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Ehemaliges Mitglied "GELÖSCHTER USER"
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| | | | vargen Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Gefühl des Abschiebens Mi 18 Mai 2011, 00:47 © vargen | |
| Hej Ulli,
dies ist eine ganz sensible Sache. Ich selber hätte damals mit meiner Mutter auch solche Gedanken gehabt und hätte mir nach ihrem Tode noch mehr Vorwürfe gemacht. Es gibt aber genügend Menschen, die es aufgrund ihrer Lebensumstände nicht anders machen können, obwohl ich dies oft bezweifele - zumindest was ich hier so manchmal lese. In solchen Fällen kommt wohl so eine Reaktion zwangsläufig, wenn man ganz normal menschlich denkt.
Ich hätte mir aber wahrscheinlich damals mit meiner Mutter in einem "Parkhaus" wesentlich mehr Vorwürfe gemacht. Sorry, Foris, wenn ich den Ausdruck "Parkhaus" verwende, aber dies sind für mich zu 80 % der Pflegeheime, zumindest in unserer Umgebung.
LG
Frederik
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| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Gefühl des Abschiebens Mi 18 Mai 2011, 07:26 © sylvia | |
| Moin Ulli, es ist kein Abschieben oder parken. Was sollen Menschen tun, die keine andere Möglichkeit haben? Selber vor die Hunde gehen? Sehen wir es mal so, man kann sich Zeit nehmen einen guten Platz zu finden und das ist durchaus möglich. Da muß man dann kein schlechtes Gewissen haben. Sie sind unter Gleichgesinnten und es gibt wirklich nette Schwestern, die sich auch Zeit nehmen. Hat man dann das Glück einen Platz in der Nähe zu finden kann man jederzeit Besuche machen. Ich war täglich dort, fuhr mit meinem Papa raus frühstücken, Arztbesuche..... Leider gibt es immer noch zuviele Stifte die viel sagen wir mal "Schindluder" treiben. Dort, wo ich ehrenamtlich tätig war hätte ich meinen Papa nie wohnen lassen. Man sollte immer mit Herz und Verstand handeln. LG Sylvia
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
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| | | Dennis60 "GELÖSCHTER USER"
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| Thema: Re: Gefühl des Abschiebens Mi 18 Mai 2011, 07:31 © Dennis60 | |
| moin ulli 52 ich 61, single, nicht verheiratet, keine kinder, keine geschwister, seit 14 jahren eu rentner d.h. auf grund einer krankheit bin ich nicht mehr in der lage zu arbeiten, mit einkünften = einer eu rente die sich auf höhe der grundsicherung bewegt um es mal verstandes alltags begrifflich auszudrücken, betreue meine eltern seit 11 jahren. mein vater ist vor 10 jahren zu hause im alter von 83 jahren gestorben, meine mutter im alter von 84 jahren lebt noch in ihrem eigenen haus. "noch" deshalb, weil die schlichten voraussetzungen für eine pflege, betreuung zu hause nicht mehr gegeben sind. sprich der schnöde mammon, das geld ist schlicht und einfach alle. die rente meiner mutter, einkünfte reichen nicht mehr aus um die monatlichen/jährlichen kosten des hauses die monatlichen anfallen lebenshaltungskosten die monatlichen anfallen kosten für eine hauswirtschafterin die monatlichen anfallenden kosten für zusätzliche physiotherapie, eigenanteil den man für leistungen für hilfsmitteln, windeln, medikamente die die kasse nicht mehr bezahlt aber notwendig sind zu bezahlen das haus ist beliehen, der kreditrahmen ausgeschöpft eben damit meine mutter solange es geht zu hause, die umgebung die eine optimale "lebensqualität ermöglicht" wohnen, leben kann. auf grund meines eigenen gesundheitlichen zustandes, ich wohne seit 15 jahren in einer behindertengerechten wohnung ca 20 minuten mit dem auto (das ich nicht habe) der bahn vom wohnort meiner mutter enfernt, hat sich mittlerweile in