|
| halluzinationen? oder doch "nur" geschichten? | |
| Autor | Nachricht |
---|
matera Ist sich am Einleben
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 24
Anmeldedatum : 21.05.13
| Thema: halluzinationen? oder doch "nur" geschichten? Mi 27 Nov 2013, 20:44 © matera | |
| hallo ihr lieben, war lange nicht mehr hier; da ich ja auch noch einen kranke tochter habe, die anfang august aus der klinik entlassen wurde, hatte ich einfach keine ressourcen mehr frei. meiner mutter gehts immer noch so einigermaßen, sprich, sie ist immer noch zuhause und kriegt das gröbste auch noch geregelt. ich war ja im sommer eine woche bei ihr und jetzt im herbst auch wieder. da schaffe ich dann die sachen weg, um die sie sich nicht mehr kümmern kann: garten, wäsche(im keller quollen zwei große wäschekörbe bereits über von bettwäsche; in ermangelung des platzes stopfte sie dann schon bettlaken in den gelben sack...), handwerker bestellen, ect. seit einiger zeit fällt mir vermehrt auf, daß mir meine mutter dinge berichtet, die so sicher nicht stattgefunden haben können: zum beispiel erzählte sie mir, abends in der dämmerung würden immer mehrere männer durchs dorf gehen, die unverschämte, die übrigen bewohner beleidigende lieder singen würden. der vater einer schulfreundin von mir sei da auch dabei. oder: nebenan würde jetzt ihr (ehemaliger) hausarzt wohnen; dieser führe immer mit dem gemüsehändler in den urlaub nach italien; von dort hätten sie sie auch schon mehrfach angerufen. leider hätten sie sich im urlaub auch schon geprügelt. im laufe der gespräche fängt sie immer wieder davon an; merkt wohl, daß ich das nicht glaube, fragt dann auch nach, insistiert. kennt das jemand von euch auch von seinen betroffenen angehörigen? meine mutter findet das alles übrigens keineswegs beängstigend; sie fürchtet sich z.b. nicht vor "den männern", fühlt sich nicht bedroht, eher ist sie empört oder erstaunt. ich denke manchmal, wenn jemand so viel allein ist wie meine mutter, verschwimmen vielleicht tatsächliche ereignisse und persönliche interpretationen, ängste und erinnerungen und geben eine solch merkwürdige melange. jedenfalls habe ich bei all meinen recherchen über demenz bisher nichts vergleichbares gefunden. halluzinationen, das ja. aber sie spricht ja nicht davon, daß sie etwas GESEHEN hätte. und auch in meinem beisein hat sie noch nie auf etwas hingewiesen, was nicht da war. würde mich wirklich interessieren, ob jemand ähnliche erfahrungen gemacht hat! liebe grüße, katja |
| | | arkti Ist sich am Einleben
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 24
Anmeldedatum : 01.09.13
| Thema: Re: halluzinationen? oder doch "nur" geschichten? Mi 27 Nov 2013, 23:45 © arkti | |
| Hallo! Da du in meinem Thread geantwortet hast hab ich mir gerade eben hier deinen Text durchgelesen. Ja ich kenne das was du beschreibst. Ist bei meiner Mutter genauso. Sie behauptet ihre Schwester würde nun bei ihr in der Straße wohnen, die Schwester wohnt aber in Hamburg. Sie behauptet ihr Neffe würde jetzt auch in unsere Stadt ziehen, der woht in hannover und zieht sicher nicht hier hin. Sie behauptet das mein Sohn immer bei einer Familie ist die bei meiner Mutter in der Straße wohnt, mein Sohn kennt da aber niemanden. Vor kurzem hat sie mir erzählt das sie schonmal bei den Geissens war (die Fernsehfamilie). Von all ihren Behauptungen ist sie auch nicht abzubringen, ich habe es auch inzwischen aufgegeben. Bei meiner Mutter hat sich der Zustand in den letzten Wochen deutlich verschlechtert. Sie erkennt auch teilweise ihre eigenen Klamotten im Schrank nicht mehr. Wir wollten letzte Woche mit ihr einen Einkaufsbummel in einer anderen Stadt machen, trotz vorherigem Anruf war sie wieder nicht fertig. Sie musste noch Haare waschen und alles, das kenne ich von ihr gar nicht, sie war"früher" immer spätestens um 9 mit allem fertig, heute ist sie teilweise um 11 Uhr noch nicht fertig. Als sie sich dann anzog kam sie mit einer Hose und sagte sofort das wäre nicht ihre Hose die wäre ja viel zu lang. Normale Gespräche mit ihr sind gar nicht mehr möglich. Gruß Arkti |
| | | Silvi Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 2794
Alter : 58
Ort : Geb. Bochum , wohnhaft Kamen
Anmeldedatum : 12.04.13
| Thema: Re: halluzinationen? oder doch "nur" geschichten? Do 28 Nov 2013, 05:44 © Silvi | |
| Liebe Katja , jeder Mensch ist anders , so ist es auch bei der Demenz , es gibt zwar viele Parallelen , vieles ist gleich , manches ist anders !
