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| Hilfe! Nun bin ich auch noch selbst ausgerastet. | |
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Stella Ist sich am Einleben
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| Thema: Hilfe! Nun bin ich auch noch selbst ausgerastet. Di 14 Feb 2012, 20:59 © Stella | |
| Guten Abend,
Mutter hat die fixe Idee, dass andere ihr Böses wollen, ist sehr negativ, kippt ganz schnell in Beschimpfungen, fast paranoid. Freundliche Umgangsformen und Höflichkeit sind bereits beinahe zum Erliegen gekommen. Statt zu grüßen "bellt" sie mich zumeist sofort mit hasserfüllten Klagen an. Die Klagen betreffen zumeist andere. Mit mir ist sie dann aber auch böse, weil ich keine Ahnung habe, wie schlimm das alles ist, weil ich es ja so gut habe, weil ich ihr nicht glaube, weil ich "das" nicht abstelle.
Sie ist überzeugt, dass...
- ein Nachbar ihr immer wieder das Wasser abdreht;
- die Frau von der Taxizentrale sie schikaniert und absichtlich kein Taxi schickt; (Mutter kann kaum mehr am Telefon erfassen, was der andere sagt, erkennt Anrufbeantworter/ Warteschleifen nicht, wählt falsche Nummern.)
- ein Nachbar ihr den Strom abstellt und den Fernseher "stört";
- Handwerker, die wegen einer Umrüstung des Satellitenempfangs in jede Wohnung des Hauses müssen, n u r bei ihr bohren, lärmen, schmutzen - das haben die anderen Hausbewohner so organisiert;
- der greise Schwiegervater seine Gebrechlichkeit nur vorgibt, um sich wichtig zu machen, damit er mehr Beachtung bekommt als sie (was nicht der Fall ist) ;
...usw., usf. ...
Das alles äußert sie mir gegenüber und auch anderen gegenüber.
Seit einigen Wochen prasseln besonders heftige Tiraden auf mich nieder. Zudem zocken sie Handwerker ab, die entnervte oder wichtigtuende Leute (unnötig) für sie rufen. Gestrige Aktion: Schlüsseldienst, weil rausgesperrt, 189,--€;
Als meine Mutter heute Abend wieder zeterte, schimpfte, schrie, beschuldigte - und herauskam, dass sie getroffene Vereinbarungen mit den (Satellitenanlagen-)Handwerkern abgeschmettert hat, hab i c h die Beherrschung verloren und bin laut geworden: "Ich kann dir einfach nicht mehr helfen. Du stiftest soviel Verwirrung. Ich kann da nichts für dich tun. Du machst mich wirklich fertig."
Jetzt hab ich natürlich ein schlechtes Gewissen. Andererseits entspricht das, was so spontan aus mir herauskam, ganz genau meinem momentanen Empfinden. Ich fühle mich hilflos und überfordert.
Wo krieg ich bloß in solchen Situationen Gelassenheit und inneren Abstand her? Wird es bei diesen Beschuldigungen bleiben? Wird das noch zunehmen?
Alzheimer hat Mutter sicher nicht. Zeitweise ist ihr Gedächtnis dazu viel zu gut. Seit ihrem Schlaganfall ist sie aber deutlich geistig beeinträchtigt ("mäßige kognitive Einschränkung" steht in einem Entlassungspapier von der damaligen Reha). Sie ist häufig sehr sehr aggressiv. Es handelt sich wohl um vaskuläre Demenz. Oder vielleicht auch nicht?
Kennt ihr sowas? Wenn ja: Wie geht ihr damit um?
Für euren Rat und eure Erfahrungen bin ich sehr dankbar.
