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 Thema Tod

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Gabika
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BeitragThema: Thema Tod
Thema Tod EmptyDo 03 Mai 2012, 20:23    © Gabika
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Hi,
meine liebe alte Dame redet immer wieder vom Tod:
- ich: "nächste Woche komme ich am Freitag"
- sie: "wenn ich dann noch lebe"

- ich: "jetzt bringe ich dann einmal meinen Verlobten mit, um ihn Ihnen vorzustellen"
- sie "so lange werde ich nicht leben"

Dann kommt noch: "ich bin kaputt, ich spüre, dass ich bald sterben muss"
Sad Sie hat ja recht, aller Wahrscheinlichkeit nach muss sie vor mir sterben. Ich mag ihre Intelligenz auch nicht beleidigen, indem ich sage, dass das nicht so ist. Ich sage dann meistens das, was ich denke -nur diplomatisch: "Sie sind nicht mehr die Jüngste und trotzdem sehen Sie gut aus. Ich glaube, Sie bleiben noch länger bei mir."
Sie hat mittlerweile starke Demenz und kann sich deshalb nicht mehr selbst beschäftigen. Sie interessiert sich einfach nicht mehr für Fernsehen oder Zeitung. Gespräche funktionieren aber noch recht gut. Wir unterhalten uns über Gott und die Welt. Wie es früher in ihrem Leben so war, was sie erlebt hat, was schön war, worauf sie stolz ist usw.
Damit kann ich sie auch wunderbar ablenken. Letztlich kommt sie aber immer wieder auf den Tod zurück. Das Leben, so wie es jetzt ist, gefällt Ihr einfach nicht mehr. Ich habe ihr Kräuter gekauft, die sie jetzt schön gießt. Ich denke, Beschäftigung ist wichtig. Was für Beschäftigung und welchen Sinn kann ich ihr denn bieten? Sie ist wirklich eine sehr intelligente Frau, war immer beliebt und im Mittelpunkt und nun kämpft sie mit Demenz, hinter der ihr schlauer Geist nur mehr hin und wieder aufblitzen darf, sie hat keine Freunde mehr -die sind schon tot... Was kann ich Ihr bieten? Wie kann ich ihr Lebensfreude schenken? Sie ist so ehrlich und lieb und offen. Wir haben uns neulich über Kunst unterhalten und sie ist moderner als ich... Reicht es, wenn ich sie immer wieder ablenke oder kann man sie seelisch wieder aufpäppeln?

lg,
Gabika
PS: ich bin ein Fan der Sinnlehre - man soll den Dementen doch etwas zu tun geben - doch was? nach meinen Kräutern bin ich ein bisschen am Ende meiner Ideen - reicht das schon?
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jellyamber
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BeitragThema: Re: Thema Tod
Thema Tod EmptyFr 04 Mai 2012, 00:30    © jellyamber
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Du kannst sie seelisch aufpäppeln, in dem du zulässt, dass ihr über das Sterben und Tod sprecht.
Sterben und Tod gehören zum Leben wie Kräuter gießen. Es tut mir leide, wenn du das vielleicht als flapsig erlebst.
Aber wer will von uns entscheiden, wann es Zeit ist, darüber zu sprechen, sich damit auseinander zu setzen?

Ablenkung ist die eine, goldrichtige Sache.
Zustimmen die andere.

Wenn jemand dauerhaft das eigene Sterben und den baldigen Tod vor Augen hat,
dann sollte das das Thema sein.

Mögliche empathische Antworten auf "wenn ich dann noch lebe" oder "solange werde ich nicht leben":

"Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn du noch solange durchhältst."
"Meinst du, du schaffst es noch, solange hier zu bleiben? Das wäre mir sehr wichtig!"
"Was kann ich tun, damit du noch bis nächste Woche durchhältst?"
"Wenn du es nicht schaffst, wie sollen deine letzten Stunden aussehen, was wünscht du dir?"
...bis
... "Oje, muss ich jetzt befürchten, dass du den letzten Atemzug machst, wenn du meinem Verlobten das erste Mal die Hand reichst..."

usw. usw. usw.

Lies diese Worte bitte nicht bierernst, sondern mit einem herzlichen Servus dem Tod gegenüber.

Liebe Grüße und umarmung
Jelly






"Und was die Jugend dalässt, ist ein Spiegel. Da guckt man rein und sieht: Man hat keine Eierschale mehr auf dem Kopf. Man hat jetzt eine Frisur."

