etwas was mal war zurückzuholen - solange fühlen sich die Dementen, als ob unmögliche Erwartungen an sie gestellt werden. Dies führt zu zusätzlicher Agression und Verteidigungshaltung.

Bei Demenz bleibt die emotionale Erinnerung am längsten intakt. Also hängt bei ihrem Verhalten viel davon ab, welche emotionalen Gefühle wir jeweils auslösen.....
Liebe Lebensfroh. Nun habe ich mal einiges angesprochen. Es gäbe noch so viel zu sagen. Aber da ich mal davon ausge (hoffe), öfters von dir zu lesen. Wird es schrittweise sicher auch automatisch mehr ins Detail gehen.

Ich sende dir ganz viel Kraft und liebe Grüsse

Ursula
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BeitragThema: Re: Wenn die Vollmacht nicht wär "HEUL"
Wenn die Vollmacht nicht wär "HEUL" EmptyFr 18 Apr 2008, 20:07    © Admin
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frisbee Erstellt: 04.04.08, 10:38

Hallo Lebensfroh,

es gibt verschiedene Formen der Demenz, von aggressiv über ganz lieb und dann das, was Du gerade erlebst. Ich stelle mir das ganz furchtbar vor und ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Liebe.
Vielleicht hilft es Dir ein wenig, wenn Du verstehen lernst, dass die Reaktionen Deiner Mutter nichts mit Dir zu tun haben. Es ist einfach ein Verlauf dieser Erkrankung, in der Wahnvorstellungen oft sehr intensiv und real wahrgenommen werden. Das tut weh und trifft einen oft sehr unvorbereitet, sofern man sich überhaupt auf so etwas vorbereiten kann. Ich verstehe auch Deine Ängste. Über kurz oder lang wird es sich wohl nicht umgehen lassen, sie in professionelle Obhut zu bringen, denn die Krankheit wird weiter fortschreiten und viele Angehörigen sind damit überfordert. Sie wissen nicht, wie sie mit der einen oder anderen Situation umgehen sollen. Woher denn auch. Wir waren die Kinder, die von ihren Eltern umsorgt wurden und jetzt ist es plötzlich anders herum.
Manchmal hilft es auch einfach, sich mit Leuten auszutauschen, die Ähnliches erlebt haben und die einen verstehen, so wie hier. Denn oft stösst man sogar im Verwandtenkreis auf Unverständnis "ach, dass ist doch gar nicht so schlimm. Die/Der macht doch noch einen fiten Eindruck" usw. Auch das kennen viele Betroffene. Meine Schwester und ich wurde immer als paranoid hingestellt, wenn wir unseren anderen beiden Geschwistern die eine oder andere Verschlechterung ihres Zustandes mitgeteilt haben. Da sie nur sehr selten zu Besuch kamen und sich kaum um sie gekümmert haben, hat meine Mutter sich bei diesen Besuchen oft "zusammengerissen" sofern dies möglich war. Wir waren die Buhmänner, die masslos übertreiben. Such Dir in Deinem Verwandten/Bekanntenkreis Menschen, die zu Dir stehen und Dich zumindest moralisch unterstützen.
Jeder hier weiss, dass diese ganze Sache sehr viel Nerven und Kraft kostet. Es gibt NLP-Strategien, die einem etwas helfen können, solchen Angriffen etwas gelassener gegenüber zu stehen und sie nicht an sich heran zu lassen. Das musst Du regelmässig üben, dann funktioniert das oft sehr gut. Stelle Dir z.B. ein Regencape vor, an dem alle Vorwürfe, die Deine Mutter äussert einfach an Dir herunterlaufen. Oder stelle Dir einen Regenschirm vor, den Du schützend vor Dich hälst und alle Angriffe auf Deine Persönlichkeit von Dir abhalten, sie können so nicht zur Dir gelangen. Oder Du stellst Dich bei verbalen Äusserungen Deiner Mutter einfach etwas seitlich zu ihr, damit alle Vorwürfen einfach an Dir vorbeirauschen. Vielleicht fällt Dir persönlich für Dich auch noch ein anderer Schutz ein. Stell Dir diese Dinge im Geiste vor und atme tief durch, denn es hat nichts mit Dir zu tun, weshalb solltest Du es an Dich ran lassen???

LG Marion
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