Liebe Grüße Stella
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| | | nennie Hat sich hier schon eingelebt
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| Thema: Re: Hilfe! Nun bin ich auch noch selbst ausgerastet. Di 14 Feb 2012, 22:25 © nennie | |
| Liebe Stella, mein Vater hat auch eine vasluläre Demenz... er hat auch nach ein paar Mini-Schlaganfällen und 2 Großen , eine vaskuläre Demenz...deine ganzen Probleme kenne ich sehr gut, alles ist ähnlich... er ist immer am schimpfen, alle anderen sind schuld z.B. er kommt mit seinem Rasierer nicht mehr richtig klar, (wir vermuten, er hält das Gerät falsch), aber die Rasierklingen taugen nichts, er will immerzu Neue... er kommt mit dem Telefon nicht mehr klar, aber da stimmt was mit dem Gerät nicht oder die Telekom ist schuld... mit dem Fernseher auch das Gleiche und viele andere Dinge... ich denke mir, daß es die Phase ist, wobei man selber merkt, das irgendwas nicht stimmt, aber man will es nicht wahrhaben... schlimm...schlimm... schlimm... für die Angehörigen, die das mit durchleben... Vater`s Zustand ist nach mehreren OP`s schlechter geworden und er lebt jetzt viel in seiner eigenen Welt... wenn du möchtest, schau mal in meine Beiträge, da steht noch viel mehr über Vater und seine vaskuläre Demenz... Alles Gute und liebe Grüße nennie |
| | | Stella Ist sich am Einleben
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| Thema: vaskuläre Demenz - Beschimpfungen, Verdächigungen Di 14 Feb 2012, 23:26 © Stella | |
| Liebe Nennie,
danke für deine Antwort. Ich hab bei dir nachgelesen und bin erschüttert über so viele Ähnlichkeiten!
Meine Mutter war - genau wie dein Vater - früher sehr schwierig (höflich ausgedrückt). Dennoch betreue ich sie nach dem Tod meines Vaters mit hohem zeitlichen, physischen, psychischen und finanziellen Aufwand.
Für das vorzeitige Beenden meiner Beruftätigkeit waren bei mir sowohl eine schwere gesundheitliche Krise als auch Mutters Betreuungsbedürftigkeit ausschlaggebend.
Einerseits beruhigt es mich, dass ich offensichtlich ein mitfühlender Mensch geworden bin und keine späte Rache üben muss. Ich freue mich, dass ich in ihrem Leben doch noch eine gewisse Bedeutung erlangen durfte. Andererseits kann ich ihr Verhalten manchmal kaum ertragen und es kostet mich all meine Kraft, das erforderliche Validieren (wie in einem Seminar erlernt) gelassen hinzubekommen.
Ich bin die einzige vor Ort, die Mutter betreut. Mein Mann ist beruflich viel unterwegs. Meine Schwester lebt im Ausland, kommt aber 2x im Jahr zur "Vertretung", damit wir mal wegfahren können. Einen zunehmend verwirrten Schwiegervater von 90 Jahren haben wir auch noch...
Ich werde deine Beiträge ab jetzt genau verfolgen. Dass es derartige Gemeinsamkeiten gibt, hätte ich nie gedacht.
Ganz liebe Grüße, alles Gute und viel (Nerven-)Kraft! Stella
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| | | nennie Hat sich hier schon eingelebt
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| Thema: Re: Hilfe! Nun bin ich auch noch selbst ausgerastet. Di 14 Feb 2012, 23:52 © nennie | |
| Liebe Stella, da haben wir wirklich viele Gemeinsamkeiten, sowohl mit unsern "Oldies" als auch mit unseren Gefühlen zu und mit ihnen... ich hatte und habe auch immer noch Schuldgefühle, Verantwortungsgefühle, ich bin immer noch viel zu sehr in Resonanz mit Vater, (dabei ist er viel schwieriger wie Tante Hilde...), meine Therapeutin meint, meine Kindheit muß ich weiterhin noch aufarbeiten... ich habe mir auch noch Hilfe bei einer Selbsthilfegruppe für Demenzkranke geholt und besuche sie hier vor Ort regelmäßig... vielleicht gibt es bei dir auch so was in dieser Richtung... seeeehhhhr hilfreich... Liebe Grüße, und Kopf hoch, alles wird irgendwie und irgendwann besser... nennie... |
| | | Rita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Hilfe! Nun bin ich auch noch selbst ausgerastet. Mi 15 Feb 2012, 06:09 © Rita | |
| Liebe Stella,
es ist absolut nicht einfach und dass man selber auch mal ausrastet ist ganz normal. Kein Mensch kann da ständig freundlich und fröhlich bleiben.
Habt ihr denn gar keine Hilfe? Wie sieht es mit dem Medizinischen aus, gibt es da Medikamente oder irgendetwas das helfen könne?