Martina Holzapfl
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BeitragThema: Re: Thema Tod
Thema Tod EmptyFr 04 Mai 2012, 08:13    © Gabika
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Danke liebe Jelly. Die Antworten gefallen mir!
flower
Die Antworten sagen gleichzeitig, dass sie mir wichtig ist und sind auch eine Zustimmung, dass man ihre Sorge ernst nimmt.

Die Gespräche mit meiner alten Dame werfen für mich Fragen auf, die ich mir nie gestellt hätte. Ich hätte nie gedacht, dass man irgendwann auf nichts mehr neugierig ist und keine Pläne mehr hat. Die Frage "warum bin ich noch hier?" steht dann im Raum. Deine Antworten gehen dann in die richtige Richtung: "weil ich Sie mag und weil ich mir wünsche, dass wir das noch gemeinsam erleben." sunny Ja, das gefällt mir.
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Eisi
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BeitragThema: Re: Thema Tod
Thema Tod EmptyFr 04 Mai 2012, 22:23    © Eisi
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Ich glaube, das ist eine sehr häufige Redewendung - ich kenne das von unserer Mutter auch. Vorhin, als ich ihr erzählte, dass sie wieder Uroma geworden ist, meinte sie nur: "Hoffentlich erlebe ich es noch, den Kleinen zu sehen." Oder morgens, wenn ich sie anziehe zur Tagespflege und sie noch müde ist: "Ich wollte, ich würde nicht mehr aufwachen". Das ist aber nicht nur bei Demenzkranken so, das kenne ich von vielen alten Leuten - ob's immer so gemeint ist, sei mal dahin gestellt. Letzten Endes wollen alle Menschen lange leben...
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gardy
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BeitragThema: Re: Thema Tod
Thema Tod EmptyFr 04 Mai 2012, 22:28    © gardy
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meine Mutter sagt das täglich zu mir. Ich denke so ernst meint sie es nicht, denn bei jedem Schnupfen müssen die Pfleger den Arzt rufen. Früher habe ich mich erschrocken, aber nun höre ich das schon seit Jahren und es geht meiner Mama recht gut. Das freut mich doch sehr.






Liebe Grüße Gardy sunny
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BeitragThema: Re: Thema Tod
Thema Tod EmptySa 05 Mai 2012, 12:15    © Gabika
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"ich mag nicht mehr" - Aussagen machen mich traurig. Es wird schon stimmen, dass das letztlich nicht so gemeint ist. Dahinter steckt meiner Meinung nach Trauer über den derzeitigen Zustand. Ich denke, eigentlich sollte es heißen. "so wie es mir jetzt geht mag ich es nicht, ich mag wieder gesund und jung sein."
Ich habe in letzter Zeit viel über "den Sinn des Lebens" nachgedacht und ich denke, der liegt in der Lebensfreude und der Liebe zu allem - dem Leben, anderen Menschen, den Tieren, der Natur,.. Dass ein Mensch, den ich mag, diese Freude nicht empfinden kann oder nur sehr wenig davon, macht mich traurig.
Sie war offenbar sehr nach außen orientiert. Mit Menschen reden, zu Veranstaltungen gehen. Ich wünsche mir, dass sie voll Stolz und Freude auf ihr Leben zurückschaut und jetzt, wo dieses alte Leben wirklich nicht mehr da ist, die schönen Dinge sehen kann, die es jetzt noch immer rund um sie gibt.
Lebensfreude kommt von innen. Ich weiß nur nicht, wie ich sie in sie hinein bekommen. Die Welt ist so schön. Wenn es nur einen Schalter gäbe, um die Lebensfreude in ihr wieder einzuschalten! Dazu passt dann auch das herzliche Servus zum Tod, das Jelly erwähnt hat. Kann man denn eine positive Einstellung zum Tod haben, wenn man das leben nicht liebt?
Vielleicht nehme ich es mir aber auch zu sehr zu Herzen. Vielleicht empfindet sie es selbst nicht so stark?
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jellyamber
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BeitragThema: Re: Thema Tod
Thema Tod EmptySa 05 Mai 2012, 13:00    © jellyamber
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Liebe Gabika,

wenn man selber nicht depressiv verstimmt oder depressiv ist, dann fällt es unheimlich schwer,
diese Gefühle und das Erleben eines depressiv verstimmten Menschen nachzuvollziehen.
Es müsste doch eigentlich reichen, in die Welt zu schauen, die Schönheit, die Sonne, die Lebensfreude
wahrzunehmen. Sich ein bisserl am Riemen reißen - und geht schon!

