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 Ich kündigte, um Demenzkranken die Haare zu schneiden

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BeitragThema: Ich kündigte, um Demenzkranken die Haare zu schneiden
Ich kündigte, um Demenzkranken die Haare zu schneiden EmptyDi 22 Mai 2018, 05:24    © Aggi
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Zufällig entdeckt - doppelt schöner Artikel, lesenswert und ich freu mich auch, dass es mal um die Männer geht! I love you

https://www.huffingtonpost.de/entry/ich-gab-meinen-job-auf-um-demenzkranken-mannern-die-haare-zu-schneiden_de_5ad4d54ce4b077c89ceb7090?utm_hp_ref=de-demenz
Lenny White, Herrenfriseur aus Nordirland, Blog
“Ich kündigte, um Demenzkranken die Haare zu schneiden"
Es ist einfach schön, dafür zu sorgen, dass sich andere gut fühlen.
16/04/2018 20:04 CEST | Aktualisiert 17/04/2018 21:39 CEST

Zitat :
Ich will das nicht mehr. Ich möchte ein Veränderung. Ich möchte etwas Sinnvolleres tun.

Diese Gedanken schossen mir vor drei Jahren durch den Kopf. Ich hatte 17 Jahre lang im Sales-Bereich als Marketingberater gearbeitet – und wollte eine Veränderung. Mein Plan: Ich absolvierte eine Ausbildung zum Herrenfriseur.

Ich wollte mich wieder um alte Menschen kümmern. Immer Alter von 17 Jahren hatte ich in einem Pflegeheim als Tellerwäscher und Essensausteiler gearbeitet. Wenn ich den Heimbewohnern das Essen brachte, genoss ich es, ihre alten Geschichten zu hören und mir erzählen zu lassen, was sie im Leben erreicht hatten.

Damals hatte ich auch gemerkt, dass vor allem Frauen in Pflegeheimen arbeiteten.

Die älteren Frauen hatten Pflegerinnen, die jede Woche in den Heimen vorbeikommen, ihnen die Haare und die Nägel machen. Aber nirgendwo gab es Männer, die sich um die Männer kümmerten.  

Schnell war klar: Die Männer liebten es

Also kombinierte ich meinen Wunsch, einen Beruf zu finden, der nicht kompliziert ist, den ich schnell erlernen konnte und der praktischer war als mein alter Bürojob. Und wurde Herrenfriseur.

Eine Freundin von mir arbeitet als Therapeutin in einem Pflegeheim im nordirischen Bangor, in dem auch viele demenzkranke Menschen leben. Im November 2016 starteten wir einen Versuch, mit den Männern dort zu arbeiten.

Ich hatte eine kleine Jukebox dabei, spielte Musik von Elvis Presley, Dean Martin und Frank Sinatra. Und schnell war klar: Die Männer liebten es, sie entspannten sich, begannen, leise mitzusingen und im Takt mit den Füßen zu wippen, während ich ihnen die Haare schnitt.

Nach diesem ersten “Test” beschloss ich, einen zusätzlichen Kurs zu belegen, um den richtigen Umgang mit Demenzkranken zu lernen. Jetzt kümmere ich mich um 55 bis 60 Männer in der Woche, die in 45 verschiedenen Pflegeheimen leben.

Demenzkranke verlieren viel

Demenz ist eine Krankheit, die das Leben im Alter besonders schwer macht. Die Patienten verlieren viele Erinnerungen, das Denken und viele andere Leistungen des Gehirns werden immer stärker beeinträchtigt. Oft verändern sie ihr zwischenmenschliches Verhalten – und auch ihr Antrieb und ihre Motivation zu leben schwindet.

Das macht es für Angehörige oft schwierig, mit ihren Verwandten umzugehen. Viele wenden sich ab, weil ihre Liebsten nicht mehr so sind, wie sie sie kennen. Und es ist leicht, die Geduld zu verlieren, wenn die Demenzerkranken sich nicht mehr an Dinge oder sogar Personen erinnern können.

Genau deshalb wollte ich mir Zeit für sie nehmen, mich demenzkranken Männern widmen.

