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 Demenz und Distanz

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BeitragThema: Demenz und Distanz
Demenz und Distanz EmptyMo 19 Nov 2007, 10:16    © Admin
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Thalya Erstellt: 08.03.07, 14:03

Bin neu hier und möchte erstmal ganz herzlich Hallo sagen!

Ich brauche dringend Rat von Menschen, die mit demenzkranken Angehörigen Erfahrung haben!
Meine Schwiegermama ist vor ca. einem dreiviertelten Jahr die Treppe hinuntergestürzt. Es folgten viele Wochen Krankenhaus, wobei sie, aufgrund der Schwere ihrer Kopfverletzungen lange Zeit nicht ansprechbar war. Es konnte uns keiner sagen, wie das ganze ausgeht. Umso größer war die Freude, als sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde und beinahe wieder die alte war. Die betreuenden Ärzte versicherten uns, dass sich ihr Zustand, sobald sie wieder in ihrer gewohnten Umgebung wäre, noch weiter verbessern würde. Sie selbst war auch sehr zuversichtlich und versprühte eine ungeahnte Lebensenergie. Wir hatten eine Pflegekraft für sie vorgesehen, die bis auf weiteres eine 24h - Betreuung übernehmen sollte. Doch dann kam der große Knall. Ihr leiblicher Sohn und ihre Schwiegertochter haben sie von heute auf morgen in ein Altenheim gesteckt, ohne ihr auch nur die Gelegenheit zu geben, nocheinmal nach Hause zu kommen. Ab diesem Zeitpunkt ging alles ganz schnell. Sie sackte seelisch ab, verlor ihren Lebensmut und die Demenz, die in sehr geringen Ansätzen bereits vorhanden war, kam in ganz großen Schritten und überrollte sie innerhalb kürzester Zeit, so dass sie bereits nach einem Monat kaum mehr zu einem Gespräch in der Lage war, sie zeigt keine Emotionen mehr, und all das, was eine Demenz im fortgeschrittenen Stadium eben charakterisiert.
Mittlerweile haben wir (der Rest der Familie) erwirkt, dass sie zu Hause betreut wird, von einem 24h-Pflegedienst. Man hat das Gefühl, es geht ihr seelisch besser, aber das Stadium der Demenz ist halt nicht rückgängig zu machen. Das große Problem ist für uns die Entfernung (ca. 350km). Telefonieren ist natürlich wahnsinnig schwer geworden. Wir können sie nur einmal im Monat besuchen und tun uns sehr schwer auf diese kurze Zeit (jeweils ein Wochenende) den richtigen Zugang zu ihr zu bekommen. Was reden? Welches Thema ausgrenzen? Wie mit einander umgehen? Miteinander schweigen? Es ist ein Lernprozess... und ich würde mich wirklich sehr über einen Erfahrungsaustausch freuen, der mich meiner Schwiegermama vielleicht auch wieder ein kleines Stück näher bringen könnte.

Danke an alle, die diese Geschichte bis hierher gelesen haben und mir Anregungen geben wollen!

Thalya
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BeitragThema: Re: Demenz und Distanz
Demenz und Distanz EmptyMo 19 Nov 2007, 10:18    © Admin
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LillNalle Erstellt: 08.03.07, 19:29

Liebe Thayla

Als erstes möchte ich dich ganz herzlich willkommen heissen und freue mich das du zu uns gefunden hast.

Das es deiner Schwiegermama zu Hause mit dem 24 Std-Pflegedienst, seelisch besser geht, spricht dafür das ihr die richtige Entscheidung getroffen habt. Hoffe sehr das der besagte leibliche Sohn dies nun wenigstens auch eingesehen hat.

Da ihr soweit weg von deiner Schwiegermama wohnt, wird es für euch auch nicht einfach sein, euch immer gleich auf die jeweiligen aktuellen Veränderungen einzustellen. Gerade darum finde ich es auch sehr gut und wichtig, wenn man darüber reden kann. Ich finde deine Fragen und Überlegungen sehr gut und möchte gerne versuchen jeweils darauf so gut wie möglich Antwort zu geben. Allerding werden auch viele Fragen von meiner Seite her kommen müssen, damit ich mich besser auf deine Schwiegermutter einstellen kann.

Telefonieren ist leider etwas von den ersten Dingen die immer schwieriger werden. Nicht nur für den Demenzkranken der im "nur" Gespräch mit Fragen und Antworten schnell überfordert ist, sondern auch für den Angehörigen, weil dies telefonisch fast nicht zu vermeiden ist. Da ist ab und zu ein paar Zeilen zu schreiben, aus meinen Erfahrungen wesentlich sinnvoller. Dies kann bis weithinein in die Demenz Freude machen. Unserem lieben Erik hat dies immer sehr viel Freude gemacht. Selbst als seine Demenz dann recht weit fortgeschritten war konnte er sich immer noch stundenlang über Briefumschläge freuen mit seinem Namen und Adresse drauf und mir diese hundert mal mit stolz zeigen (der geschreibene Inhalt war jedoch dann nicht mehr so wichtig).

Ich denke ihr könnt mit deiner Schwiegermama über alles reden, was für sie auch interessant ist. Vielleicht nur nicht mehr so viel auf einmal. Mehr kann ich leider aufgrund der wenigen Informationen, wo ich zur Zeit über sie habe, noch nicht sagen. Ein paar Tips wo für die Gespräche sehr hilfreich sein können, damit die Gefahr der Überforderung, wesentlich kleiner wird sind: Meidet zu lange und komplizierte Sätze. Verpackt möglichst nicht 2 Fragen in einen Satz, wie z.B. "Sollen wir jetzt spazieren gehen oder etwas später?" Stellt euch auf viel Geduld ein, lasst ihr Zeit für Antworten und auch für das formulieren was sie sagen möchte - dies ist sehr wichtig damit sie sich ernst genommen fühlen kann. Eigentlich signalisieren Demente auf verschiedene Art, wenn es für sie zu anstrengend, oder zu mühsam wird. Was für sie nicht mehr in Worte zu erklähren geht, zeigen sie indem sie entweder agressiv werden, oder nicht mehr aufmerksam sind, oder sie fangen an unruhig zu werden.

Manchmal ist das reden auch einfach so, oder so schwierig, dann habt ihr aber sicher noch die Möglichkeit etwas gemeinsam zu machen und halt auch mal ohne Worte einfach die Gemeinschaft zu geniessen. Manchmal wissen wir auch theoretisch wie wir uns verhalten sollten und trotzdem gelingt es uns in der Praxis leider nicht immer. Mach dich bitte desswegen nicht kaputt. Der Umgang mit Demenz ist ein lernprozess und solange wir lernen, machen wir leider auch Fehler.

Je mehr ich von deiner Schwiegermutter weiss je mehr kann ich versuchen mitzudenken. Würde mich also über einen regen Gedankenaustausch sehr freuen. Schliesslich bin auch ich immer wieder am lernen.

Jetzt aber erst mal ganz liebe Willkommensgrüsse

Ursula
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BeitragThema: Re: Demenz und Distanz
Demenz und Distanz EmptyMo 19 Nov 2007, 10:21    © Admin
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Lupus Erstellt: 09.03.07, 17:08


von mir auch ein herzliches willkommen thalya!

erkennt deine schwiegermutter euch noch?

meiner schwiegermutter erzählen wir bei den besuchen viel von menschen, mit denen sie noch was anzufangen weiß.

wird allerdings immer schwieriger, da 1. viele, für die sie sich noch interessiert, bereits verstorben sind und 2. personen aus kürzerer vergangenheit nicht mehr einordnen kann.

hört gemeinsam musik (die ganzen alten lieder) macht zoobesuche (das fand mulle immer schön, als sie noch besser sehen konnte)

lg kareen
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BeitragThema: Re: Demenz und Distanz
Demenz und Distanz EmptyMo 19 Nov 2007, 10:23    © Admin
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Thalya Erstellt: 13.03.07, 11:19

Hallo und vielen lieben Dank für Eure konstruktiven Beiträge und Anregungen!