Wie wäre es denn wenn deine Mutter in deine Nähe ziehen würde ? Habt ihr schon mal darüber gesprochen ?
Das würde sicher einiges vereinfachen !
Das sie soviel allein ist und kaum Ansprache hat ist nicht gut , das kann die Krankheit schneller voran schreiten lassen !
Demenzkranke brauchen viel Ansprache !
LG Silvi |
| | | matera Ist sich am Einleben
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 24
Anmeldedatum : 21.05.13
| Thema: Re: halluzinationen? oder doch "nur" geschichten? Do 28 Nov 2013, 11:06 © matera | |
| hallo silvi, schon vor jahren, als meine mutter noch nicht krank, aber mein vater schon gestorben war, haben ich immer mal wieder versucht, sie zu einem umzug in meine nähe zu bewegen. zumal damals das haus noch in einem zustand war, daß man es hätte verkaufen können um vom erlös einen neuanfang(wohnung ect.) zu finanzieren. keine chance. meine mutter ist so in etwa der störrischste mensch der welt, was sich durch die krankheit eher noch verschlimmert hat. schon damals sagte sie, NIEMALS würde sie ihr haus verlassen. und das sagt sie natürlich auch heute noch. ihre worte sind : ich sterbe hier, in meinem haus. und manchmal denke ich, so wie ich sie kenne, kriegt sie das auch hin. hört sich jetzt etwas flapsig an, aber tatsache ist: ich wünsche es ihr tatsächlich. überall woanders würde sie an verzweiflung sterben. wie sich alles weiterentwickeln wird, weiß ich nicht. sicherheitshalber hab ich sie hier vor ort in einer wohngemeinschaft für demenzkranke angemeldet, deren leiterin ich gut kenne. aber das wäre wirklich erst die allerletzte option, denn meine mutter ist beileibe kein menschenfreund; so eng mit anderen zusammenzuleben käme tatsächlich erst in frage, wenn sie es buchstäblich nicht mehr mitkriegt. sehen wir mal weiter; ich kann gerade nichts weiter tun, als alle 1/4 jahre hinfahren um mir ein bild zu machen und das gerade nötigste zu erledigen; ansonsten muß ich halt abwarten. liebe grüße, katja |
| | | stellanne Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 410
Alter : 69
Ort : Memmingen
Anmeldedatum : 08.10.13
| Thema: Re: halluzinationen? oder doch "nur" geschichten? Do 28 Nov 2013, 14:40 © stellanne | |
| Liebe Matera!
Lese Deine Geschichte und wie Biggi bereits schrieb, gibt es Parallelen aber auch große Unterschiede. Schübe einer Demenz können zu unterschiedlichen Zeiten kommen. Heute noch ist die Mutter aufmerksam und kocht sich vielleicht Essen, morgen dagegen sieht alles ganz anders aus und das ganze Gegenteil tritt zu tage. Dein Bericht und auch jener von Arkti erinnern mich stark an meine Mutter. Vom damaligen fortlaufen ganz zu schweigen. Doch das kam alles viel später! Am Telefon erzählte sie mir oft schlimme Dinge, von Einbrechern und ihrer großen Angst. Wenn ich einen Tag frei hatte, fuhr ich morgens zu ihr, am Abend zurück, da ich am nächsten Tag wieder arbeiten mußte. Immer 650 km umsonst. Eine Strecke! Ich befragte die Dame, welche über meiner Mutter wohnte und die Nachbarn links und rechts aber niemand konnte mir Auskunft geben, keiner hatte etwas bemerkt. -------------Das fatale war, ich glaubte stets meiner Mutter! An einer Demenz zu glauben oder auch nur zu denken, kam mir nicht in den Sinn. Später, als sie bei uns dann lebte ging der "Wahnsinn" weiter und sie erzählte beschämende Geschichten über mich. Während die Menschen ihr Glauben schenkten, verschwand mein Selbstbewußtsein, meine Achtung vor mir selbst und irgendwann dachte ich, ICH bin nicht richtig im Kopf! Einmal dieses Desaster durchlebt, so denke ich, kann dieser Riß in einem selbst nie wieder gekittet werden. Es bleibt im Dunkeln zurück!