einer art und weise verändert, das ich selbst in den nächsten monaten nach frankfurt umziehen muß, weil ich dort die möglichkeit habe auf ein wohnangebot "betreutes wohnen" in anspruch nehmen, zurückgreifen kann. was mich betrifft - als folge einer krankheit habe ich seit fast 2 jahren eine polyneuropathie in beiden füßen, muskelschwund in den beinen das ich noch nicht mal eine stufe steigen kann, keine treppen steigen kann. Selbst das einsteigen in eine strassenbahn oder in einen zug vorausgesetzt der einstieg ist nicht auf gleicher höhe wie der bahnsteig bzw wagen eines zuges ist mir nicht mehr möglich. die "verstandesmäßigen lebensumstände" wie es vargen ausdrückt sind nicht mehr vorhanden, zur gänze ausgeschöpft somit nicht mehr möglich. Ein "Leben im Alter - Ein leben in Würde" so wie es eben zu hause in den eigenen 4 wänden optimal der fall ist, in der umgebung die einem vertraut ist, der umgebung die einem lieb geworden ist, der umgebung in der man sich wohl fühlt und so leben kann wie man es gewohnt ist, das ist nicht mehr möglich. ich stehe jetzt vor der gleichen situation. ich muß innerhalb der nächsten monate einen "platz in einem heim" einem parkhaus wie es vargen nennt, finden. nein ich habe nicht das gefühl das ich sie abschieben werden. nein ich fühle mich nicht schuldig. ich habe alles getan was in meinen Kräften steht, was mir, meinen Lebensumständen entsprechend möglich ist. gleichwohl kann ich deine Bekannte sehr gut verstehen weil mir solche gedanken nicht fremd sind, weil ich solche "selbstvorwürfe, selbst schuldzuweisungen" sehr gut aus eigener erfahrung kenne. in den 11 jahren der betreung meiner eltern, meiner mutter, war ich schon mehr wie einmal in einer situation in der ich mich gefragt habe ob ich alles getan habe, alles tue im kontext zur pflege/betreung meiner mutter. und - auch das ist teil des betreuungsprozess, zumindest war/ist es bei mir der fall, das ich immer wieder mal sagte: " Mensch warum hast du das nicht von anfang an so gemacht? dann hätest du dieses, jenes, pipapo, etcetera . . . . " ich mußte lernen das ich JETZT immer nur so zu handeln in der lage bin weil ich JETZT auf grund meines wissen und meiner erfahrung/informatio der meinung/überzeugung bin das es genau das richtige bzw angemessene ist. da wir uns weiterentwickeln, mit jedem tag neue erfahrungen machen und neu informationen auf - wahrnehmen, da sich die menschen die wir betreuen, da sich meine mutter, ihre krankheit, ihr zustand verändert, ihr zustand heute ein anderer ist als er vor 3 jahren war und in 2 jahren ein anderer wie ihr heutigersein wird, sind auch solche gedanken begleitet von dem gefühl des zweifels ob man alles richtig gemacht und der schuld, diesen gefühlen denen man in solchen situationen dann sehr nahe ist, normal weil menschlich. sich selbst zu akzeptieren, das zu akzeptieren wie man JETZT ist, handelt, denkt . . . . . im kontext zur betreuung, im kontext zum leben, das ist alles andere als eine leichte übung. in dieser zeit wie auch auf grund meiner eigenen lebensumstände mußte ich lernen zu "unterscheiden" ziwschen dem "anspruch" den ich an mich selbst stelle, zwischen "erwartungen" eines anderen anderen menschen seien es nun die eigenen eltern, nahe freunde, die lieben nachbarn oder gar die gesellschaft und dem was ich zu leisten in der lage bin. das war und ist mehr wie einmal ein schmerzhafter prozess gewesen. schmerzhaft eben deshalb weil sich gefühle wie schuld, des versagens etc sich immer wieder gerne und sehr schnell bei mir eingestellt haben. solche gefühle, solches sich selbst hinterfragen, reflektieren solche prozesse sind normal. da ist es gut wenn man jemand hat mit dem man darüber reden kann.