Es tut irrsinnig gut, mit Menschen in Kontakt zu treten, die selber Erfahrungen im Umgang mit Demenzkranken haben. Für mich ist das alles Neuland und ich spüre auch eine gewisse Verantwortung (neben der ganz normalen, menschlichen) gegenüber unserer Schwiegermutter/Mutter, da die Familie leider an den unterschiedlichen Auffassungen bzgl. Heim komplett auseinandergerissen wurde. Vonseiten des, laut Erbvertrag verantwortlichen Sohnes mit Familie ist keinerlei Betreuung, seelische Unterstützung oder irgendetwas zu erwarten, obwohl sie im selben Haus wohnen. Betreuung und Gespräche belaufen sich fast zur Gänze auf das Betreuungspersonal, bzw. ihren Mann, der mit seinen 86 Jahren selber Betreuung braucht. Ansonsten werden Besuche, Ausflüge, Gespräche nur von uns unternommen, sowie von meiner Schwägerin und Schwager, die dieselbe Entfernung wie wir zu bewältigen haben. Das übt halt schon einen gewissen Druck auf uns aus, zumal wir ein Kleinkind haben, mit dem die Entfernungen am Wochenende auch nicht so locker vom Hocker zu bewältigen sind. Und dann möchte man halt die kurze Zeit, die wir nur zur Verfügung haben, möglichst optimal nutzen.
Briefeschreiben anstelle zu telefonieren empfinde ich übrigens auch als eine sehr gute Möglichkeit die Zeit bis zum nächsten Besuch zu überbrücken. Ich mach das auch regelmäßig, bereits seit ihrem Heimaufenthalt.
Sie erkennt uns noch ohne Probleme, hoffen wir natürlich, dass das noch lange so bleibt.
Am Freitag fahren wir wieder übers Wochenende hin, haben auch einen kleinen Ausflug geplant zu einem Teil der Verwandtschaft, nur für zwei Stunden, damits nicht zuviel wird. Mal sehen...

Viele liebe Grüße an Euch,
Thalya
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BeitragThema: Re: Demenz und Distanz
Demenz und Distanz EmptyMo 19 Nov 2007, 10:24    © Admin
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LillNalle Erstellt: 14.03.07, 07:24

Liebe Thalya

Auch aufgrund meiner eigenen Erfahrungen finde ich den gegenseitigen Austausch unheimlich wichtig. Erst recht da sich meistens, gerade in der nächsten Verwandtschaft, in solchen Situationen die Geister trennen. Als "nur" Freunde von Erik glaube ich haben wir dies, ob positiv oder negativ umso intensiver spühren und erleben müssen. Aber es geht ja in erster Linie für uns nicht darum, was die anderen darüber denken, sondern wie wir unsere eigene Verantwortung wahr nehmen, um am nächsten Tag noch in den Spiegel schauen zu können. Ob Verwandte Freunde sein können oder nicht, zeigt sich für mich, nach den gleichen Kriterien wie es allgemein für Freundschaften an sich gilt. Leider ist das Leben oft so, das von denen, wo am meisten erwartet werden könnte, am wenigsten kommt. Umso wertvoller das deine Schwiegereltern euch haben, auch wenn ihr weit weg wohnt. Ich finde deine/eure Haltung sehr gut und kann nur sagen Hut ab. Ihr versucht wirklich das Beste, eurer Situation entsprechend zu geben und das verdient alle Achtung von meiner Seite.

Ich wünsche mir das sie euch noch lange kennt und ihr noch viele schöne Ausflüge und Momente zusammen erleben dürft. Jetzt wo der Frühling da ist, wird dies sicher etwas einfacher und eröffnet auch mehr Möglichkeiten was man gemeinsam machen könnte. Sei es gemeinsam Blumen zu pflücken oder ein Grillfest im kleinen Rahmen, es gibt viele Dinge die Freude bereiten können ohne das es viele Worte dazu bedarf. Für uns war Frühling und Herbst immer die schönste Zeit. Nicht zu kalt, nicht zu warm, viele möglichkeiten, viel draussen sein und dadurch für Erik wieder etwas angenehmere Nächte und besseren Schlaf. Auch der Vorschlag von Kareen mit dem Zoobesuch, oder gemeinsam Musik zu hören fand ich sehr gut, das hat auch Erik immer gerne gemacht, solange das laufen für ihn nicht zu mühsam wurde - und Musik bewirkt heute noch kleine Wunder bei ihm. Auch das wo ihr an diesem Wochenende vor habt, mit Besuch bei Verwandten finde ich sehr gut. Aber wie du es selber sagst, eben nicht zu lange sonst kann es schnell zu viel werden. Wenn ich dich so lese, glaube ich aber auch das du dafür schon ein recht gutes Gespühr hast.

Ich wünsche euch ein richtig schönes Wochenende und würde mich freuen, wenn du uns nachher ein bisschen erzählen würdest wie es war.

Liebe sonnige Grüsse
Ursula
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BeitragThema: Re: Demenz und Distanz
Demenz und Distanz EmptyMo 19 Nov 2007, 10:27    © Admin
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Thalya Erstellt: 17.03.07, 20:51

Hallo hier bin ich also wieder...

Liebe Ursula, erstmal ein großes Danke an Dich für das positive Feedback!! Klar machen wirs gerne und es ist für uns auch selbstverständlich diese Hin- und Herfahrerei, aber es tut doch gut, mal zu hören, dass es gewürdigt wird - wenn auch nicht von der Familie...

Nun - mit dem geplanten Besuch übers Wochenende ist nix geworden, mein Kleiner war schon die ganze letzte Woche krank und gestern hat es mich dann auch erwischt. Heißt, wir sind zu Hause geblieben und mein Mann ist heute alleine runtergefahren, hat seine Eltern abgeholt und eben jenen Besuch mit ihnen gemacht, den ich schon erwähnt habe. Er sitzt mittlerweile wieder im Auto und ist unterwegs nach Hause. Ich hatte vorhin ein langes Gespräch am Telefon mit ihm. Er ist sehr traurig. Die Mutter hat wohl wieder Gewicht verloren, sie muß beim Gehen gestützt werden und was vollkommen neu ist, man muß mit ihr nun auf die Toilette gehen. Hm. Da sehe ich jetzt ein dickes Problem auf mich zukommen. Ich hab vor so etwas einen riesigen Respekt. Tu mich schwer das zu erklären. Ich war halt immer die Jüngste in der Familie, das Nesthäkchen und sie für mich immer ein Mensch, den ich geachtet habe und - ja sie war/ist eine sehr stolze Frau... Und nun soll ich... Versteht ihr mich? Ich muß das nun erst mal für mich durch überlegen, damit hatte ich nicht gerechnet...

Mein Mann hat auch noch gesagt, dass sie sehr still war. Er hatte auch Fotos von uns und vor allem von ihrem heißgeliebten Enkelkind dabei. Sie hat die Bilder wohl kaum angeschaut, eher drübergeschaut, unbeteiligt.
Dieses "unbeteiligte" beobachte ich schon länger, das ist auch nicht anders, wenn unser Sohn zu ihr hingeht und sie ganz fest drückt. Aber beim letzten Besuch ist sie dann plötzlich mit ihrer Stirn ganz nahe an die von dem Kleinen gegangen und die beiden sind so eine Weile verharrt und sie hat gelächelt. Ihr könnt Euch sicher vorstellen, was das für ein Moment für uns war!

Puuh - es ist schon schlimm, wenn man so wenig Vorstellung davon hat, was in dem Kopf von dem Kranken vorgeht... Mich erinnert das Krankheitsbild manchmal an einen Jungen, mit dem ich ein Jahr lang gearbeitet habe, der stark autistische Züge hatte (hatte als Pädagogin mit schwer verhaltensgestörten Jugendlichen zu tun). Er hat nicht gesprochen, auch nicht mit Gesten kommuniziert, er wirkte immer teilnahmslos und doch waren immer wieder Situationen, wo ein Spalt in der Mauer zu erkennen war, der Licht durch gelassen hat, Emotionen...

Herrje - jetzt mute ich Euch aber schon viel Text zu! Werd mich mal einbremsen.

Ein schönes Wochenende noch und stürmische Grüße (bei uns fliegt gleich das Dach weg!) von

Thalya
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BeitragThema: Re: Demenz und Distanz
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LillNalle Erstellt: 19.03.07, 17:44

Liebe Thalya

Keine Angst, uns kann man gar nicht zuviel Text zumuten. Im Gegenteil, der gegenseitige Austausch ist doch gerade das, was so gut tut. Irgedwie seine Gedanken zu formulieren und auszudrücken, mit dem Bewusstsein verstanden zu werden, das gibt Mut und Zuversicht. Also nur nicht dich bremsen - bitte.