Wenn wir Männer älter werden, wachsen uns überall dort Haare, wo sie nicht hingehören. In der Nase, den Augenbrauen und den Ohren. Es erfüllt mich, diese Männer zu verwöhnen, zu pflegen und dafür zu sorgen, dass sie wieder frisch aussehen.

Aber es passiert noch mehr, wenn die Männer zu mir kommen.

Von Mann zu Mann

Ich sorge für angenehmes Licht im Raum, versprühe Limettenduft, mache Musik an, die sie früher gemocht haben.

Wenn ich merke, dass sie wütend oder traurig sind, gehe ich in die Hocke, damit ich sie auf Augenhöhe anblicken kann, berühre sie an der Schulter, halte ihre Hand, um ihnen zu zeigen: Hey, ich bin da, du kannst mir alles erzählen.

Ich spreche sehr viel mit ihnen, frage sie, was sie früher gearbeitet haben, wo sie gewohnt haben, frage sie nach schönen Erinnerungen, nach ihren Eltern. Schritt für Schritt baue ich eine Beziehung zu ihnen auf.

Ich versuche, ihnen auf derselben Ebene zu begegnen, ihnen von Mann zu Mann gegenüberzutreten. Ich habe das Gefühl, sie öffnen sich mir leichter, weil ich ein Mann bin.

Sie erzählen Geschichten vom Krieg, von Reisen, jeden Tag erzählen sie mir Neues. Wir lachen gemeinsam, reden über Frauen und Freundinnen. Ich scherze immer, dass keine Frauen im Laden erlaubt sind.

Manchmal weinen sie vor Freude

Nachdem ich sie frisiert habe, sage ich dann manchmal: Wow, du riechst so toll heute und siehst super aus – heute Abend triffst du bestimmt deine zukünftige Freundin.

Ihre Worte zeigen mir, wie gut ihnen ein Besuch bei mir tut. Sie sagen: Du bist mein Lieblingsfriseur, ich liebe es, hierher zu kommen. Manchmal weinen sie vor Freude, weil sie sich an glückliche Zeiten erinnern. Ich weiß, dass sie sich gut fühlen, wenn sie wieder gehen. Sie sind entspannter und glücklicher.  

Ich verstehe immer besser, womit sie im Alltag kämpfen müssen. Ich spüre, dass sie manchmal frustriert sind. Wenn sie mich anlächeln, bevor sie gehen, weiß ich, dass ich ihren Tag ein bisschen besser gemacht habe.

Durch meine Arbeit mit ihnen habe ich gelernt, dass wir einander mehr zuhören müssen. Dass wir bewusster miteinander umgehen müssen.

Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, Leidenschaft zu zeigen, sich fallen zu lassen und zu öffnen. Und vor allem: großen Respekt vor älteren Menschen zu haben. Es ist inspirierend, ihre Lebensgeschichten zu hören.

Wir sollten uns mehr Zeit füreinander nehmen

Auch sie waren mal jung, hatten ein Leben, einen Alltag, Hobbies, mussten Entscheidungen treffen.  

Ich habe mit dem Berufswechsel endlich etwas gefunden, das mich erfüllt. Es ist schön, sich um andere Menschen zu kümmern. Nicht nur dafür zu sorgen, dass sie gut aussehen, sondern auch, dass sie sich gut fühlen.

Das ist unglaublich wertvoll. Und jeden Tag aufs Neue zeigen mir die Männer, wie dankbar sie für die Zeit sind, die ich mit ihnen verbringe.

Jetzt will ich mein Konzept weltweit verbreiten. Demenz ist eine Volkskrankheit, überall. Über 46 Millionen Menschen auf der Welt litten nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation im Jahr 2015 an Demenz. Jedes Jahr kommen hunderttausend neu Erkrankte hinzu.

Wir sollten uns mehr Zeit für diese Menschen nehmen. Es könnte jeden von uns treffen.

Dieser Text wurde aufgezeichnet von Uschi Jonas.

LG,
Aggi






"Die Schäden einer Therapie dürfen nicht größer sein
als die Schäden der Krankheit."
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