Zuletzt von Dennis60 am Mi 18 Mai 2011, 10:11 bearbeitet; insgesamt 4-mal bearbeitet |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Gefühl des Abschiebens Mi 18 Mai 2011, 07:37 © sylvia | |
| Moin lieber Dennis, danke für die offenen ehrlichen Worte. Ich hoffe sehr, Du bist nicht ganz allein und hast jemanden zum reden. LG Sylvia
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
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| | | Admin Administrator
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| Thema: Re: Gefühl des Abschiebens Mi 18 Mai 2011, 08:14 © Admin | |
| Liebe Ulli
Lange war mir mein schlechtes Gewissen ein täglicher Begleiter. Schon alleine desswegen weil Vernunft und Gefühle weit auseinander klaffen können. Bei Erik war das schlechte Gewissen schon oft im Vorfeld vorhanden. Schon als es darum ging "sein Leben" so gut wie möglich zu Ordnen und Aufzuräumen. Dann die dauernde Frage, welchen Gefahren ich ihn wohl aussetze, sollte mir in unserem jeweiligen Aufenthalt in der Schweiz etwas passieren. Erst recht da ich in der Schweiz für ihn auf keinen Pflegedienst zugreifen konnte und desshalb für mich die ganze Pflege zum 24 Std. Job wurde (über Jahre).....Die Frage nach einem Heim, war einerseits für ihn schlussentlich ein gewisser Schutz. Das schlechte Gewissen, hätte bei mir in Beruhigung über wechseln können, wenn er sich im Heim wenigstens einigermassen hätte wohl fühlen können. Dieses Glück hatten wir aber leider nicht - und die Wahl noch weniger....
Aus heutiger Sicht - auch das was mir die Erlebnisse hier im Forum zeigen. So ist es doch eigentlich so: Das sowohl die Frage, wieviel wir geben können und wieweit unser Gewissen uns wirklich drückt, in erster Linie davon abhängt, wie gut die Beziehung im Vorfeld war. Bei Pflege der Eltern gilt also unweigerlich auch, wieweit wir als Kinder überhaupt geliebt wurden, oder eben auch nicht. Auch bei Ehepartner zählen die Qualität der Ehejahre. Je näher uns jemand Emotional steht, je liebevoller der gegenseitige Umgang ist/war, je mehr möchten wir gerne alles perfekter machen, als was wir eigentlich in der Lage sind = Nährboden für ein schlechtes Gewissen.
Manchmal zwingen uns auch die Umstände zum einen oder anderen Handeln. Sei es finanzieller Natur, oder die eigene Gesundheit. Ja, dann darf man sich manchmal nicht mal fragen was wir, oder unsere Lieben möchten....
Liebe Grüsse
"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden." |
| | | morana Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Gefühl des Abschiebens Mi 18 Mai 2011, 10:53 © morana | |
| hmmm... da sich bei uns ja auch, bevor wir die 24-h Betreung genommen haben, die Frage nach einem Heimplatz stellte, haben wir uns intensiv damit auseinander gesetzt. Klar möchte man seine lieben Angehörigen in ihrer gewohnten Umgebung, umgeben von lieben, verwandten Menschen lassen... solange man die Sicherheit und die Gesundheit garantieren kann...
Ganz oft ist es vielleicht sogar die beste Möglichkeit - wenn man, wie ihr immer wieder richtig schreibt, das Heim sorgfältig auswählt.
...und so lange es die eigene Gesundheit zulässt... ich hatte zum Beispiel ganz plötzlich gesundheitliche Probleme wie Bluthochdruck, Schlafstörungen, Verdauungsprobleme und Gelenksschmerzen...
