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| Demenz- kein Wort ist unsinn | |
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| | | | Rita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Demenz- kein Wort ist unsinn Di 24 Jul 2012, 08:46 © Rita | |
| Liebe Ulli, vielen Dank für den interessanten Link. Ja, das stimmt wohl. Wo Mama noch gesprochen hat, hab ich sie eigentlich immer verstanden. Sie sagte, wie in deinem Link, "unsinnige" Sätze, aber ich wusste immer was sie wollte. Mittlerweilen spricht sie leider fast gar nicht mehr, und wenn, dann kommen Wörter die keine Sinn ergeben an sich. Also die Wörter an sich kann man einzeln nicht verstehen, und daher nur erraten was sie eventuell überhaupt sagen möchte. Das finde ich so total schlimm. Sie sagt dann auch ganz schnell gar nichts mehr. Da ist es schwer zu erraten was sie sagen möchte. Manchmal kann man es noch anhand der Situation erraten, aber eben, mehr als erraten ist's nicht mehr. Wenn sie dann sagt "ja" wenn man was laut sagt was man sich vorstellt was sie gesagt haben könnte, weiss man man lag richtig. Meist jedoch weiss ich jetzt auch nicht mehr weiter, keine Ahnung was sie mir sagen möchte. Rita |
| | | Ann Ist hier Zuhause
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| | | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Demenz- kein Wort ist unsinn Di 24 Jul 2012, 09:15 © dirtsa66 | |
| Liebe Ulli,
Danke für den interessanten Link. Ich habe sehr oft Schwierigkeiten zu verstehen, was Mama sagen will. Obwohl ich genau weiß, dass sie etwas Bestimmtes ausdrücken möchte und obwohl ich sie so gut kenne.
Ich merke dann oft, wie sie ungeduldig wird, wenn ich nicht begreife, was sie meint, das tut mir dann immer sehr Leid. Manchmal kommen ja auch keine richtigen Wörter mehr, da hab ich dann gar keine Chance.
Alles Liebe
Astrid
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| | | Marie Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Demenz- kein Wort ist unsinn Di 24 Jul 2012, 09:58 © Marie | |
| Das, was da beschrieben wird, kennen wir sicher fast alle. Nur, wie soll man reagieren, wenn man so gar nichts mit dem Gesagten anfangen kann? Unsere Kranken warten ja auf Antwort, wenigstens auf eine Reaktion. Mein Vater ist immer unzufrieden, wenn ich ihm sagen muß, daß ich nicht weiß, was er meint. Manchmal kann ich noch sagen, daß ich es nicht weiß, weil ich ja nicht da war, nicht dabei war. Das akzeptiert er dann noch eher. |
| | | Ehemaliges Mitglied "GELÖSCHTER USER"
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| | | | Gabika Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Demenz- kein Wort ist unsinn Di 24 Jul 2012, 21:45 © Gabika | |
| Stimmt genau! Der Mensch ist ja noch da, er tut sich bloß beim Denken schwerer und beim Worte Finden. Bildlich: Die Werkzeuge sind eingerostet und lassen sich schwerer bedienen, aber der Handwerker ist noch immer der alte. |
| | | Rita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Demenz- kein Wort ist unsinn Mi 25 Jul 2012, 05:24 © Rita | |
| manchmal stell ich mir vor wie das sein muss, du bist da, um dich deine Lieben, du willst ihnen was sagen, aber da kommt nur ein Chaos heraus wo nicht mal 1 Wort ein richtiges ist, alles Kauderwelsch das man selber nicht mal versteht, ... man kann sich nicht mehr mitteilen. Schreiben ist eh auch schon lange vorbei.... Man ist in sich selber eingeschlossen und kann nicht raus. Absolut der Horror. Manchmal möchte ich in sie reinkriechen können, zum wissen wie's in ihr aussieht, was genau sie mitkriegt, was genau sie denkt und sagen möchte. Aber das kann man halt nur erraten, und das find ich so schrecklich, weil oft genug hat man einfach absolut keine Ahnung was sie sagen wollen. Bei uns an der Schule für behinderte Kinder arbeiten sie mit Piktogrammen. Manchmal kam dann ein Kind (Schulzimmer auf der selben Etage wie mein Büro) an mir vorbei und zeigte mir das Piktogramm (Kopf mit einem Pssssstttt zeigenden Finger, also "ruhig sein"), und zeigte dann auf den Mund mit dem Finger. Ich flüsterte dann jeweils "ja ja, pssssttttt) sie strahlte und ging dann wieder ihres Weges. Ihre einzigen Worte die ich jemals (das dafür mit viel Kraft und ausdauer und sehr laut) vernommen habe sind "mämä" und "hallo". Sie liebte es in den grossen Räumen (hoher Raum der Cafeteria angrenzend an einen endloslangen rieseigen Flur) hallo zu rufen. Sie liebte es schreibe ich, weil ihre Schulzeit ist nun beendet und sie zieht weiter. Werd sie vermissen. Mit diesen Piktogrammen könnte man bei Mama z.B. nicht arbeiten, denn sie wüsste nicht was damit machen. Sie kann ja nicht dazu lernen. Also ist sie in sich eingeschlossen. Das ist so schade, denn das System wäre gar nicht mal übel. Aber eben. So sind wir halt drauf angewiesen ihre Mimik und Gestik zu verstehen. Das ist nicht gerade einfach. |
| | | Biggi Moderator
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| Thema: Re: Demenz- kein Wort ist unsinn Mi 25 Jul 2012, 12:19 © Biggi | |
| Das ist ja nicht nur der Aspekt, dass wir unsere Lieben nicht mehr verstehen. Ich denke so oft, was früher und heute noch bei unserer Mutter ankommt, was wir ihr sagen. Inwieweit es verstanden und umgesetzt wird/überhaupt werden kann..... - Zitat :
- Manchmal möchte ich in sie reinkriechen können, zum wissen wie's in ihr
aussieht, was genau sie mitkriegt, was genau sie denkt und sagen möchte. Genauso ist es mir auch oft ergangen. Auch jetzt, wo unsere Mutter sich nur noch im Dämmerzustand befindet. Aber das wird wohl leider immer ein Geheimnis bleiben... LG Biggi
--- Besondere Menschen erkennst du daran, dass sie dich berühren ohne ihre Hände zu benutzen --- |
| | | Rita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Demenz- kein Wort ist unsinn Mi 25 Jul 2012, 12:25 © Rita | |
| ja, das ist alles nicht einfach.
