Hallo an alle Mitleser!
Bei der Suche auf eine Antwort auf meine Fragen, bin ich auf euer Forum gestoßen. Erstmal kurz zu mir. Ich heiße Carmen, komme aus dem Münsterland und bin 34 Jahre alt. Es geht um meine Oma, die ich am vergangenen Wochenende nach längerer Zeit wiedergesehen habe und unglaublich erschrocken über ihren Zustand war. Ich versuche die Geschichte nun möglichst kurz zu halten. Meine Großeltern leben ca. 300km von ihren Kindern und Enkeln entfernt. Meine Oma ist 78, mein Opa fast 80 Jahre alt. Kurz vor Weihnachten wurde meine Oma vom Hausarzt in eine psychiatrische Klinik eingewiesen weil ihr Zustand sich zunehmend verschlechterte und mein Opa mit dieser Situation nicht mehr klar kam. Sie erkannte ihren Mann seit längerem schon nicht mehr, wobei das nicht dauerhaft der Fall war. Sie stand immer nachts auf und wollte das Haus verlassen. Kurz bevor sie ins Krankenhaus kam, packte sie ihre Tasche und wollte nach Hause- wo immer das auch sein mag- denn sie war ja Zuhause. Ich habe wöchentlich mit ihr telefoniert und sie kannte mich immer, auch wußte sie wer zu meiner Familie gehörte. In der Klinik sollte sie medikamentös eingestellt werden, sodass sie einfach ruhiger werden sollte, denn sie war zu meinem Opa unglaublich frech. Ich habe sie in dieser Zeit auch dort angerufen und war besorgt, weil sie zunehmend langsamer sprach und ein Gespräch mit ihr letztendlich kaum noch möglich war.Ich habe das dann auf die Medikamente geschoben. Nach 4-Wöchigem Aufenthalt ist meine Oma nun in ein Pflegeheim eingezogen, weil eine Pflege Zuhause für meinen Opa gar nicht machbar gewesen wäre. Da habe ich sie am vergangenen Woende besucht und ich war so geschockt. Sie sitzt nur noch im Stuhl und hat den Kopf ganz gesenkt, eine ganz gebückte Haltung. Ich habe sie angesprochen und sie hat mich auch erkannt d.h. sie wusste meinen Namen, aber da war gar keine Freude mehr in ihren Augen. In der ganzen Zeit hat sie vielleicht 3 wirre Sätze gesprochen, ganz leise und immer auf der Suche nach Worten. Am darauffolgenden Tag war es noch schlimmer.Sie kann fast nicht mehr alleine essen und das Gehen fällt ihr schwer. So und nun komme ich endlich zu meiner Frage. Wie kann es sein, dass sie innerhalb kürzester Zeit derart abbaut??? Ich konnte doch vor 2 Monaten noch mit ihr telefonieren, klar war das Gespräch nicht sonderlich sinngeladen.....aber jetzt. Es ist nichts mehr von dem Menschen übrig, der sie einst war. Ich habe überall gelesen, dass die einzelnen Phasen länger andauern. Wieso ging das jetzt so schnell????
Ich hoffe, ihr könnt mir eine Antwort geben.
Herzliche Grüße

Hallo Carmen,

erst mal


Ich kann zu Deiner Frage nur soviel sagen, daß der Demenzverlauf sehr unterschiedlich ist. Es gibt ja auch so viele Formen von Demenz. So hat mein Vater vor fast einem Jahr die erste Pflegestufe wegen seiner Demenz - aber sicher auch altersbedingter körperlicher Einschränkungen - bekommen und lebt noch immer allein in einem Haus. Morgens und abends macht er sein Essen noch selbst und man kann sich relativ normal mit ihm unterhalten. Mit Pflegedienst und der Hilfe einer Bekannten komme ich so ganz gut hin.

Bei meiner Mutter, die 1995 in Frühjahr verstarb, war das ganz anders. Ich wohnte damals auch weit entfernt und mein Vater hatte nichts bemerkt. Als ich Ende 1993 zu Besuch kam und klar war, daß meine Mutter an Demenz leidet. Auch sie war zunächst aggressiv. Dann kam eine Phase, in der sie sehr langsam und artikuliert sprach - aber nicht immer sinnvoll. Schnell hat sie dann gar nicht mehr gesprochen. Sie hat auch schon vor Ende 1993 kaum noch etwas sinnvolles im Haushalt machen können (nur alles von hier nach da geräumt) und auch nicht mehr eingekauft und sehr mangelhaft gekocht. Eines morgens ist sie dann ganz friedlich eingeschlafen.

Wir müssen es einfach annehmen, wie die Demenz verläuft. Ich kann gut verstehen, daß Dich das bei Deiner Oma sehr belastet. Ich versuche im Moment einfach nicht daran zu denken, was mir mit meinem Vater noch bevorsteht sondern den Augenblick zu genießen.

Lies Dich mal durch die Beiträge im Forum, dann wirst Du verstehen, daß wirklich jeder Fall anders ist. Ich habe hier unheimlich viel gelernt und auch nötigen Zuspruch gefunden. Bei konkreten Fragen findet sich immer jemand, der eine Antwort weiß.

Laß' Dich nicht unterkriegen.

Grüße von Marie

Liebe Carmen,
herzlich Willkommen bei uns im Forum.

Ich kann mir gut vorstellen, dass das für dich ein Schock war. Vor allem, wenn man jemanden nicht täglich sieht, ist es noch heftiger.

Es kann natürlich mit der Form der Demenz zusammenhängen. Aber was mir jetzt auch so spontan einfallen würde, wäre die Frage, welche Medikamente sie dort bekommt. Ich möchte dich nicht beunruhigen, aber als unsere Mutter noch im Heim war, sass sie dort auch nur so.
Sie wurde unnötigerweise ruhiggestellt. Es gab nicht viel Personal, da konnte man kaum auf aktive Menschen ständig aufpassen.

Wenn du noch mal da bist, spreche doch einfach mit dem Personal und dem behandelden Arzt. Das gibt dir sicherlich Aufschluss, woran es letztlich liegt.

Weiterhin viel Kraft und alles Gute.

LG Biggi

Hej Carmen,

auch von mir ein herzliches Willkommen. Du wirst sehen, dass Du beim Stöbern in unserem Forum viele Antworten auf deine fragen erhalten wirst.

Marie und Biggi haben Dir ja schon einiges geschrieben.

Klar ist es erschreckend, wenn man einen Dementen nach einiger Zeit sieht und er wieder einen "Schub" bekommen hat. Dies ist leider so bei der Demenz, hier spielen die vielen unterschiedlichen Formen, aber auch der Verlauf der Krankheit in unterschiedlich stark ausgeprägten Phasen eine Rolle.

Auch stimme ich Biggi zu, dass Du im Pflegeheim nach den Medikamenten recherchierst. Das Heimbewohner "ruhiggestellt" werden kommt leider doch häufiger vor.

Kopf hoch und viel Kraft für Dich.

LG

Frederik