Funktioniert aber so nicht. Im Gegenteil, je mehr du einen depressiv verstimmten Menschen versuchst aufzuheitern,
um so depressiver erlebt er sich selber und steigt noch tiefer ab in seine momentane Unfähigkeit, das Lustvolle
und Freudige wahrzunehmen, so wie du es kannst.

Es ist so: ein depressiv verstimmter Mensch kann das alles nicht wahrnehmen und ins Positive für sich umsetzen.
Seine Gefühle und sein Erleben sind davon bestimmt, dass der Antrieb nicht mehr so ist wie früher, dass die kleinsten Normalitäten zu einer körperlichen wie psychischen Herausforderung geworden sind. Je sonniger der Tag, je fröhlicher die Menschen um ihn herum, desto größer der Stress für ihn - weil er es nicht spüren kann (sein Stoffwechsel spielt da auch eine große Rolle, weil er gerade nicht so up to date ist).
Das ist wohl das schlimmste an einer richtigen Depression, dass du nicht mehr fühlen kannst. Dass du stumpf und wie abgeschnitten vom Leben bist. Du hast eine Ahnung von dem, wie es mal war oder sein könnte, aber du kommst nicht über die Mauer, du gelangst dort nicht hin. Und jeder Trost oder Versuch, deine Stimmung aufzubessern,
ist einfach nur Anstrengung pur und NERVT!

Für jeden von uns zeitweise neurotisch depressiv verstimmten Menschen (bäh, Wetter, Arbeit, Beziehung, och nö, Schnauze voll, mag nicht, hau ab, lass mich in Ruhe, das schaffe ich im Leben nicht, ist mir alles zuviel... Rolling Eyes ) hilft die Zustimmung.
Nichts ist hilfreicher, als Anerkennung der Sch...., in der ich sitze.

"Dir geht's heute gar nicht gut, oder?"
"Ja, du magst schon lange nicht mehr, oder?"
"Das ist echt hart, zu spüren, dass es nicht mehr so geht wie früher!"
"Alt werden ist eine echte Gemeinheit, wer hat das nur erfunden?"
"Heute das Zipperlein, morgen das, was da wohl noch alles kommen mag?"
"Wenn's heute so schlimm ist, wie wird das bloß nächste Woche sein?"
"Heidewitzka, wie soll das nur weitergehen, hast du Frau Soundso gesehen, die kommt ja nicht mal mehr mit dem Rollator über die Straße..."

Wenn du dann eine leichte Zustimmung an ihr wahrnimmst, ein Nicken, ein Aufseufzen, ein ja-so-isses,
dann hast du schon mal einen Fuß in der Tür.
Erwarte nicht von heute auf morgen, dass es besser wird. Aber übe dich darin, den ganzen Tag allem zu zustimmen. Ärgert dich wer im Supermarkt, ist die Schlange zu lang, sag zu dir, meiomei, das ist ja heute mal wieder superlang, ich muss bestimmt heute hier übernachten.

Und damit bis du dann beim zweiten Schritt, den du aber ganz ganz gut üben und vor allem verstehen musst,
sonst geht er nach hinten los. Übe das ein paar Wochen an deiner Familie, an dir, an deinen Freunden, bevor du
es bei ihr anwendest:

Fang an zu übertreiben.
"Heute am Sterben, morgen schon am miefen - was meinen Sie, ob da Febrez hilft?"
"Verstehe, Sie mögen nicht mehr, das ist aber auch schlimm, wenn man mit 94 nicht mehr Radschlagen kann...
am Besten schauen wir uns nach einem besonders gut gepolsterten Sarg um..."

Diese Übertreibungen funktionieren nur, wenn sie mit aller Empathie, die dir zur Verfügung stehen, angewendet werden. Und das ist die Schwierigkeit, denn man läuft Gefahr, sehr schnell verletzend zu werden.

Beispiel:
Mein Vater verträgt kein Rotwein, er liebt Rotwein, bekommt aber schlagartig Durchfall davon.
Durch diese Übertreibungen, die uns jetzt schon seit Jahren unseren Alltag verschönern, sind wir zu einem entspannten Umgang damit gekommen. Er hatte gestern Geburtstag, es gab wie gewünscht Rotwein, Käse dazu
und folgende Sätze:

"Oh jeh, okä, ich weiß schon, was mir blüht, du saufst und ich habe im wahrsten Sinn des Wortes die Arschkarte. Ist es ok, wenn ich den Weg von deinem Bett zum Klo mit Malerfilz heute nacht auslege?"
"Komm, Vater, stoss an, damit sich das Putzen auch wirklich lohnt, sonst macht's uns beiden doch keinen Spaß, gell?!"
"Rot rein, braun raus - deine Umsetzung funktioniert einwandfrei - ich bin stolz auf dich."