Es ist sehr schwer, und wenn man sich ständig drum kümmern muss sowieso. Ist nicht gerade hilfreich dass deine Schwester so weit weg wohnt. Aber besser als nichts, wenn sie wenigstens 2 x im Jahr her kommt. Wie findet sie sich denn mit der Mutter zurecht, wo sie sie nur so wenig sieht? Kommt die dann damit überhaupt klar? Ich hoffe dass du bald Hilfe kriegst, und nicht alles selber machen musst, etwas entlastet wirst. Auf Dauer ist es eine sehr grosse Belastung (erleb ich ja selber), Wie Nennie aber schon sagt : es wird irgendwann besser. Auch wenn man's im Moment nicht sieht, aber daran halte ich auch fest.
Rita |
| | | bibo50 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Hilfe! Nun bin ich auch noch selbst ausgerastet. Mi 15 Feb 2012, 09:06 © bibo50 | |
| Hallo Stella,
lass dich erst mal drücken. Es ist normal, dass man nicht immer ausgeglichen sein kann. Ich kenne das gut. Auch meine Mutter hatte anfangs ein mehr als merkwürdiges Verhalten. Es waren Männer in ihrem Haus, die Kabel verlegt haben ( was natürlich Blödsinn war), alle elektrischen Geräte waren kaputt, so dass sie sie nicht mehr benutzte, was auch nicht stimmte. Krass wars bei ihr mit Geld. Sie jammerte immer rum, sie hätte kein Geld, sie müsse bestimmt bald ins Obdachlosenheim etc. Und als mein Vater starb, war ihre einzigste Sorge Geld Geld Geld. Selbst nach gut einer Woche stand sie am Grab meines Vaters und jammerte, wie er ihr das antun konnte, wie sie jetzt so ohne Geld zurechtkommen solle. Kurz vorher war ich mit ihr auf der Kasse gewesen und habe gesehen, wieviel Geld sie hatte und wusste, hierüber braucht sie sich überhaupt keine Sorgen zu machen. Da bin ich ausgerastet und hab ihr schlimme Sachen an den Kopf geworfen. Ich konnte nicht verstehen, dass sie den Tod meines Vaters gar nicht wahrnahm, sondern sich einzig Sorgen um Geld machte. Klar hatte ich nachher ein schlechtes Gewissen, aber ich konnte die Situation nicht mehr ertragen. Ich wollte trauern und hörte stündlich nur etwas von Geld..... Also mach dir keine Vorwürfe, du und ich und die anderen, wir sind nur Menschen und manchmal sind wir einfach überfordert. Niemand kann immer nur freundlich sein und alles locker nehmen. Das geht einfach nicht. Ich wünsche dir viel Kraft und Gelassenheit und mach dir keine Vorwürfe. Drück dich mal feste. Birgit
Ärgere dich nicht, dass der Rosenstrauch Dornen trägt, sondern freue dich, dass der Dornenstrauch Rosen trägt. |
| | | Ann Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Hilfe! Nun bin ich auch noch selbst ausgerastet. Mi 15 Feb 2012, 11:57 © Ann | |
| Hallo Stella, diese Situationen wo der "Gaul mit einem durchgeht", die kennen die meisten Pflegenden/Angehörigen wohl. Wie schon die anderen geschrieben haben: Mach dir nicht solche Vorwürfe!! :-trost-: |
| | | soda1964 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Hilfe! Nun bin ich auch noch selbst ausgerastet. Mi 15 Feb 2012, 19:35 © soda1964 | |
| Liebe Stella, ich denke, so Situationen kennen ganz viele von uns. Mach dir nicht zu viele Vorwürfe Unsere Nonna hatte vor Jahren auch so eine Phase, wo alle andern an allem Schuld waren und praktisch niemand ihr irgend etwas recht machen konnte. Da wusste ich noch nichts über Demenz - heute weiss ich, dass es bei ihr da schon angefangen hat. Es gibt so viele verschiedene Arten, wie sich die "Veränderungen im Gehin" äusser können ... Ich bin an sich ein sehr geduldiger und lieber Mensch Dennoch ist es ein paar Mal vorgekommen, dass mir der Geduldsfaden gegenüber Nonna "gerissen ist". Das war NICHT SCHÖN, ich fühle mich heute noch unwohl, wenn ich an diese Situationen denke. Das waren Momente, wo ich mich dann zurück gezogen habe (meist ein paar Stunden, mal 1-2 Tage) und Nonna sich selber überlassen war. Da wurde ihr dann jeweils sehr schnell sehr schmerzlich bewusst, wie abhängig sie eigentlich von uns ist. Und sie hat sich dann jeweils sehr bemüht, die Sachen wieder gerade zu biegen... Ich wünsche dir weiterhin viel (Nerven)-Kraft - jeden Tag wieder von neuem. Ich finde du machst das mit deiner Mama sehr gut. Liebe Grüsse Therese
ThereseMan muss mit Allem rechnen - auch mit dem Guten.