...ein wichtiger Punkt ist mM. auch die eigene Altersversorgung - wenn ich nun meinen Job gekündigt hätte um meine SchwieMu rundum betreuen zu können... ich würde nie wieder einen Job finden... ich bin jetzt, mit Anfang 40 für die meisten ausgeschriebenen Jobs zu alt... |
| | | Farina Wohnt oft hier
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| Thema: Re: Gefühl des Abschiebens Mi 18 Mai 2011, 13:49 © Farina | |
| Hallo zusammen, ich kümmere mich seit 6 Jahren in allen Belangen alleine um meinen bei uns lebenden Vater. Neben meinen Kindern und meinem inzwischen kranken Mann. Ach ja, berufstätig bin ich auch. Wenn es so weiter geht wie in den letzten Wochen werde ich bald vor der Entscheidung stehen meinen Vater in einem Pflegeheim unterzubringen oder vor die Hunde zu gehen. Jeder von uns möchte doch wenn irgend möglich in seinem Zuhause bleiben u. ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen bis zum Schluß. Wenn ich mir aber vorstelle, all das was ich für meinen Vater tun muss, all die Einschränkungen u. Belastungen müssten meine Kinder für mich ertragen, dann würde ich jetzt entscheiden in ein Pflegeheim zu gehen u. das meinen Lieben zu ersparen. Und eigentlich glaube ich, dass mein Vater, wenn er denn noch zu solchen Überlegungen fähig wäre, sich auch dafür entscheiden würde. Vor zwanzig Jahren hätte er so entschieden, da bin ich sicher. Deswegen werde ich mein Bestes geben so lange ich kann, aber wenn ich nicht mehr kann kein schlechtes Gewissen haben (hoffe ich). Vielleicht bin ich naiv, aber ich wünsche mir noch so lange durchzuhalten bis er eines Tages in seinem Zuhause einschläft und nicht wieder wach wird. Ich denke die meisten hier im Forum haben sich viele Gedanken gemacht und bestimmt nicht leichtfertig entschieden, jeder Mensch u. jedes Leben ist anders. Ich fühle mich verpflichtet für meinen Vater zu sorgen, ohne Frage. Aber bei allem muss ich auch an meine Familie u. meinen Job denken.
Ich wünsche jedem die Entscheidung mit der er / sie leben kann.
Viele Grüße Farina |
| | | Biggi Moderator
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| Thema: Re: Gefühl des Abschiebens Mi 18 Mai 2011, 14:08 © Biggi | |
| Liebe Ulli, ich bin davon überzeugt, dass es Menschen gibt, die ihre Angehörigen wirklich abschieben. Unser Freund, der Altenpfleger, erzählt oft genug unvorstellbare Geschichten, die er bei sich im Heim erlebt. Da sind Kinder mit Geld ohne Ende, die ihre Elternteile aber höchstens mal zu Weihnachten besuchen....Sie sind froh, in ihrer gesunden heilen Welt zu leben. Da ist für sowas kein Platz...
Aber ich bin auch sehr davon überzeugt, dass es nur die Ausnahme ist. Den meisten fällt es unsagbar schwer, ihre Lieben ins Heim geben zu müssen, aus welchen persönlichen Gründen auch immer. Und von diesen induviduellen Gründen gibt es eine Menge. Da darf nie von abschieben gesprochen werden.
Wir haben hier bei uns im Forum selber viele liebe Foris, die diesen schweren Schritt gehen müssen, weil es keine Alternative gibt. Und wie unglaublich schwer es ihnen fällt, brauch mal hier wohl nicht vertiefen.
Als Fazit würde ich sagen, dass man wirklich jeden einzelnen Fall sehen muss, welche Gründe letztendlich dazu führen. Also ist eine Vorverurteilung völlig daneben.
Bei uns ist der Fall eh anders, da wir eine von wenigen sind, die unsere Mutter wieder dort rausgeholt haben. Aber das ist ein anderes Thema. Damals mussten wir sie auch schweren Herzens dort hin geben, weil die Gegebenheiten früher anders als heute waren.