Schade das du und dein Kleiner nicht mitfahren konntet. Aber manchmal kommt es halt einfach anders als geplant. Hoffe sehr das es euch in der Zwischenzeit wieder etwas besser geht.

Dein Mann hat die neue Situation recht gut beschrieben und ich kann mir nur zu gut vorstellen wie es weh tut zu sehen, das sie in der Zwischenzeit noch mehr abgenommen hat, unbeteiligt wirkt und jetzt auch auf die Toilette begleitet werden muss.

Das unbeteiligt sein, hat mehrere Ursachen. Die eine sind die schweren Depressionen, die im Zusammenhang der bewusst wahr genommenen und immer mehr werdenden Defizite, unweigerlich aufkommen. Das andere ist die Tatsache das, dass was normalerweise einfache Routinenabläufe sind, für sie immer mehr anstrengende Überlegungen beinhalten. Dies ist für sie sicher sehr anstrengend und somit kann das, was wir einfach als abwesenheit oder desinterresse wahr nehmen, für sie eine art ausklinken sein um sich geistig wieder etwas zu erholen. So kann in gewissen Situationen eine umarmung von ihrem geliebten Enkel gar nicht richtig bei ihr ankommen, ein anderes mal wiederum ein freudiges Lächeln ins Gesicht zaubern. Je nachdem wie fitt sie gerade in diesem Moment ist. Geniesse jedes lächeln von ihr, denn es kommt ungekünstelt aus ganzem Herzen. Ab und zu wirst du aber auch ihre geistige Abwesenheit akzeptieren müssen, denn auch dies gehört für sie dazu um mit ihrer Krankheit klar zu kommen. Vorallem wenn sie Abwesend aber doch innerlich ruhig wirkt. Fangen die Hände aber an unruhig rumzunesteln, dann braucht sie stimulanz. An diesem Punkt möchte ich gerne wieder den Vorschlag von Kareen aufgreifen. Musik wirkt oft kleine Wunder, vorallem wenn es solche ist, die sie schon immer gerne (vorallem in jungen Jahren) gehört hat. Dort wo Worte nicht ankommen, kann Musik erinnerungen wecken und helfen aus der "Versenkung" wieder an die "Oberfläche" zu gelangen. Plötzlich kann man zusammen z.B Kartoffeln schälen, Bilder anschauen, oder gar Tanzen.

Dein Vergleich mit dem autistischen Jungen, liegt gar nicht so daneben. Auch dort bedeutet die Teilnahmslosigkeit nicht, das sich in der Zeit nichts im Kopf abspielt - sondern einfach, auf eine für uns sehr schwer verständliche Weise. Und umgekehrt wirken wir auf die Betroffenen genau so unverständlich. Aber dennoch gibt es immer wieder Lichtpunkte wo man sich trifft und solche Momente gerade desswegen noch wertvoller werden lassen.

Das dir der Gedanke angst macht, deine Schwiegermama die einst eine Frau war wo mit beiden Beinen im Leben stand, jetzt auf einmal auf die Toilette begleiten zu müssen, kann ich sehr gut nachvollziehen. Da ihr aber nur sporadisch bei ihr seit, frage ich mich ob es sinnvoll ist, wenn du ihr dabei helfen würdest. Ich glaube gerade bei solchen Problemen ist es am Anfang für die Betroffenen sehr wichtig eine art Bezugsperson zu haben. Im weiteren verlauf der Krankheit spielt dies dann weniger eine Rolle - da zählt einfach mit wieviel einfühlungsvermögen die jeweilige Person, mit der Intimsphäre des Dementen umgehen kann.

Ich wünsche einen guten Wochenstart, hoffe das der Sturm bei niemandem das Dach weggefegt hat. Hier war der Sturm nicht so stark. Dafür heute Sonne, Gewitter, Hagel, Schnee - naja, der April nähert sich.

Liebe Grüsse an alle
Eure Ursula
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BeitragThema: Re: Demenz und Distanz
Demenz und Distanz EmptyMo 19 Nov 2007, 10:32    © Admin
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Thalya Erstellt: 20.03.07, 09:45

Liebe Ursula,

Deine Zeilen haben mir vor allem diesmal sehr geholfen zu verstehen. Es macht eben doch einen großen Unterschied, ob man hin und wieder theoretisches über Demenz liest, oder eine Situation konkret anspricht! Vor allem gehst Du sehr konstruktiv am meine Beiträge heran und dafür möchte ich Dir wirklich von Herzen danken. Ich habe eigentlich sonst nur meine Schägerin, mit der ich über dieses Thema reden kann und das geht wg. der Entfernung auch nur über Telefon und gerade am Telefon tu ich mich schwer mit diesem Thema. Mein Mann spricht nur darüber, wenn ihn oder mich etwas akut belastet, dann verschließt er es in sich um es zu verarbeiten.

Wohl wissend, dass Depressionen ab einem bestimmten Stadium der Erkrankung unweigerlich einhergehen, habe ich sie dennoch nicht in Zusammenhang mit diesem "Unbeteiligtsein" gebracht. Weißt Du, eigentlich, ob da medizinisch dagegen was machbar ist? Soweit ich weiß, werden bei alten Menschen äußerst ungern Psychopharmaka verabreicht. Habe davon gehört, dass öfter mit hochdosiertem Johannsikraut gearbeitet wird. Ist halt die Frage, ob das bei so schweren Depressionen greift. Vor allem bei Menschen, die sich kaum noch mitteilen können, müssen Depressionen in dieser Größenordnung ja äußerst grausam sein!!

Unser wirklich großes Problem im Umgang mit unserer Mutter ist wohl das Zerwürfnis mit der Familie, wie ich in meinem ersten Beitrag geschildert habe, zumal sie zusammen in einem Haus wohnen. Wir sind dort kaum mehr geduldet, vor allem, seit wir, auf dem Rechtsweg durchgesetzt haben, dass die Mutter nach Hause kann. Wir haben zwar ein (rechtliches) Besuchsrecht, aber es ist trotzdem irrsinnig schwer. Wir "dürfen" nur den Flur durchqueren und uns nur in den Räumen der Eltern aufhalten. Kaum zu glauben, zumal innerhalb der eigenen Familie, aber wahr. Vor allem meinen Mann belastet das sehr, zumal es sein ELternhaus ist. So huschen wir immer rein ins Haus, holen die Eltern ab und müssen dann eben irgendwohin fahren, wo wir ein bisschen Ruhe haben. Wir haben zwar in der Nähe (ca. 50km entfernt) eine Wohnung, in die wir uns bis vor kurzem zurückziehen konnten, jedoch ist dies mittlerweile eine Entfernung, die meine Schwiegermama nur noch unnötig stresst. Deswegen auch am Samstag der Besuch bei den Verwandten, die sozusagen ums Eck wohnen, aber das ist halt auch keine Dauerlösung.

Desegen auch meine Sorge mit der Toilette. Wenn wir unterwegs sind, und das sind wir zwangsläufig, dann muß ich da eben mit. Meine Überlegung war auch mal, die Betreuerin zu Ausflügen mitzunehmen, zumal ich mich auch gerne mal mit ihr intensiver unterhalten möchte um Einzelheiten über den Krankheitsverlauf, den Tagesablauf der Eltern, etc. zu erfahren. Geht aber auch nicht, weil wir zu sechst im Auto keinen Platz haben.

So überlegen wir hin und her, ob es Sinn macht, vielleicht doch unserer Besuche im Wohnzimmer der Eltern zu machen. Ist halt fraglich, ob wir dort Ruhe bekommen und vielleicht nicht auch noch der Streit wieder aufgekocht wird, vor den Augen und Ohren der Eltern. Wir hatten da leider im letzten Jahr viel zu viele einschlägige Erlebnisse...

Ich finde Eure Vorschläge die Zeit gemeinsam zu gestalten mit Musik, gemeinsam Kartoffeln schälen, grillen... sehr gut, nur wie gesagt, unter diesen Umständen ist das sehr schwer umzusetzen. Da wir bereits nächste Woche Mittwoch wieder runterfahren, steht die Entscheidung an, was wir machen. Sicherlich hat auch das Wetter ein Wörtchen mitzureden.

Apropos Wetter - unser Dach ist noch drauf, dafür haben wir eine weiche weiße Schneedecke! Und meinen Sohn freuts...