Die wahre Lebenskunst besteht darin, im alltäglichen das Wunderbare zu sehen. Pearl s. Buck
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| | | Eisi Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Hilfe! Nun bin ich auch noch selbst ausgerastet. Fr 17 Feb 2012, 19:39 © Eisi | |
| Liebe Stella, es wäre übermenschlich, immer lieb und nett zu sein - es ist so eine belastende Situation, dass einem wirklich manchmal die Pferde durchgehen. Auch pflegende Angehörige sind nur Menschen, und das ist das einzig Gute an einer Demenz: unsere Pfleglinge vergessen einen Anranzer schnell wieder... Und wenn man mal wieder Dampf abgelassen hat, geht's ja auch meist wieder. |
| | | nate Ist sich am Einleben
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| Thema: Re: Hilfe! Nun bin ich auch noch selbst ausgerastet. Fr 17 Feb 2012, 20:19 © nate | |
| Hallo Stella! Ich möchte dir auch sagen ,das es schwer ist manschmal die Fassung zubehalten,ich sehe es an meiner Mutter die seid fast 3 Jahre Dement ist ,giebt es in deiner nähe vieleicht für Pflegende Angehörige so ein Geprächtskreis ,ich gehe mit freude dahin da kann mann sich mit anderen austauchen worüber mann sich sonst nicht traut . Ich möchte dir viel Kraft geben genauso wie ich es von diesem Forum bekommen habe. Gruß nate |
| | | Stella Ist sich am Einleben
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| Thema: selbst ausgerastet - im Moment wieder im Gleichgewicht So 19 Feb 2012, 23:14 © Stella | |
| Ihr Lieben,
Eure Beiträge haben mir sehr gut getan!
Bei allem Wollen und Wissen fällt es mir doch immer wieder schwer, meine Abwehr-Impulse und Reaktionen konsequent zu beherrschen, wenn Mutter gerade besonders über die Stränge schlägt.
Gestern war ich mit meinem Mann in der Unfallklinik, weil er sich beim Holz machen mit der Axt an der Hand verletzt hat (nicht sooo schlimm, Gott sei Dank).
Dort bekamen wir eine ungeplante und kostenlose "Unterrichtsvorführung". Eine Tochter war mit ihrer dementen Mutter ebenfalls dort und musste sehr lang warten - wie alle. Es war vorbildlich, berührend und herzerwärmend wie diese Frau den Kontakt mit ihrer Mutter gestaltete.
Mein Mann und ich haben so viele Anregungen mitgenommen, obwohl wir dachten, wir könnten inzwischen doch auch schon recht gut mit Omi und Opi umgehen.
Ja, es hilft, Kontakt mit anderen Betroffenen zu haben. Sogar das Zuschauen und Beobachten hilft.
Ich bin sehr froh darüber, hierher gefunden zu haben!
Liebe Grüße Stella |
| | | Kessi Ist hier Zuhause
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| | | | tabita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Hilfe! Nun bin ich auch noch selbst ausgerastet. Di 21 Feb 2012, 00:10 © tabita | |
| Liebe Stella ! Wir alle müssen doch mal Dampf ablassen. Passiert mir auch ab und zu ! So blöd sich das jetzt vielleicht auch anhört, aber in der Situation kann ich der Demenz meines Vaters auch etwas Gutes abgewinnen : ich platze... er auch...ich geh 5 Minuten raus...komm wieder rein...und...er kann sich nicht mehr daran erinnern...!!! Ist schon irgendwie makaber, aber mir hilft es nicht so ein schlechtes Gewissen zu haben. Gute Besserung an deinen Mann...und gute Nacht....!!! Tabita |
| | | Stella Ist sich am Einleben
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| Thema: Hausarzt hält Mutter nicht für dement Mi 22 Feb 2012, 10:17 © Stella | |