LG Biggi
--- Besondere Menschen erkennst du daran, dass sie dich berühren ohne ihre Hände zu benutzen --- |
| | | jellyamber Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Gefühl des Abschiebens Mi 18 Mai 2011, 14:19 © jellyamber | |
| Na, da ich gerade gaaanz frisch "abgeschoben" habe, kann ich wohl sagen: Klar, das schlechte Gewissen gehört dazu, weil man in der Rückschau immer sagt, ach, das hätte ich doch auch noch geschafft. Das Gedächtnis ist ein Hund und macht uns das Erlebte oft leichter als es war, damit wir es besser aushalten können. Leider verzerrt es dadurch auch das Erleben und so denke ich bereits einen Tag, nachdem meine Ma im Pflegeheim ist, ach, eigentlich war es doch gar nicht so schlimm.... verrückt, oder? Wie gut, dass ich hier den ganzen Prozess beschrieben habe und mich so daran erinnern kann, dass es eben nicht mehr ging und geht, dass ich einfach alles getan habe, was in meiner Macht stand und nun "abgeben" muss, die Gründe dafür kennt ihr und hat ein jeder ganz individuell. Genauso individuell ist auch der Leidensdruck bzw. die Beziehung zu den Eltern. Tja und leider gibt es keine Pauschallösung, um damit umzugehen. Da muss jeder selber durch, aber mir hat es gut getan, mich ein wenig an euch zu orientieren und mir Rückmeldungen zu holen. Wichtig finde ich in dem Zusammenhang, sich auch von der Meinung der Bekannten, Verwandten und Freunde zu lösen, die garantiert ihren Senf dazu geben, ohne die Erfahrung gemacht zu haben. DAS ist einfach echtes Minenfeld, das es zu entschärfen gilt. Schützenhilfe gibt Jelly -
"Und was die Jugend dalässt, ist ein Spiegel. Da guckt man rein und sieht: Man hat keine Eierschale mehr auf dem Kopf. Man hat jetzt eine Frisur."Martina Holzapfl |
| | | Martina Ist hier Zuhause
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| Thema: Gefühl des Abschiebens Mi 18 Mai 2011, 23:21 © Martina | |
| Liebe Ulli, eigentlich kann ich mich voll und ganz dem von Jelly geschriebenen anschliessen. Zu meinen persönlichen Erfahrungen gehört jedoch auch, dass wir meinen nur daheim fühlen sich unsere Kranken wohl und geborgen. Das mag für viele zutreffen, aber meine Mutter blühte im Stift richtig auf, genoss die Gesellschaft der anderen, die auch alle ein "Handicap" hatten und liebte ihre Schwestern und Zivis. Sie freute sich, wenn ich zu Besuch kam, aber es war auch ok wenn ich wieder ging. Das nahm mir das anfängliche schlechte Gewissen und wir hatten immer schöne Stunden zu zweit. Aber wie gesagt, das sind meine persönlichen Erfahrungen. Sicher wird jeder Angehörige und auch jeder Kranke anders auf die neue Situation reagieren und einen wirklich guten Platz zu finden ist leider immer noch schwierig und ähnelt manchmal einem Glückspiel.