So Merkwürdigkeiten wie sie Arkti und auch Du niederschreiben, kenne ich zur genüge und es ist wichtig, die Kontrolle über den Erkrankten zu besitzen. Das heißt nicht, ihn einzuengen oder bevormunden, sondern nur mit einem Auge beobachten. Einfach auf der Hut sein. Es ist die Tragik der Krankheit, dass sie dann zuschlägt und uns aufwachen läßt, wenn vielleicht nicht mehr abwendbares geschehen ist.
Ein an Demenz Erkrankter verliert mehr, als nur seine Erinnerungen und es ist dieser schleichende Prozeß, von den Gedächnislücken bis kürzere Sätze zu formulieren, so unendlich viele Fähigkeiten zu verlieren.
Gehe behutsam mit Dir um!
Die besten Grüße!
Stellanne --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.
|
| | | KatharinaRosa Ist sich am Einleben
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 23
Anmeldedatum : 20.01.14
| Thema: Re: halluzinationen? oder doch "nur" geschichten? Di 21 Jan 2014, 22:04 © KatharinaRosa | |
| - stellanne schrieb:
- Das fatale war, ich glaubte stets meiner Mutter! An einer Demenz zu glauben oder auch nur zu denken, kam mir nicht in den Sinn. Später, als sie bei uns dann lebte ging der "Wahnsinn" weiter und sie erzählte beschämende Geschichten über mich. Während die Menschen ihr Glauben schenkten, verschwand mein Selbstbewußtsein, meine Achtung vor mir selbst und irgendwann dachte ich, ICH bin nicht richtig im Kopf! Einmal dieses Desaster durchlebt, so denke ich, kann dieser Riß in einem selbst nie wieder gekittet werden. Es bleibt im Dunkeln zurück!
Liebe Stellane, so "fies" das klingt, dein Beitrag hat mir gerade so geholfen. Genau so ist es bei uns. Immer wieder diese Vorwürfe und das Beharren auf teils völlig abstrusen Sachen bis alle schon ganz kirre sind. Ala Angehörige immer wieder ganz stark an sich selbst zweifeln. Was habe ich wieder falsch gemacht? Es beruhigt mich gerade sehr, zu lesen, dass es auch anderen Angehörigen so geht. Darf ich fragen, wie es bei euch weiterging? Wie sich das Ganze entwickelt hat? |
| | | matera Ist sich am Einleben
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 24
Anmeldedatum : 21.05.13
| Thema: Re: halluzinationen? oder doch "nur" geschichten? Mo 27 Jan 2014, 12:34 © matera | |
| hallo katharinarosa, bei uns ist noch "alles beim alten", sprich meine mutter lebt nach wie vor alleine; ich telefoniere viel mit ihr, sie erzählt mir ihre geschichten und fertig. bei ihr ist es ja gottseidank(noch) so, daß sie sich nicht ängstigt bezw. keine geschichten erzählt oder erlebt zu haben glaubt, die irgendwie furchteinflößend sind. ich muß sie also auch nicht beruhigen oder gar dauernd hinfahren um sie vor irgendwas zu "bewahren".(ich bin ähnlich weit von ihr weg wie stellane es war). wies weitergeht steht natürlich in den sternen. liebe grüße, katja |
| | | stellanne Ist hier Zuhause
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 410
Alter : 69
Ort : Memmingen
Anmeldedatum : 08.10.13
| Thema: Re: halluzinationen? oder doch "nur" geschichten? Mo 27 Jan 2014, 16:31 © stellanne | |
| - Zitat :
- Darf ich fragen, wie es bei euch weiterging? Wie sich das Ganze entwickelt hat?