Ich schick Euch allen liebe Grüße aus Österreich,
Thalya
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BeitragThema: Re: Demenz und Distanz
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LillNalle Erstellt: 20.03.07, 19:47

Liebe Thalya
Meistens gehen Männer mit Problemen anders um als wir Frauen. Wärend wir gerne alles mögliche Analysieren, manchmal bis hin zu einer Lösung immer wieder durchkauen, sprechen Männer meistens nur darüber wenn es, wie du selber sagst sie akut belastet, oder konkrete Lösungen vorgeschlagen werden können. Meistens führt beides zum Ziel, wenn auch die Wege dorthin verschieden sind.

Leider weiss ich auch nicht genau was ich dir konkret wegen den Depressionen empfehlen soll, da sehr ganau abgewogen werden muss - wie im Falle deiner Schwiegermama - der Nutzen gegenüber den Nebenwirkungen wäre (wechselwirkung zu anderen Medis u.s.w). Ich werde dir mal eine Tabelle beifügen über Medikamentenbehandlungen verschiedener Symptome bei Demenz. Allerdings würde ich an deiner Stelle vermutlich auch erst Johanneskraut probieren http://www.awl.ch/heilpflanzen/aktuell/Johanniskraut_2/ . Warum auch mit Kanonen auf Spatzen schiessen wenn es vielleicht doch anders geht.
______________________________________________________________

Medikamentöse Behandlung von nichtkognitiven Symptomen bei Demenz

Depressionen SSRI ----> Medikament: (z.B. Citalopram/Seropram). Tägliche Zieldosis: 10 - 40 mg

Angstsyndrom ----> Medikament: Mirtazapin (Remeron). Tägliche Zieldosis: 15 - 60 mg

Tag-/Nachtumkehr, Schlafstörungen ----> Medikament: Pipamperon (Dipiperon). Tägliche Zieldosis: 20 - 80 mg ----> Medikament: Lorazepam (Temesta). Tägliche Zieldosis: 0.5 - 2 mg

Unruhezustände ----> Medikament: Pipamperon (Dipiperon). Tägliche Zieldosis: 20 - 80 mg ----> Medikament: Risperidon oder Haloperidol. Tägliche Zieldosis: 20 - 80 mg ----> Medikament: akut: Levomepromazin (Nozinan). Tägliche Zieldosis: 25 - 50 mg i.m. ----> Medikament: Promazin (Prazine). Tägliche Zieldosis: 50 - 100 mg i.m.

Wahn Halluzinationen ----> Medikament: Risperidon (Risperdal). Tägliche Zieldosis: 0,25 - 2 mg ----> Medikament: Haloperidol (Haldol) ----> 0,3 - 5 mg

Nichtkognitive Störungen bei Parkinson-Syndrom und Lewi-Body-Demenz sind ausschliesslich mit Clozapin (Leponex), 12,5 - 50 mg, zu behandeln.
______________________________________________________________

Die Wohnsituation bei deinen Schwiegereltern macht den Umgang für euch wirklich zur Hölle. Wenn ich deinen Bericht richtig interpretiere haben sie nicht mal einen eigenen Hauseingang. Da kann ich mir gut vorstellen, das die Gefahr von Streitgesprächen vor deinen Schwiegereltern mehr als nur gross ist. Kein wunder möchtet ihr mit ihnen nur die Flucht ergreifen um sicher etwas Ruhe zu haben. An dieser Stelle frage ich mich aber auch, wie das "gemeinsame" Wohnen zwischen ihnen wohl sonst aussieht - und wie es war vor der Pflegebedürftigkeit. So traurig es wäre, sie aus ihrem Elternhaus raus zu nehmen, frage ich mich aber doch, ob es nicht besser wäre wenn sie nahe bei euch wohnen könnten, auch mit Pflegedienst aber gleichzeit mit viel Liebe und Aufmerksamkeit von eurer Seite? Diese Spannungen dort müssen doch unerträglich sein und erst recht noch zusätzliche Depressionen fördern - oder täusche ich mich da? Wenn ich mir vorstelle mit welchen Ängsten ihr dort hin fahren müsst, nie wisst wie dieses "nur geduldet werden" sich weiter entwickeln könnte. Gibt es da wirklich keine bessere Lösung, die weniger Nerven kostet? Wie verrückt Verwandte sein können, weiss ich leider auch selbst zu genüge - nur meistens lassen sich nicht die Menschen, sondern nur Umstände, oder das Umfeld verändern. Ich nehme aber mal an, das ihr dieses selbst schon vor und zurück überlegt habt, wäre aber froh, wenn du mich da ein bisschen aufklären könntest, damit ich besser weiss in welche Richtung ich mitdenken sollte.

Irgendwie mal mit der Betreuerin so abzumachen, das du wenigstens mal in Ruhe mit ihr reden könntest, glaube ich wäre sehr wichtig - für euch alle. Auch wenn du dazu im schlimmsten Fall nochmals ein paar Kilometer extra fahren müsstest.

Wenn du mit deiner Schwiegermama unterwegs, mit auf die Toilette gehen müsstest, glaube ich wäre es wesentlich einfacher. Dann geht ihr einfach gemeinsam dorthin, weil du natürlich auch gerade musst. Je selbstverständlicher du selbst damit umgehen kannst je einfach wird es auch für sie sein. Ist doch unter Frauen nicht so aussergewöhnlich wenn sie gemeinsam zur Toilette verschwinden und nachher aufeinander warten - oder? Erst recht nicht wenn man unterwegs ist.

Das sind so im Moment meine Fragen und Gedanken dazu. Weitere werden sicher folgen.

Ich sende dir ganz liebe Grüsse und danke dir für den schönen Gedankenaustausch wo wir zusammen haben dürfen.

Ursula aus der Schweiz
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BeitragThema: Re: Demenz und Distanz
Demenz und Distanz EmptyMo 19 Nov 2007, 20:25    © Admin
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Thalya Erstellt: 21.03.07, 10:40

Liebe Ursula,

vielen Dank für Deine rasche Antwort! Lieb von Dir, dass Du mir auch die Tabelle mit Medikamenten reinkopiert hast!! Ich muß mal überlegen, wie wir das am besten anstellen, dass wir mit dem behandelnden Arzt reden können. Das ist nämlich auch so ein Problem, dass eben jener leibliche Sohn auch die Vormundschaft hat... Es soll in weiterer Folge über Gericht geklärt werden, ob es nicht möglich ist, dass mein Mann und der andere Bruder zusammen das übernehmen könnten. Leider bleibt uns auch da nur der Rechtsweg.

Das mit der Wohnsituation ist ein sehr, sehr komplexes Thema, versuche mal das wichtigste zusammenfassen: Das Verhältnis zwischen meiner Schwiegermama und den Hauserben (übrigens nicht nur Haus, sondern ein wirklich großes Erbe) war schon immer angespannt. Wir haben uns da eigentlich nie eingemischt, zumal die Schwiegereltern eben bis voriges Jahr, als der Sturz passiert war, vollkommen selbständig waren. Mein Schwiegervater weniger als meine Schwiegermama, die das aber scheinbar mühelos kompensiert hat. Die Augen hat uns erst die Situation nach dem Sturz geöffnet, es gab auch Gespräche mit den Erben, die wir, nie, nie für möglich gehalten hätten. In logischer Konsequenz wurde dann die Situation eben so genutzt, dass man die Mutter ins Heim abgeschoben hat, nicht unbedingt in ein gutes, aber Hauptsache weg. Den Vater wollte man hinterherschieben, der hat sich aber erfolgreich dagegen gewehrt. Es ist auch über den Erbvertrag so geregelt, dass die Erben für die Betreuung der Eltern zuständig sind und ein Heimaufenthalt nur bei medizinischer Indikation erfolgen soll.

Ich habe auch bereits überlegt, ob wir die Eltern zu uns holen sollen. Leider wäre das nur über einen Heimaufenthalt zu realisieren, da wir kein Zimmer frei haben. Nicht für die Eltern und schon garnicht für eine Betreuungsperson, leider! Wäre zwar so gesehen vielleicht besser, weil ich sie tagsüber zu uns holen könnte und sie ein stückweit wieder an einem Familienleben teilhaben könnten, jedoch hat uns ihr Arzt von einem weiteren Ortswechsel abgeraten. Hinzu kommt aber noch etwas viel komplexeres. Bei uns steht ein Umzug an, wir warten nur darauf, dass wir Käufer für unser Haus finden. Die Richtung soll dann sowiso in Richtung Heimat meines Mannes gehen.