LG Martina |
| | | Ehemaliges Mitglied "GELÖSCHTER USER"
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| Thema: Re: Gefühl des Abschiebens Do 19 Mai 2011, 09:04 © Ehemaliges Mitglied | |
| Guten Morgen zusammen , danke für eure Antworten, sie sind sehr hilfreich. Ich möchte gerne das richtige zu der Frau sagen, doch dann denke ich mein Mann müsste ins Heim. Da würde ich mir bestimmt auch Vorwürfe machen, obwohl ich weiss das ich alles versucht und gegeben habe. Wenn jemand seinen Lieben abschiebt ist es schlimm, aber wenn jemand sagt, das kann ich nicht, verstehe ich das. Es gibt aber auch welche die pflegen jemanden wegen dem Geld, und kümmern sich dann gar nicht um den Kranken. Mein Mann würde auf jeden fall in ein Pflegeheim in seiner Heimatstadt kommen, wo ich dann auch hin ziehe. Hier hält mich nichts mehr, das Verwandte sich einmischen brauche ich nicht zu fürchten. Bei uns gibt es nichts zu Erben, und sonst bekomme ich schonmal eine email, das war es auch schon. Liebe Grüße Ulli |
| | | vargen Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Gefühl des Abschiebens Do 19 Mai 2011, 20:45 © vargen | |
| Hej Ulli,
habe gerade erst deine Zeilen gelesen. Wenn ich oft hier im Forum meine Statements abgebe - mit "Parkhaus" oder "abschieben" - es hängt immer von der jeweiligen Situation ab. Ich kann es mir einfach machen und an lieben Angehörigen schon am Anfang, bevor ich es versucht habe in ein Pflegeheim geben. Ich kann die Pflege versuchen und es klappt nicht, egal aus welchen Gründen. Ich kann aber auch länger Pflegen und merke ich komme an meine körperlichen und seelischen Grenzen. In diesem Fall ist es für mich total nachvollziehbar. Ich hatte damals bei meiner Mutter schon mal die Gedanken spielen lassen, dass ich, obwohl der "Brötchenverdiener", meinen Job aufgebe und nur für meine Mutter da bin. Habe es letztendlich nicht gemacht, da es auch nicht möglich gewesen werde.
Ich kann nur von mir reden, meine Mutter wäre nie in ein Pflegeheim gekommen, obwohl ich in manchen Nächten mich gefragt habe "Wie lange noch?" - und bei mir war es halt wirklich net so lange.
Einen richtigen Rat würde ich in solchen Situationen keinem Menschen geben, dazu ist jeweilige Situation zu verschieden und "einzigartig"!
LG
Frederik
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| | | Rita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Gefühl des Abschiebens Fr 24 Jun 2011, 15:33 © Rita | |
| Hallo Ulli, hätte man mir vor 1 Jahr gesagt dass meine Eltern vielleicht eines Tages in einem Altersheim wohnen würden, hätt ich es nicht geglaubt und hätte es auch nicht zu gelassen. Wären sie dann trotzdem dort "platziert" geworden, hätt ich mich absolut total mies gefühlt. Ich hab es damals auch als "parkieren, abschieben" nenn es wie du willst gesehen. DOCH.... mittlerweilen seh ich die Dinge anders. Viele Dinge sind inzwischen passiert. Meine Mutter (Demenz), hatte letztes Jahr im Mai wieder einen Schub und wir wussten nicht mehr weiter. Ich hab dann nachgeforscht und bin auch ein tolles Tagesheim gestossen. Das habe ich zuerst mit meiner Schwester besichtigt, und dann nur ich und Mama. An dem Tag wo ich mit Mama hin bin kam ich mir wie eine Verräterin vor. Ich hab dann auch am nächsten Tag geheult, weil ich mir mies vor kam, als wie wenn ich meine Mutter verkauft hätte! Doch ich muss sagen : es war absolut richtig! Sie fühlt sich dort so wohl, wie sonst nirgendwo. Nicht mal zu Hause fühlt sie sich so wohl, weil dort niemand ist der sie unterhält, der mit ihr etwas macht. Zu Hause ist nur mein Vater, der schreit sie oft an, hat Mühe mit ihr, was ja auch kein Wunder ist, er ist ja auch nicht mehr der Jüngste und hat selber gesundheitliche Probleme. Er sieht fast den ganzen Tag fern und Mama hat neben ihm zu sitzen. Sie jedoch mag gerne etwas machen, doch sie kann leider absolut gar nichts mehr alleine, nicht mal mehr essen geht ohne Aufsicht. Manchmal muss man solche Dinge erleben um