Liebe Katharina------------------------ohhhhhhhhhh, ich komme mir vor wie ein ururaltes Weib, mit Falten tief wie kleine Krater, die Weisheit auf meiner Stirn tätowiert und muß schmunzeln bei Deiner Frage - und wie ging`s weiter?! Geschichten aus dem Leben, die aufregend, fragwürdig, krankmachend, demütigend, ängstlich und blind, gehörlos und dem Wahnsinn gleich sich hinter der Maske des Menschseins verkriechen. Ich möchte beichten, in aller Demut, Katharina! - ich bereue, meine Mutter zu sehr geliebt zu haben - ich bereue, mein eigenes Leben immer nur hinter dem meiner Mutter gestellt zu haben - ich bereue, das meine Kinder sich so oft in ihrer Betreuung unwohl fühlten, in Ecken gestellt wurden, gedemütigt und gepeinigt wurden, so wie wir selbst, als ihre eigenen Kinder - ich bereue, ihr nie die Stirn geboten zu haben, mich mit meiner Kinderschar regelrecht davon schlich, um mit ihnen ein Mal alleine zu sein. Sie wollte immer, aber auch immer in unserer Mitte verweilen und so ließ ich sie verweilen, wie ein unangenehmes Abzeß, welches irgendwann wieder vergeht. Nicht so aber meine Mutter! Freiheit bedeutet auch, anderen zu sagen, auch der eigenen Mutter, was sie nicht hören wollen! - ich bereue, mich in ihrer Verwirrtheit verwirrt gefühlt zu fühlen, ihrem Gedränge, ich sei schlecht und undankbar, in meinem Herzen Einlaß gewehrte - ich bereue, mich viel zu lange mit ihr beschäftigt zu haben, sie fast immer in Schutz nahm - ich bereue, meinem Vater versprochen zu haben, mich stets um unsere Mutter zu kümmern - ich bereue, mein Leben regelrecht weggeworfen zu haben, angsterfüllt vor ihrem bösen Blick, vor all den schrecklichen Worten und Vorwürfen - ich bereue zutiefst, mich nicht eher von ihr getrennt zu haben!!! AMENLaß Dich von der Verwirrtheit Deines Angehörigen nicht anstecken, vergiß Dich nicht, vergiß nicht Dein eigenes Leben, Deine Ziele und Träume. Gib Gas, dann, wenn es angebracht ist und ziehe Dich zurück. Es wird eine Welt, die keine Welt mehr ist, die Dich vergißt im Taumel der Verzweiflung. Es hat mich krank gemacht, ganz krank an Leib und Seele. Die besten Grüße an Dich, Katharina!
Stellanne --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.
|
| | | KatharinaRosa Ist sich am Einleben
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 23
Anmeldedatum : 20.01.14
| Thema: Re: halluzinationen? oder doch "nur" geschichten? Mo 27 Jan 2014, 17:10 © KatharinaRosa | |
| Hallo stellane,
oh, das hört sich aber schon noch einen Tacken härter an als bei uns. Ist eure Beziehung an der Krankheit gänzlich zerbrochen? Zum Glück erzählt meine Großmutter dann doch keine gemeinen Geschichten über mich herum, also höchstens "das Übliche" was von Außenstehenden erkannt werden kann (ist gerade erst wieder hergezogen, weil sie in ihrer Heimat nicht bleiben durfte etc.) oder was "nicht so schlimm ist" z. B. sie hätte mich seit Wochen nicht gesehen, ich hätte sie ganz allein gelassen etc. Sowas in der Art, was natürlich nicht stimmt und nicht schön ist und kein gutes Licht auf mich wirft, aber es sind keine richtig ehrverletzenden Sachen. Sie meint es ja auch nicht böse, sie glaubt es. Das ist das Tragische. |
| | | KatharinaRosa Ist sich am Einleben
Situation bezieht sich auf :
Anzahl der Beiträge : 23
Anmeldedatum : 20.01.14
| Thema: Re: halluzinationen? oder doch "nur" geschichten? Mo 27 Jan 2014, 17:15 © KatharinaRosa | |
| @ matera Hast Du denn schon einen Plan B, also wie es weitergeht, wenn es nicht mehr geht? Ich will dich nicht erschrecken, aber mich hat es dann auch völlig überfallen, dass meine Großmutter während meiner letzten Schwangerschaft dann für mich doch recht plötzlich gar nicht mehr alleine bleiben konnte, also weinend ums Haus gelaufen ist und mich gesucht hat, wenn ich nur 15 Minuten beim Einkaufen war und nichts gegessen und getrunken hat, wenn wir nicht aufgepasst haben wie die Schaftlmacher ... Insofern ist es immer gut, einen Plan B in der Rückhand zu haben (den wir leider nicht hatten). |
| | | | halluzinationen? oder doch "nur" geschichten? | |
|
| |