Aber noch einmal zurück zur Situation meiner Schwiegereltern. Soweit wir das über Aussagen von meinem Schwiegervater und teilweise auch von der Schwiegermama abschätzen können, besteht nicht viel Kontakt mit den Erben. Zum einen, weil es ein riesiges Haus ist, das zumindest zwei Eingänge hätte, auch wenn sie nicht benutzt werden und zum anderen, weil die ehemligen Berührungspunkte kaum mehr gegeben sind, wie z.B. gemeinsames Mittagessen, auch sind beide tagsüber unterwegs. Denke auch, dass sie die Eltern auch deshalb in Ruhe lassen, weil sie eigentlich auf einem Pulverfass sitzen wg. dem Erbvertrag, der in der Vergangenheit öfter umgangen wurde. Es geht um große Summen, es ist, so traurig das klingt, unser Druckmittel. Ist aber auch ein Grund, warum ich gerne mit der Betreuerin reden würde, ob der was unangenehm auffällt.
Ja - soviel zum Thema Familie.

Das mit der Toilette liegt mir noch immer im Magen, kann das irgendwie ganz schlecht für mich klarmachen. Weiß Du, es ist nicht damit abgetan mit ihr zur Toilette zu gehen, das haben wir ja auch in der Vergangenheit oft miteinander gemacht, sondern, dass ich mit reingehen muss, die Inkontinzenzeinlage austauschen und sowas. Ich versuche die ganze Zeit mir einzureden, dass das alles ganz natürliche Vorgänge sind, weil ich ja eben, wenn es soweit ist, natürlich wirken möchte, aber ich schaffs gedanklich nicht! Naja - ein paar Tage hab ich ja noch Zeit und nachdem ich immer noch krank bin, auch Zeit zum Nachdenken...

Liebe Ursula, ich schick Dir liebe Grüße und einen dicken Sonnenstrahl, denn mich lacht gerade einer durchs Bürofenster an!

Thalya
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BeitragThema: Re: Demenz und Distanz
Demenz und Distanz EmptyMo 19 Nov 2007, 20:26    © Admin
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LillNalle Erstellt: 22.03.07, 17:26

Liebe Thalya
Bin gerade dabei mir dein geschriebenes im Herzen und Verstand hin und her zu bewegen. Dieser besagte Sohn erinnert mich immer mehr an Eriks Sohn aus 2.Ehe. Möglichst alles selbst unter den Nagel reissen, dann die Eltern so schnell wie möglich abschieben wenn sie nicht mehr von "nutzen" sind, um die eigene Schuldigkeit schnellstens erledigt zu haben. Wie schön wäre es doch wenn man wenigstens zusammen arbeiten könnte - aber leider wird von solchen Verwandten meist genau das Gegenteil gemacht. Da Erik bei uns wohnte hatten wir es zumindest, in der Beziehung doch etwas einfacher. Auch wenn ich sagen muss, das dadurch, weil wir die Vormuntschaftsfrage sehr, sehr lange hinaus zögern mussten, um schlimmeres zu vermeiden, ich mich unweigerlich mehr, als nur (schön gesagt) nahe der Legalitätsgrenze bewegt habe. Nur so konnte aber der Sohn keinen einfluss nehmen und hätte er was dagegen unternommen, hätte er sich auch selbst in die Nesseln gesetzt. Ja liebe Thalya, so traurig es ist, sind manchmal Druckmittel die einzigen Möglichkeiten und das kleinere Übel wenn man sie einsetzt.

In Anbetracht dessen, das ihr bald richtung Heimat deines Mannes umziehen werdet, wäre es sicher nicht vernünftig die Eltern jetzt in eure Nähe zu holen. Da hat der Arzt schon recht, man sollte möglichst Ortswechsel für Demente vermeiden. Ich habe es ja selbst bei Erik erlebt, wie es jedes mal schwieriger wurde und nur weil ich trotzdem immer seine Bezugsperson war, überhaupt so lange lösbar.

Da die Berührungspunkte zwischen den Eltern und dem Sohn im Haus kaum vorhanden sind, nehme ich mal an das die Betreuungsperson ziemlich konfliktfrei mit den Eltern umgehen kann, was sicher das Leben etwas einfacher macht.
Wenn es schwierig ist, euch mit der Betreuungsperson zu treffen, um in aller Ruhe miteinander zu sprechen - telefoniert ihr wenigstens manchmal miteinander, oder könnte ihr E-mails schreiben?

Mit dem Arzt könnte es schon schwieriger sein, solange ihr nicht die Vormundschaft habt. Aber manchmal bekommt man trotzdem als besorgter Sohn/Schwiegertochter auskunft. Spätestens wenn du mal zusammen mit deiner Schwiegermama beim Arzt warst, oder mit ihr zusammen mal hin gehst und er sehen kann das eine Vertrautheit vorliegt. Zumindest hat es bei mir auch immer geklappt obwohl ich weder Vormund, noch Verwandt mit Erik bin. Es klappt sogar Heute noch, wo er nicht mehr bei uns wohnt und ich auch heute nicht die Vormundschaft habe, weil ich das nie wollte. Es reicht die Tatsache das ich am meisten über Erik und seine gesundheit Bescheid weiss und darüber ist unter anderem auch der Arzt froh. Auch die schriftliche Bestätigung, wo ich von seiner Tochter dann bekommen habe, als sie die Vormundschaft gekriegt hat (aufgrund meines Wunsches), und mich für vieles berechtigt, musste ich noch nie vorweisen, nicht mal darüber reden das ich sie habe. Es ist auf jeden Fall ein Versuch wert liebe Thalya. Alles in allem, war es wirklich oft erstaunlich wieviel ich durchbekommen habe - aber wäre ich nicht oft gezwungen gewesen, hätte ich glaube ich nicht mal daran geglaubt das dieses oder jenes klappen könnte und folgedessen nicht mal probiert.

Ich wünsche mir von ganzem Herzen das Ihr und der zweite Sohn bald die Vormundschaft bekommen werdet. Es würde soviel für euch vereinfachen und wäre für deine Schwiegereltern auch wesentlich besser. Bis das Gericht dies jedoch entschieden hat, wird es aber leider vermutlich noch einiges an Geduld brauchen.

Das in die Toilette mit rein gehen, ist am Anfang sehr schwer. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie unangenehm dies für mich war - und dann noch mit einem Mann. Unterwegs z.B. auf einem Rastplatz musste ich ihn ja ausserdem noch mit auf die Damentoilette nehmen. Äusserlich habe ich mir nichts anmerken lassen - aber innerlich war es ganz anders. Vorallem wo ich dann auch noch für ihn sauber machen musste. Nur, es hat sich dann aber in der Praxis doch wesentlich einfacher gezeigt als all meine Befürchtungen waren. Wir hatten sogar gemeinsam einen gewissen Humor entwickelt, wo uns beiden half natürlicher mit dieser Intimsphäre umzugehen - vorallem danks Erik. Ich denke man kann sich selbst, auch nur begrenzt darauf vorbereiten. Ich fürchte, das gerade bei solchen Themen das Sprichwort stimmt: Nur wer ins Wasser springt lernt auch zu schwimmen. Vielleicht hilft es dir mehr, wenn du dir einfach sagst, du lässt dir äusserlich nichts anmerken, tust als ob du alles im Griff hast und was innerlich passiert ist eine andere Sache. Die innerlichen Konflikte werden sich dann automatisch legen, wenn es äusserlich klappt. Bitte vergiss auch eins nicht. Es wird nicht immer gleich gut klappen, aber auch wir sind nicht perfekt und dürfen Fehler machen aus denen wir lernen. Deine Schwiegermama ist sicher noch wesentlich unsicherer als du und was sie dann in erster Linie braucht, ist deine Sicherheit in dem was du tust. Ein kleiner Tipp hätte ich da noch. Sag ihr in ganz ruhigem selbstverständlichen Ton z.B. das ihr jetzt noch die Einlage wechselt, damit es ihr nachher wieder richtig wohl sein darf, mache die Bewegungsabläufe einfach ganz ruhig und lass ihr die Zeit wo sie braucht um mitzubekommen was du tust. Schnell machen wollen, bewirkt immer das Gegenteil, es irritiert den Dementen und bewirkt Abwehrhaltung. Deine Ruhe gibt ihr die Sicherheit und Geborgenheit ihrer Intimsphäre, so das sie die Hilfe eher annehmen kann. Ich habe in der Zeit mit Erik gelernt, aus unserer Sicht in Zeitlupe zu funktionieren. Diese Zeitlupe hilft einem aber auch dabei, selbst besser flexibel zu sein und sich individuell anzupassen.