die Meinung zu ändern. Manchmal braucht man auch einen kleinen Schock um die Welt mit andern Augen zu sehen. Deswegen kann ich heute sagen : das Alters/Pflegeheim ist gar nicht so schlecht wie sein Ruf, und die Leute werden dort nicht einfach abgeschoben. Es wird ihnen viel geboten, sie werden nicht in ihrem Bett gelassen, mit Medikamenten vollgepumpt damit sie still sind. (Es mag Ausnahmen geben). Im Allgemeinen sind die Heime wirklich gut. Natürlich sollte man diese mit Sorgfalt auswählen, mit den Patienten hin gehen, sehen ob's ihnen auch gefällt, was das Heim bietet usw. Meine Kollegin hat vor kurzem ihren Vater in ein Heim bringen müssen. Und was soll ich euch sagen? Der fühlt sich dort pudelwohl, weil er die lästigen Hausarbeiten nicht mehr machen muss, sondern jeden Nachmittag im nahegelegenen Park spazieren gehen kann (sie sind eine ganze Truppe die immer zusammen sind), dort hat's Fussballfelder und Tennis Plätze, die Senioren sehen dort gerne zu. Das ist doch Lebensqualität. Sie's so = im Heim sind sie von den Lästigkeiten des Alltags befreit und können aufatmen und können endlich etwas tun was ihnen Spass macht. Ich wünsche es für meine Eltern auch, weil es wird einfach zuviel. Solange eine Person fähig ist zu Hause zu wohnen und dies auch wünscht und es noch Spass macht, dann ist es ok, wenn's jedoch zur Last wird, sollte man sich den Schritt überlegen. Die älteren Personen haben leider immer noch dieses Bild im Kopf dass man im Altersheim ans Bett gefesselt ist, und still zu sein hat und nichts tun kann. (So auch mein Eltern). Doch wenn man mit ihnen diese Heime besichtigen geht und sie sehen dass es absolut anders ist, dann ändern sie oft von sich aus die Meinung. Ich selber habe mir vorgenommen dass, wenn ich eines Tages alleine sein sollte, und keinen Bock mehr habe die täglichen Hausarbeiten zu verrichten, ich auf jeden Fall in ein Altersheim ziehen werde, ich will nicht zur Last für meine Kinder werden, und schon gar nicht die Last des täglichen Haushaltes haben. (Bin eh kein Haushalts-Mensch. ) Hoffe ich konnte deine Bedenken damit etwas mindern. Rita |
| | | Traudel Ist hier Zuhause
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| | | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Gefühl des Abschiebens Fr 24 Jun 2011, 18:06 © sylvia | |
| Liebe Rita, ich kann mich Deinen Worten in vielen Dingen anschließen. Aber sollte wirklich ganz genau prüfen welcher "neue Wohnsitz" es denn werden soll. Es gibt unter den Seniorenstiften noch sehr viele schwarze Schafe - leider. Auch ich möchte meinen Söhnen nicht zur Last fallen, würde dann betreutes wohnen wählen mit Anschluß an einen Stift Platz, wenn es gar nicht mehr geht. Daher sollte auch jeder Vorsorge treffen, sei es das Testament, die Generalvollmacht und die Patientenverfügung. LG Sylvia
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| | | Rita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Gefühl des Abschiebens Fr 24 Jun 2011, 22:08 © Rita | |
| Hallo Traudel, oh das ist aber toll, mit 90 ist sie noch so fit? Das hört man doch gerne. So müsste es für jeden sein. Das finde ich klasse, und sie ist wirklich total vernünftig. Kann ich nur gratulieren und hoffen dass es der Dame noch lange so gut gehen möge. Rita hola... das mit dem Testament usw hab ich ja noch gar nicht überlegt. Das wäre eine gute Idee. Ja, man muss sich die Altersresidenzen gut ansehen, aber dann findet man schon die richtigen. |
| | | Martina Ist hier Zuhause
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| Thema: Gefühl des Abschiebens Sa 25 Jun 2011, 19:31 © Martina | |
| Da hast Du Recht, liebe Sylvia. So möchte ich das auch mal haben, aber wir wissen leider alle nicht, wie es mal kommen wird. Das Testament usw. betreffend weisst ja, dass ich das gerade endlich in Arbeit habe. Bin froh, wenn alles bestens vorbereitet ist. Auch bei diesem Thema habe ich hier viel gelernt. Danke Euch allen nochmal herzlich dafür.