Wir haben viel gelacht, ein erstes Stutzen seinerseits hat sich in einem breiten Grinsen und völligem Genuß des Weines erübrigt und er hat heute keine Straße hingelegt, weil er das erste Mal früh genug aufgestanden ist, yippieh!

Leben ist nicht immer schön. Wir haben alle gehofft, dass das Leben mal so schön bleibt, wie es war.
Leben ist Veränderung - je besser wir uns anpassen, umso leichter wird uns ums Herz.

Das zu vermitteln, ist eine große Aufgabe. Ist ja auch gemein, dass man alt und gebrechlich wird.
Vielleicht solltest du sie einfach schnappen und den Jungbrunnen suchen gehen? Laughing
Könnte der nicht im Café neben an liegen?

Liebe Grüße
Jelly

PS: Diese "Technik" nennt sich paradoxe Intervention und kommt aus der Humortherapie.
Je mehr ich befürchte, um so doller muss ich mir es ausmalen, um dann selber zu merken,
dass ich übertreibe. Dann kann ich befreit lachen und loslassen und anfangen, neue Gedanken zu denken.
Das ist jetzt ein sehr einfache Umschreibung
und muss gut geübt werden. Aber es ist die einzige Therapietechnik, die beiden Seiten Spaß bringt. I love you









"Und was die Jugend dalässt, ist ein Spiegel. Da guckt man rein und sieht: Man hat keine Eierschale mehr auf dem Kopf. Man hat jetzt eine Frisur."

Martina Holzapfl


Zuletzt von jellyamber am Sa 05 Mai 2012, 15:40 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Thema Tod
Thema Tod EmptySa 05 Mai 2012, 13:24    © tabita
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Liebe Jelly....!

Ich hab deinen Text bestimmt 3 mal gelesen....
.....so sehr hat er mich fasziniert...!!
Du hast wieder mal die richtigen Worte gefunden...!
Ich liebe deinen Humor...!
Wie du mit deinem Vater umgehen kannst macht mich neidisch..!

LG, Tabita
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BeitragThema: Re: Thema Tod
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Hi Jelly,
wowh, was für eine Erklärung. Danke. Ich denke, jetzt habe ich es intellektuell begriffen. Gefühlsmäßig muss ich es erst üben.
Ich glaube, dann bin ich anders gebaut als normal, weil ich empfinde mein Leben immer als schön. Selbst die schlimmsten traurigsten Tage meines Lebens habe ich gern. Wenn ich über den Tod lieber Menschen weine, dann ist immer auch der Gedanke dabei, wie wichtig diese Menschen sind, dass sie eine so große Lücke hinterlassen haben, Dankbarkeit, dass sie da waren und irgendwie mag ich deshalb sogar die Tränen und möchte sie keinesfalls missen. Es gewinnt dann immer die Geborgenheit im hier und jetzt.
Andererseits, vielleicht ist das ja auch normal und meine alte Freundin trauert um ihr Leben, weil es einfach so viel wert war und es ist gut so??
Ich glaube ich lasse das theoretisieren und halte mich an Deinen Ratschlag für die Praxis: ich werde immer zustimmen und in der Zwischenzeit an meinem Verlobten die Übertreibung üben. Wenn er nur nicht so schrecklich ausgeglichen wäre. Dann müssen eben auch die Freunde und Bekannten herhalten. Smile Ganz ehrlich, das ist wirklich die hohe Schule. Das lerne ich sicher nicht so schnell.
Danke nochmal für die Erklärung der depressiven Stimmung. Jetzt bringe ich das theoretische Verständnis auch auf die Straße (und nerve meine liebe alte Dame nicht mehr).
lg,
Gabika
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BeitragThema: Re: Thema Tod
Thema Tod EmptySa 05 Mai 2012, 15:29    © jellyamber
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Gabika schrieb:
Ich glaube, dann bin ich anders gebaut als normal, weil ich empfinde mein Leben immer als schön. Selbst die schlimmsten traurigsten Tage meines Lebens habe ich gern.

Liebe Gabika,
damit hast du den 6er in der psychischen Glückslotterie auf deinem Lebensweg bekommen.
Das ist wunderbar und wird dir vieles vieles erleichtern.