| Hallo und , inzwischen bin ich wieder im Gleichgewicht und hab einen Termin mit Mutters Hausarzt hinter mir. Er ist von der Zulassung her Allgemeinmediziner und Internist, ein "wackerer Kerl" mit völlig überfülltem Warte- zimmer. Auch mit Termin wartet man mehr als eine Stunde. Damit Mutter zusätzlich zur Pflegestufe 1 noch Mittel für Demente bekommen kann, wäre ein Gutachten von ihm sinnvoll gewesen. Ich hatte an einen Versuch mit 1x pro Woche Tagesbetreuung und/oder 1xpro Woche Gruppe für Demente gedacht(ganz in ihrer Nähe). Die (teilweise) Finanzierung über "Demenz-Pflege" wäre sehr willkommen, da meine Schwester, mein Mann und ich finanziell eh schon so sehr für Mutter zuschießen. Leider ist Dr. H. entgangen, dass meine Mutter massive Wortfindungsprobleme hat (auf die der Reha-Abschlussbericht bereits hinweist). Möglicherweise kommt das daher, dass er kaum zuhört und vor allem selbst spricht, um zügig zum Ende zu kommen. Er denkt nicht, dass Mutter dement ist (Abschlussbericht Reha: "mäßige kognitive Beeinträchtigung"). Seine Aussage: "Naja, manche werden depressiv, bei manchen geht es halt mehr in Richtung Paranoia, aber das ist ja nicht dement." Er hat zwar angegeben, einen Test gemacht zu haben, wusste jedoch nicht, ob dabei er selbst oder eine Helferin zugange war. Auf Nachfrage zeigte er mir genau den Test aus dem Reha-Abschlussbericht. Den kenne ich gut und habe ihn in Kopie selbst vorliegen. Einen anderen fand er nicht, suchte auch nicht danach. Eine Gedächtnissprechstunde kennt er nicht (gibt es aber hier vor Ort), einen Neurologen kann er mir nicht empfehlen. "Meinen Sie denn, Sie kriegen sie da überhaupt hin?" Das war seine Aussage dazu. Wie ich Mutter zu einem Neurologen bewegen kann, weiß ich wirklich nicht. Da liegt Dr. H. ganz richtig. Er hätte Mutter gefragt, ob sie in eine Tagesbetreuung will und das will sie nicht, meinte der Hausarzt. Ich bin mit Herrn Dr. H. meine Punkte-Liste ruhig und sachlich durchgegangen (auch Punkte, die nicht die Demenz betreffen), hab mich bedankt und höflich verabschiedet. Zum Schluss bekam noch ein Folge-Rezept für Mutters Auge in die Hand. Mutter reibt sich mit ungewaschenen Händen (auch nach WC-Besuch) aggressiv die Augen, wenn sie wegen Trockenheit tränen. Dadurch hat sich immer mal wieder Entzündungen. Ein weiteres Treffen in Sachen Gutachten halte ich für sinnlos. Manchmal macht mir die weitgehende Alleinverantwortlichkeit und Hilflosigkeit Angst und ich erlebe ja auch meine eigenen Grenzen... Liebe Grüße Stella
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| | | Kessi Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Hilfe! Nun bin ich auch noch selbst ausgerastet. Mi 22 Feb 2012, 19:35 © Kessi | |
| Liebe Stella, dass Du manchmal Angst hast, kann ich gut verstehen. Ich glaube, das kennen wir alle und wir können sie uns gegenseitig nicht nehmen, wohl aber uns gegenseitig Mut machen. Aber Du bist doch auf einem guten Weg. Gehst Schritt für Schritt nach vorn. Hausarzt hast Du nun abgehakt. Leider mit wenig Erfolg. Nun überlegst Du Dir den nächsten Schritt. Neurologe oder Gedächtnisambulanz? Kannst Du dort ohne Überweisungsschein mit ihr hin? Das wäre die erste zu klärende Frage. Dann brauchst Du ein überzeugendes Argument, sie dahin zu bekommen. Wie wär's mit: "Das ist ein Facharzt, der eine ganz spezielle Ausbildung hat, die ihm ermöglicht, Deine Medikamente viel genauer zu bestimmen." Oder: "Vergesslichkeit liegt oft an einer Krankheit der Nerven im Gehirn. Es gibt dafür jetzt Medikamente, die es früher noch nicht gab. Die darf aber nur ein Neurologe aufschreiben, weil nur er ermitteln kann, welches Medikament Dir helfen kann." Meinst Du, das könnte klappen? Ich drücke Dir ganz doll die Daumen. Du schaffst das schon (und trotzdem wünschte ich Dir Menschen an Deiner Seite, mit denen Du die Alleinverantwortung teilen könntest)! Fühl Dich mal Kessi
Gib jedem Tag die Chance, der Schönste Deines Lebens zu werden! |
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