LG Martina |
| | | Traudel Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Gefühl des Abschiebens Sa 25 Jun 2011, 20:03 © Traudel | |
| Liebe Martina machst du das jetzt schon mit dem Testament, daran gedacht habe ich ja auch schon mal nicht unbedingt wer was erbt ehr so was mal passiert, falls was ist. Na ich werde das auch mal mit meinem Holden besprechen. LG Traudel |
| | | Martina Ist hier Zuhause
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| Thema: Gefühl des Abschiebens Sa 25 Jun 2011, 20:31 © Martina | |
| Liebe Traudel, "früh" ist gut, ich will das schon seit Jahren machen. Als ich die Betreuung meiner Mutter übernommen habe (musste), habe ich mal gefragt, wann der richtige Zeitpunkt für z.b. eine Patientenverfügung ist. Da hat man mir geantwortet "eigentlich sollte das jeder mit 18 machen" und irgendwie stimmt das ja auch. Mir ist wohler, wenn alles geregelt ist und ändern kann man das jederzeit. Habe ich allerdings nicht wirklich vor. Ein schönes Wochenende.
LG Martina |
| | | Traudel Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Gefühl des Abschiebens Sa 25 Jun 2011, 22:17 © Traudel | |
| Ja liebe Martina du hast ja vollkommen recht, aber man schiebt das wohl immer gerne vor sich her und das obwohl es wirklich wichtig ist. Liebe Grüße Traudel
Machst du das nur Handschriftlich? |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Gefühl des Abschiebens So 26 Jun 2011, 09:14 © sylvia | |
| Moin Traudel, für geregelte Verhältnisse ist es nie zu früh. Wer ein Haus hat kann am einfachsten ein Berliner Testament machen. Ein Testament muß immer handschriftlich, mit Datum und den genauen Daten der Personen sein und natürlich unterschrieben. Man kann es für sich schreiben oder über einen Anwalt und am Gericht hinterlegen. LG Sylvia
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| | | Martina Ist hier Zuhause
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| Thema: Gefühl des Abschiebens So 26 Jun 2011, 11:54 © Martina | |
| Liebe Traudel,
ich lasse das alles einen Anwalt machen. Möchte auf der sicheren Seite sein. Schönen Sonntag.
LG Martina |
| | | Marie Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Gefühl des Abschiebens So 26 Jun 2011, 12:05 © Marie | |
| Hallo Ihr Lieben, es gibt durchaus auch andere Möglichkeiten als ein privatschriftliches Testament zu verfassen. Schaut mal hier: http://www.erbrecht-ratgeber.de/erbrecht/testament/testament_04.html Es ist zu umfangreich, um hier alles extra aufzuzählen. Ich würde - wenn es erforderlich wäre, ein Testament zu machen - keinesfalls die privatschriftliche Variante vorziehen. Das wäre mir zu unsicher. Glücklicherweise muß ich gar keines machen, weil ich nur einen Sohn habe, der ohnehin gesetzlicher Erbe ist. |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Gefühl des Abschiebens So 26 Jun 2011, 16:27 © sylvia | |
| Liebe Marie, danke für den Link. Man kann natürlich auch Rücksprache mit seinem Anwalt des Vertrauens nehmen und dann schreiben. Auch, wenn man "nur" einen Sohn hat, würde ich eins aufsetzen. Man hat schon Pferde kotzen sehen. LG Sylvia
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