Ich sende dir ganz viele liebe Gedanken und Grüsschen

Ursula
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BeitragThema: Re: Demenz und Distanz
Demenz und Distanz EmptyMo 19 Nov 2007, 20:29    © Admin
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Thalya Erstellt: 27.03.07, 09:08

Ja - liebe Ursula, das mit den lieben Verwandten ist ein weites Feld... So unverständlich mir das auch ist - wenn man seinen Eltern so viel zu verdanken hat - dass man nichteinmal aus reiner Achtung einem Menschen gegenüber (wenn schon die Liebe zu den eigenen Eltern versagt!) in der Lage ist, das Beste für diese Menschen zu wollen.

Der Kontakt zur Betreuungsperson gestaltet sich leider auch schwierig, da sie nur gebrochen deutsch spricht. Am Telefon macht es überhaupt keinen Sinn, weil sie vieles mit Gestik verdeutlicht und eine Kommunikation über e-Mail, etc. geht auch nicht. Bleibt nur, mit ihr mal ein persönliches Gespräch zu führen. Plane das für unser nächstes Treffen.

Habe auch am WE wieder einmal versucht mit meiner Schwiegermama zu telefonieren, wollte einfach ihre Stimme hören, um wenigstens bis zu einem gewissen Grad abschätzen zu können, ob es ihr gut geht. Das Gespräch hat wohl kaum eine Minute gedauert. Sie hat das Gespräch nach wenigen Sätzen beendet. Es ist einfach so schwierig!!!

Nunja, ab Morgen bin ich dann ja für ein paar Tage vor Ort. Mal sehen. Habe irgendwie immer Bammel, wenn wir uns wiedersehen. Nicht wissend, was einen erwartet, wird man doch jedesmal mit neuen, meist unangenehmen Dingen konfrontiert und muss rasch und natürlich möglichst situationsadäquat darauf reagieren. Nicht immer ganz einfach. Danke übrigens für Deine einfühlsamen Gedanken bzgl. "meinem Toilettenproblem"! Mittlerweile hat es wohl für mich den Schrecken ein bisschen verloren. Werds jetzt einfach mal auf mich zukommen lassen.

Schick Dir, liebe Ursula, und allen, die diesen Beitrag lesen, warme, sonnige Frühlingsgrüße!

Thalya
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BeitragThema: Re: Demenz und Distanz
Demenz und Distanz EmptyMo 19 Nov 2007, 20:31    © Admin
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LillNalle Erstellt: 27.03.07, 21:05

Liebe Thalya
Die Sprachbarriere zwischen der Betreuerin und euch ist allerdings ein Problem. So hat telefonieren wirklich kaum einen sinn und wird umso wichtiger, das ihr euch mal in Ruhe persönlich sprechen könnt. Da ich glaube das immer mehr Betroffene in gleicher Situation sind wie ihr, werde ich mal zuoberst im Forum einen Aufruf hinschreiben, wer weiss vielleicht meldet sich ja mal jemand, wo sich gerne für Übersetzungen zu Verfügung stellen möchte. Du weisst ja, die Hoffnung stirbt zuletzt.

Telefonieren mit Demenzkranken ist meist sehr, sehr schwierig. Ich weiss wie man sich aber nur schon nach der vertrauten Stimme sehnt. Als Erik noch bei uns wohnte, hat vorallem die eine Schwester von ihm, immer wieder mal angerufen nur um seine Stimme zu hören. Ich musste damals schon Erik den Hörer ans Ohr halten, mich möglichst hinter ihn stellen, so das er mich nicht sehen konnte und ihn mein Gesicht und die nicht dazu passende Stimme nicht zusätzlich iritieren konnte. Gleichzeitig habe ich meine zweite Hand ihm von hinten auf die Schulter gelegt damit er weniger nervös wurde. So hat es wenigstens einen kurzen Moment geklappt. Als er dann im Heim war, wollte ich mal mit ihm telefonieren - aus dem selben Grund. Meine Stimme ist ihm vertraut vorgekommen, wenige Worte hat er auch gesprochen, aber dann hat ihn das nicht dazu passende Gesicht der Pflegerin total iritiert, die ihm leider den Hörer von vorne ans Ohr gehalten hat. Vermutlich hat auch ihre Mimik überhaupt nicht dazu gepasst......Nun ist es nicht mehr möglich. Selbst wenn ich mit ihm zusammen bin, vermisse ich manchmal seine Stimme. Seine heutige Stimme ist auch so nicht mehr dieselbe, sie ist dünn, leise und mager geworden und wenn sie mal etwas lauter ist - ja, dann klingt sie irgendwie heiser.

Wenn ich Erik nach ein paar monate Schweiz wieder in Schweden sehen kann, habe ich auch den grössten Bammel davor. Dabei geht es mir immer weniger darum, ob er mich überhaupt noch erkennt, sondern eher, was kann ich mit ihm zusammen noch tun, damit er spührt wie wertvoll er ist. Manchmal gelint es mir gut und manchmal zeigen sich die Besuche mehr als schwierig. Was ihm bei einem Besuch grosse Freude macht, kann beim nächsten genau das Gegenteil sein, oder umgekehrt. Dementsprechend waren auch oft meine eigenen Hochs oder Tiefs. Mit der Zeit habe ich aber angefangen zu lernen nicht alles so persönlich zu nehmen und wenn etwas mal nicht gelingt, sofort als mein Versagen anzuschauen. Sondern mehr zu schauen was macht ihm meistens freude, oder was sollte ich generell vermeiden. Z.B. mit Erik zusammen Fotos aus seinem Leben anzuschauen ist etwas was ich nicht mehr machen würde. Auch wenn es sich nur um Fotos handelt, wo eigentlich schöne Erinnerungen sein sollten, macht es ihn entweder traurig oder agressiv. Sie wecken bei ihm entweder Sehnsüchte die nicht mehr gestillt werden können (wenn er ziemlich fitt ist), oder es interessiert ihn überhaupt nicht und dann findet er es nur lästig. Musik hören und mit ihm zusammen im Rollstuhl zu tanzen, ist manchmal für ihn ein Hochgenuss, manchmal will er es aber überhaupt nicht. Auch die kleine Werkbank wo ich mal für ihn gebastelt habe, wo er schrauben und hämmern kann, ist manchmal für ihn die grösste Freude wenn wir da zusammen werkeln und manchmal will er nichts davon wissen. Dann haben wir auch noch die Duplosteine zum bauen, auch da ist es dasselbe. Bei jedem Besuch muss ich von neuem seine Tagesform abschätzen und mich manchmal etwas durchprobieren um das richtige zu finden - was auch mir nicht immer gelingt.....Trotzdem spühren wir uns grundsätzlich im Herzen, weil seine Stimmungsschwankungen nur die Krankheit sind, aber nicht er selbst und sein Charakter. Er würde mir nie weh tun wollen, es ist die Krankheit die das tut.

Ich werde bei Gelegenheit mal in einem neuen Thread, einiges von dem wiedergeben wo Erik mir damals über sein erleben der Demenz beschrieben hat. Es war für ihn ein grosses Anliegen dies zu tun, so lange er es konnte. Es hat nur meine Zeit gebraucht um es in mir so reifen zu lassen, das ich es hoffentlich auch entlich für andere weiter geben kann.

Ich bin froh liebe Thalya das für dich das Toilettenproblem etwas an schrecken verloren hat und ich hoffe dich auch in den Sorgen, oder Bammel in Bezug eurer Besuche dort etwas begleiten zu dürfen.

Ich wünsche euch nun erst mal wertvolle Tage vor Ort und hoffe das du nachher davon berichten wirst.

Bin ganz fest in Gedanken bei euch - wer weiss vielleicht hilft es ja. Sende liebe sonnige Grüsse an dich

Ursula
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BeitragThema: Re: Demenz und Distanz
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Thalya Erstellt: 03.04.07, 18:59

Bin wieder da!