(Als paradoxe Intervention hätte ich jetzt antworten können: "Bah, wie ekelhaft, der Sonnenschein, das nimmersatte Glückschweinderl, immer auf dem Sprung in die Buttercremetorte - wie soll da auch Verständnis vorhanden sein für uns Normalos, die schon beim Anblick einer ausgetriebenen Kartoffel in Tränen ausbrechen,
geschweige denn beim Anblick unserer Grübchen im Spiegel...")

Wenn du es jetzt noch schaffst mal so richtig abgrundtief hoffnungslos traurig zu sein,
ist das quasi der Jackpot. Aber man muss nicht alle möglichen Gefühlszustände selbst erlebt haben,
um Anteil nehmen zu können. Also, ich muss jetzt nicht unbedingt dement sein, um mit meiner Mutter
einen verständigen Umgang zu haben... oder suizidal...oder besoffen... oder zwanghaft... oder hysterisch.

Denn etwas davon haben wir alle in unserer Psyche drin, kommt nur immer auf die jeweilige Portion an,
die den "gesunden" Umgang im Leben ausmacht.
Als GuteNachtLektüre lege ich dir noch mal ganz gescheidig das da ans Herz:
http://forum.demenzforum.ch/t1660-grundformen-der-angst-warst-du-heute-schon-handewaschen

Danach findest du dich noch entspannter und dein Verlobter wird dich lieben,
egal wieviel du an ihm übst.... chchchchchch... Laughing meiner übt mittlerweile an mir
und wir gemeinsam am Kunden Shocked


Liebe Tabita,

den jetzigen Umgang mit meinem Vater habe ich hart hart hart mir selber beibringen müssen.
Mein Vater war lange in seinem Leben einfach ein Arschloch für mich. Alkoholiker, nicht fähig, zärtlich oder anerkennend zu sein, auf seinen Vorteil bedacht, ignorant bis zum Abwinken.
Durch die Demenz seiner Frau musste er ordentlich umdenken und Verantwortung in Bereichen übernehmen,
die bis dato nicht so sein Ding waren. Ich habe das und auch ihn sehr schätzen gelernt.
Ich habe aber immer wieder Phasen, wo ich ihn nur anbrüllen könnte.
Wir befinden uns trotz alledem in einem ständigen Wandel und üben üben üben.
Seit Ma immer mehr verschwindet, wendet er sich immer mehr mir und meinem Liebsten zu.
Er hat erkannt, dass wir jetzt seine Familie sind, das scheint ihm was wert zu sein:
er beherrscht seinen Aggressionen immer besser und ich bin immer entspannter.
Das ist eine prima Mischung. So komme ich lange mit ihm noch aus.

Liebe Grüße I love you
Jelly






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BeitragThema: Re: Thema Tod
Thema Tod EmptySa 05 Mai 2012, 17:24    © Gabika
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Super, ich mag die paradoxe Intervention. Thema Tod 188611 " das nimmersatte Glückschweinderl, immer auf dem Sprung in die Buttercremetorte "
Bei der nächsten Amazon-Bestellung ist das Buch dabei.
Danke Jelly!
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BeitragThema: Re: Thema Tod
Thema Tod EmptySa 05 Mai 2012, 19:04    © dirtsa66
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Wow, ich hab das Ganze jetzt dreimal durchgelesen (wird wohl noch ein viertes Mal werden - oder öfter). Bin grad am Überlegen, wie ich das in die Praxis umsetzen könnte...

Bin schwer beeindruckt !

Alles Liebe

Astrid






Anteilnehmende Freundschaft macht das Glück strahlender
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BeitragThema: Re: Thema Tod
Thema Tod EmptySo 20 Mai 2012, 16:21    © Gabika
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Hi Jelly,

wollte nur sagen, dass sich das mit der Anerkennung gut bewährt. Die schlechte Stimmung ist dann sehr schnell weg und wir können wieder über was anderes reden. flower

Das paradoxe Intervenieren trau ich mich noch nicht, das kommt erst etwas später. Nachdem meine alte Lady mittlerweile wirklich schon sehr dement ist , muss ich das eher auf einen Lichtblick-Zeitpunkt verschieben. Sonst meint sie am Ende, ich meine das ernst. affraid

lg,

Gabika
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BeitragThema: Re: Thema Tod
Thema Tod EmptyMi 06 Jun 2012, 22:23    © Brifri
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Kompliment, Jelly, supergut erklärt. Ich habe mir soeben auch das Buch bestellt!

Danke für den Tipp.



Liebe Grüße

Britta
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