Als wir unseren Onkel in Deutschland besucht haben, der nach einer Gehirnblutung und späteren Schlaganfall total gelähmt war, und sich weder bewegen noch mitteilen noch sonst was konnte, total 100% pflegebedürftig war, wussten wir auch nie was er noch mitkriegt. Als ich ihn das 1. mal nach dem Schlaganfall besucht habe, da noch im Krankenhaus, rann 1 Träne aus seinem Augenwinkel. Hab angenommen er weiss dass ich da bin. Hab mich zu ihm gesetzt und mit ihm gesprochen, wie wenn er voll da wäre, hab mit ihm geplaudert. Die andern standen nur im Zimmer, wie an einer Beerdigung. Ich fand das so schrecklich. Ich hab ihm erzählt wie unsere 1. Begegnung für mich war usw. (ist mein zugeheirateter Onkel).
Später dann, als er bei sich zu Hause war und von seiner Frau gepflegt wurde, sind wir 1 x im Monat hin (fast 900km hin und zurück, macht man ja nun nicht jedes WE), und ich hab ihm ein Gartenbuch gekauft und mit ihm das angesehen. Auf jeden Fall gingen die Augen hin und her, er scannte die Bilder richtig. Ich hab angenommen er versteht mich, und so hab ich ihn behandelt, bin mit ihm so umgegangen. Keine Ahnung ob's richtig war, werd ich nie erfahren, aber auf jeden Fall schien es ihm nicht unangenehm, sonst hätte er sicher die Augen zu gemacht, oder die Augen einfach starr auf einen Punkt gerichtet oder was auch immer. Sich mitteilen konnte er absolut nicht, auch nicht mit einem Augenzwinkern oder sonstwas.
War hart. Und ich bewundere die Tante, wie sie ihn so liebevoll gepflegt hat, von September bis Mai, bis er endlich sterben durfte.
Rita |
| | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Demenz- kein Wort ist unsinn Mi 25 Jul 2012, 14:00 © dirtsa66 | |
| Liebe Rita, liebe Biggi,
wir werden nie so genau wissen, was in den Köpfen unserer Lieben vorgeht, damit müssen wir leben, aber wird dürfen nie aufhören mit ihnen zu reden. Das hast du genau richtig gemacht mit deinem Onkel, liebe Rita.
Bei meinem Papa hab ich die letzten Wochen auch nicht gewusst, ob er überhaupt noch etwas mitbekommt, aber ich hab immer mit ihm geredet. Es muss furchtbar sein, wenn man doch noch etwas versteht und keiner redet mit einem und auch wenn die Bedeutung der Worte nicht mehr ankommt, so ist doch eine vertraute Stimme da, und allein das ist schon viel Wert.
Alles Liebe Astrid
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| | | Rita Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Demenz- kein Wort ist unsinn Mi 25 Jul 2012, 14:02 © Rita | |
| Liebe Astrid,
denke auch so wie du.
Die Tante hat ihm Lieder gesungen, waren halt Kinderlieder aber egal. Vielleicht hat ihn das auch an etwas erinnert, wer weiss. Sie hat ihm dann auch jeden Tag mal bisschen Radio an gemacht. Fand sie macht das absolut klasse.
Rita |
| | | Biggi Moderator
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| | | | dirtsa66 Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Demenz- kein Wort ist unsinn Mi 25 Jul 2012, 17:06 © dirtsa66 | |
| Liebe Biggi,
da gebe ich dir Recht. Bevor ich etwas mit Demenz zu tun hatte hab ich auch gedacht, die Leute leben ja nur in ihrer eigenen Welt und kriegen nichts mehr mit. Mittlerweile bin ich sicher, dass sie viel mehr mitkriegen als wir ahnen. Ich glaube der "Input" funktioniert viel besser als der "Output".
Alles Liebe
Astrid
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| | | Ehemaliges-Mitglied "GELÖSCHTER USER"
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| Thema: Re: Demenz- kein Wort ist unsinn Mi 25 Jul 2012, 21:15 © Ehemaliges-Mitglied | |
| Hallo Ulli,
danke für den Link. Es ist auch für mich sehr schwer, die einzelne Phasen der Demenz zu erleben. Bei meiner Schwmutter ist auch die Sprache erstorben ( ich hatte ja immer Hoffnung, dass der Neurologe sich irrt was leider nicht eintraf ) Ich bin die einzige in der Familie, die noch versteht, was sie meint, weil ich ihre Geschichte kenne und somit Zusammenhänge kombinieren kann. Mutter erlebt das bewusst und weint deshalb sehr viel.
liebe Grüße
Maria |
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