Als erstes herzlichen Dank an Ursula, für Deine rasche Reaktion auf das Problem Sprachbarriere mit den ausländischen Pflegekräften! Eine gute Idee nach freiwilligen Dolmetschern zu suchen, für alle Betroffenen!

Erfreulicherweise hat sich das Vier-Augen-Gespräch mit der Pflegekraft als recht einfach erwiesen, glaube aber auch, dass es diejenige (es sind zwei im Turnus) war, die besser deutsch spricht. Konnte in Erfahrung bringen, dass meine Schwiegermama bzgl. Medikamente neu eingestellt wurde und seither viel ruhiger und ausgeglichener wirkt. V.a. die aggressiven Tendenzen scheinen gestoppt. So waren wir auch überrascht, als sie uns überschwenglich (!!) begrüßt hatte, rel. viel erzählt hat und mit unserem Sohn gespielt hat. Die beiden haben Autos über den Tisch geschoben, ums Kaffeegeschirr herum und über Frontalzusammenstöße gelacht - könnte es doch immer so sein! Ich tu mich schwer, das Erlebte einzuordnen. Weiß nicht, ob es einfach eine gute Phase ist und die nächste, nämlich schlechte, schon hinter der Hecke lauert oder ob es die Medikamente sind, auf die sie positiv anspricht und wir vielleicht ein kleines bisschen Hoffnung haben dürfen, dass diese Phase ein wenig andauert.

So durften wir diesmal ein recht positives Gefühl mit nach Hause nehmen. Es ist, wie Du schreibst, Ursula, immer mit viel nervlicher Anspannung verbunden, wenn man sich nach längerer Zeit wieder sieht, nicht weiß, was einen erwartet und dabei ständig der Druck aus dieser Zeit das beste zu machen, weil sie so kostbar ist! Oft genug wird man dann mit viel Negativem auf einmal bombardiert und irgendwann ist man dann wieder auf dem Heimweg, in Gedanken bei dem Erlebten, wohl wissend, dass einem wegen der Entfernung wieder die Hände gebunden sind...

An Ursula: ich fände es eine ganz große Bereicherung für alle Betroffenen, mehr über das Erleben von Demenz zu erfahren, zumal aus der Sicht eines Erkrankten! Wissen ist auch hier Macht. Die Macht, die uns dazu verhilft, diese wenige, kostbare Zeit, die uns mit unseren lieben Verwandten und Freunden bleibt, möglichst optimal nutzen zu können!

Ich wünsche Dir, liebe Ursula und allen, die dieses Thema verfolgen, ein frohes Osterfest und schöne Feiertage!

Liebe Grüße,
Thalya
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BeitragThema: Re: Demenz und Distanz
Demenz und Distanz EmptyMo 19 Nov 2007, 20:33    © Admin
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LillNalle Erstellt: 05.04.07, 09:15


Liebe Thalya

Ich freue mich zu lesen, das ihr das Gespräch mit der etwas sprachgewandteren Pflegekraft führen konntet. So habt ihr wenigstens den aktuellen stand der Dinge gut in Erfahrung bringen können. Bin froh das eine so gute Medikamenteneinstellung für deine Schwiegermama gefunden wurde und es ihr wesentlich besser gehen darf, was sich sehr durch ihre bessere Aufmerksamkeit und neu gewonnene Freude zeigt.


Manchmal ist es sehr schwer das Erlebte einzuordnen. Vor allem weil es, wie du richtig sagst Phasen sind, die sich immer wieder mal gegenseitig ablösen werden. Ich glaube aber, das wenn man bei den guten Phasen schon wieder die schlechten vor Augen hat, vielem beraubt wird. Da uns die schlechten Phasen sehr bedrücken, brauchen wir unbedingt auch die ungetrübten Freuden in den guten Phasen – als gesundes Gegengewicht. Keiner weiss wie lange diese aktuelle gute Phase anhalten wird, aber im Moment ist es so, das für deine Schwiegermama die Welt in Ordnung ist und das ist ein Grund zur Freude pur. Es wird auch nach dieser guten Phase nicht einfach eine schlechte kommen und bleiben. Es werden immer wieder mal gute kommen, auch wenn die Interwalle sehr unterschiedlich sein werden. Vermutlich wird sie im Verlauf der Demenz auch noch öfters wieder neu auf Medikamente eingestellt werden müssen.

Leider wird bei den meisten Besuche eine gewisse nervliche Anspannung da sein, aus dem nicht wissen was einen diesmal erwartet. Manchmal hat man auch Angst vor dem nächsten Besuch wegen der Ungewissheit. Je nachdem wie der Besuch dann war, begleiten einen nachher gute, oder schlechte Gefühle. Manchmal sind bei mir, kaum habe ich das Heim verlassen nur noch Tränen gelaufen, aber es hat auch immer wieder Besuche gegeben wo ich strahlend vor Freude und erleichtert nach Hause fahren konnte. Ja es sind Wechselbäder der Gefühle, für das Betroffen wie auch für uns Angehörige, aber bis weit in die Krankheit hinein wird es immer wieder mal schöne eindrückliche Erlebnisse geben.

Wie es sich anfühlt wegen der Entfernung die Hände gebunden zu haben. Erlebe auch ich im Moment ganz massiv. Erik gehts zur Zeit gar nicht gut. Er bekam eine Infektion nach der anderen, hängt im Moment am Tropf und bekommt Antibiotika. Normale Nahrungsaufnahme ist zur Zeit nicht mehr möglich.......So langsam werden bei mir die Überlegungen, was Sinn macht und von wo an der Unsinn zur Lebenserhaltung anfängt, klare Formen annehmen müssen.....Im Moment hoffen wir aber, das er nochmals so gesund werden kann, damit eine normale Nahrungsaufnahme wieder möglich wird und wir zusammen vielleicht doch nochmals einen Sommer erleben dürfen den er auch geniessen kann.

Einen Bericht wie Erik mir sein Erleben der Demenz immer wieder mal geschildert hat, werde ich demnächst schreiben.

Jetzt wünsche ich allen erst mal ganz schöne Feiertage

Liebe Grüsse

Ursula
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BeitragThema: Re: Demenz und Distanz
Demenz und Distanz EmptyMo 19 Nov 2007, 20:36    © Admin
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Thalya Erstellt: 11.04.07, 15:02

Diesmal hat es etwas länger gedauert mit meiner Antwort. Ostern war dieses Jahr ein bisschen hektisch bei uns, da sich, aufgrund der genannten Familienstreitigkeiten die Feierlichkeiten zu uns verlagert haben. Das erste Osterfest ohne meinen Schwiegereltern war schon etwas gewöhnungsbedürftig. Soweit wir es in Erfahrung bringen konnten, haben die beiden aber Ostern recht gut verbracht. Telefonieren funktioniert mit der Mama im Moment recht gut, was natürlich eine riesen Erleichterung ist - und ja Du hast recht, Ursula, man sollte so eine Phase wirklich einfach genießen und nicht darüber nachdenken, wie lange sie anhält. Man tut sich nichts gutes damit und es kostet unnötig Energie, die man anderweitig sinnvoller einsetzen kann!

Was Du über den momentanen Gesundheitszustand Eriks schreibst, liebe Ursula, tut mir sehr leid. Für Euch beide. Ich kann mir gut vorstellen, dass bei Dir diese grausamen Gedanken einsetzen, inwieweit lebenserhaltende Maßnahmen Sinn machen. Es ist wohl auch das schlimmste, mit dem viele von uns sich irgendwann einmal auseinandersetzen müssen. Ich hoffe für Euch so sehr, dass es einfach eine labile Phase ist, die vorübergeht! Ich wünsche Euch von ganzem Herzen alles Gute!

Thalya
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BeitragThema: Re: Demenz und Distanz
Demenz und Distanz EmptyMo 19 Nov 2007, 20:38    © Admin
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LillNalle Erstellt: 13.04.07, 10:32

Liebe Thalya

Das erste mal Ostertage ohne Schwiegereltern ist sicher etwas gewöhnungsbedürftig. Bin aber sehr froh, das es deiner Schwiegermutter zur Zeit recht gut geht und vorallem das telefonieren funktioniert. Dies muss eine riesige Erleichterung für euch sein.

Der aktuelle Stand von Erik ist so: Seine Blutwerte waren extrem schlecht und so hat er Bluttransfusionen bekommen. Stellt euch vor 2 Blutkonserven und wenn ich mich jetzt nicht täusche ist das 1 liter Blut, also keine kleine Menge. Klar das sich dadurch die Werte nun wieder im Normalbereich befinden. Ob es jedoch so bleiben wird, wage ich mal aus verschiedenen Gründen zu bezweifeln. Erstens waren seine Entzündungswerte viel zu gut und zweitens verliert er schon seit längerem, für die Menge wo er isst viel zu viel an Gewicht. Bei mir drängt sich der Verdacht nach Krebs auf und in seinem Fall stelle ich mich jetzt lieber mal auf das Schlimmste ein um mich selber etwas besser vorbereiten zu können. Spätestens am 21. April kann ich hier losfahren, um noch bei seiner Tochter einen kurzen Zwischenstopp zu machen. Vorher ist sie leider nicht zu Hause. Auch die Krankenschwester im Heim war sichtlich erleichtert, als ich ihr sagte das ich früher als geplant kommen werde. Im Moment sitze ich hier natürlich wie auf Nadeln und merke wieder mal, das sich in Geduld zu üben, zu einer der schwersten Aufgaben des Lebens gehört.

Liebe Grüsse an alle
Eure Ursula
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BeitragThema: Re: Demenz und Distanz
Demenz und Distanz EmptyMo 19 Nov 2007, 20:40    © Admin
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Thalya Erstellt: 14.04.07, 10:09

Liebe Ursula,

ich kann mir gut vorstellen, wie schwer es für Dich sein muß, abzuwarten, bis der Termin kommt, an dem Du endlich vor Ort sein kannst. Bei so schwierigen Situationen rächt sich die Distanz leider umso mehr!

Der Gedanke einer schweren Erkrankung, neben der Demenz, drängt sich Dir auf und es ist naheliegend sich darauf vorzubereiten. Dabei kommt aber oftmals die Tatsache erschwerend hinzu, dass wir Menschen dazu neigen, in unseren Gedanken Dinge noch grausamer zu durchdenken, als sie ohnehin schon sind. Vielleicht schaffst Du es in dieser folternden Zeit des Wartens auch ein bisschen Hoffnung zu leben - Hoffnung, dass das Leben manchmal Dinge auch positiv beeinflusst, wie auch immer das geschehen mag.

Du merkst, liebe Ursula, ich tu mich schwer, etwas zu schreiben, was Dir in dieser Situation helfen könnte. Ich schick Dir aber auf alle Fälle positive Gedanken und hoffe, Du weißt, dass bei mir ein offenes Ohr für Dich ist!

Herzliche Grüße,
Thalya
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BeitragThema: Re: Demenz und Distanz
Demenz und Distanz EmptyMo 19 Nov 2007, 20:41    © Admin
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LillNalle Erstellt: 15.04.07, 08:56


Liebe Thalya

Es gibt Dinge im Leben die kann einem kein Mensch abnehmen und man ist gezwungen dies selbst durchzustehen. Aber nur schon das Wissen darum, das man in Gedanken getragen wird, von Menschen die verstehen und wissen was in einem vorgeht, ist ein grosser Trost. Eine Tragkraft die nicht zu Unterschätzen ist.

Dankbare liebe Grüsschen an dich
Ursula
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BeitragThema: Re: Demenz und Distanz
Demenz und Distanz EmptyMo 19 Nov 2007, 20:43    © Admin
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Pflegedokument Eta Erstellt: 19.04.07, 19:11

Viel spass beim lesen wünscht Detlef Luther
Das Altenheim – ein Ort zum Leben?!

Eine etwas satirisch gereimte Antwort
Der Frühdienst kommt, der Nachtdienst geht,
schon fünf nach sieben – bin viel zu spät!
Den Kittel her, den strahlend weißen,
will nicht mehr Frau XY – sondern Sr. Eva heißen!
Jetzt aber los, ganz schnell nach oben,
die Pflegestufen drei sind alle umgezogen
das dient der rationelleren Pflege,
den es verkürzt die sonst so langen Wege,
Raus aus dem Bett, Frau Meier schnell,
das Bettzeug ist auch nicht mehr ganz hell,
für heute muß es jedoch taugen,
die Oma hat sowieso schon schlechte Augen
Und jetzt ins Bad, ich muß mich sputen,
der MDK gibt mir dafür nur sieben Minuten.
Zum Zähneputzen reicht’️s zur Not,
Mach den Mund auf Oma, sonst seh ich rot
Mit ‚ ner Prothese ging’️s viel schneller,
die weicht im Wasser ganz von selber
O‘ Gott, es ist schon bald halb acht,
und die Station noch nicht ganz fertig gemacht,
weil Sr. Elke wieder mal fehlt,
ja, ja Zeit ist schließlich Geld.
Um neun ist alles dann Paletti,
die PDL ist endlich happy,
und in der Doku steht zu lesen,
wir sind viel schneller als geplant gewesen.
Es mag ja sein, daß so manche im Haus
Aus dem Bett noch nicht wollen so früh heraus,
sie möchten erzählen den neuesten Traum,
doch wen interessiert das? Uns doch wohl kaum
solch Gequassel läßt uns schon lange kalt,
führ’️s Zuhören werden wir nicht bezahlt,
nur die Leistung gilt, die bringt Gewinn,
Betreuung ist „out“, bloß noch Pflegen ist „in“
Das Frühstück wird herangeschafft,
Kakao gibt den Leuten Kraft,
um all die Pillen zu verdauen,
die von den Ärzten, den ganz schlauen
mit hohem Eifer rezeptiert
weil Pharmazie die Welt regiert
Inzwischen ist es Zehn – Uhr – dreißig
Das Küchenpersonal war äußerst fleißig,
die Suppe steht schon auf dem Tisch
Kartoffel dampfen weich und frisch,
mit Soße und Salatblatt drauf,
ein Häppchen Fleisch schaut auch heraus
im Speisesaal riecht’️s angenehm,
Hoch lebe das Tablettsystem.
Um Elf – Uhr – dreißig eilt Ottilie,
die Köchin , heim zur Familie,
nun kann sie endlich wie sie will,
ohne Budgetierung, rein nach Gefühl,
den Kalbsbraten richten und Knödel dazu,
von Speiseplanzwängen hat sie jetzt Ruh;
Im Heim ist‘s mittags ruhig und still,
so wie die Hausordnung dies will,
Schichtwechsel ist beim Personal,
mit Kaffee und Kuchen – ganz legal,
denn noch fehlt vom MDK und Kasse,
das zeitliche Limit pro Torte und Tasse
Die „Hausinsassen“ ,sofern sie nicht schlafen,
können sich ebenfalls Kaffee beschaffen,
nur hie und da wird durchbrochen die Ruhe,
durch unerwünschte, weil lästige Besuche, von Angehörigen, die, man glaube
es nicht,
sich womöglich beschweren bei der Heimaufsicht,
wenn ihre Oma, müde und matt,
kein Bedürfniss nach Ratsch und Bewegung hat, die Laien versteh’️n halt das
Planungsziel nicht,
absolute Ruhe ist erste Seniorenpflicht.
Doch damit ist’️s ohnehin bald vorbei
Den um sechzehn – Uhr gibt’️s den Abendbrei,
mit zwei Scheiben Wurst und Pfefferminztee,
aber dann wird’️s hektisch o’️ weh, o‘ weh
die Zeit verrinnt, es geht um Minuten,
bei Pflegestufe Null heißt, es sich sputen,
bis alle Verwirrten und Desorientierten,
mit ihren unkontrollierten Weglaufbegierden,
eingefangen und zu Bett gebracht sind,
pfeift es durch’️s Haus, wie der Wüstenwind
Spätestens Achtzehn – Uhr , ist es jedoch geschafft,
die Station liegt im Bett, um sie pünktlich um acht,
dem Nachtdienst nach Vorschrift liegend zu übergeben,
den Ordnung ist schließlich das halbe Leben
Und wer’️s nicht glauben will, der komme zu uns,
Er wird’️s dann schon merken: Qualität ist Trumpf!
(GRINS:::::::::::::Smile
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BeitragThema: Re: Demenz und Distanz
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Thalya Erstellt: 26.04.07, 14:08

Nun - das gibt uns allen wohl eine Poriton Insider - Einblick in den Heimalltag. Und so mancher persönliche Eindruck findet hier seine Bestätigung... So witzig es formuliert ist, so traurig die Realität!

Grüße,
Thalya
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