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Farina Wohnt oft hier
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| Thema: Re: Demenz ohne Diagnose Fr 17 Jun 2011, 08:55 © Farina | |
| Liebe Ildiko,
eine sehr erfahrene Pflegerin in einer Demenzeinrichtung sagte: Wir werden alle dement, wir müssen nur lange genug leben. Meine Großmutter war dement, mein Vater ist es, genetisch betrachtet ist mein Risiko hoch. Aber was hilft es, leben müssen wir hier und jetzt, keine Strategie, keine Vorsorge kann uns vor Schicksalsschlägen bewahren. Dass es dir wichtig ist eine eindeutige Diagnose zu erhalten kann ich gut verstehen, es ist eine Erleichterung sagen zu können es ist diese oder jene Krankheit u. deshalb gibt es diese oder jene Symptome. Zumindest ging es mir so. Jahrelang war ich wütend über die Veränderungen bei meinem Vater, dieses sich gehen lassen, die Antriebslosigkeit. Jetzt weiß ich warum er so ist, wütend bin ich trotzdem oft, auf diese Krankheit die unsere ganze Familie verändert u. beeinträchtigt. Dass ich anderen Menschen gegenüber erklären kann mein Vater hat Alzheimer Demenz, deshalb macht er so merkwürdige Sachen, hilft manchmal. Die meisten sind u. bleiben ahnungslos. Mit unserem Hausarzt hatte ich kürzlich ein Gespräch über Tests u. Untersuchungen, ich dachte es wäre sinnvoll in gewissen Abständen das Fortschreiten der Erkrankung zu untersuchen. Unser Arzt sagte dazu folgendes: Es gibt keine 100 % ige Sicherheit welche Demenzerkrankung vorliegt, oft läßt sich erst nach dem Tod durch eine Untersuchung des Gehirns eine eindeutige Diagnose stellen. Behandeln kann man nur die offensichtlichen Symptome, so gut es eben geht. Die Krankheit schreitet in jedem Fall voran, Symptome ändern sich und die Behandlung läuft immer hinterher. Für unseren Arzt ist es wichtiger wie ich die Veränderungen beschreibe (und ich hoffe ich mache das gut), als ständig neu zu testen. Natürlich wird mein Vater regelmäßig untersucht und der Arzt spricht mit ihm, aber vieles lassen wir in Absprache mit unserem Arzt nicht mehr machen, es wäre Diagnose um der Diagnose willen und sicher belastend für meinen Vater. Inzwischen ist er sich seiner Defizite nicht mehr bewußt, in seiner Vorstellung kann er alles und macht alles, dadurch ist er weniger depressiv als zu Beginn der Erkrankung. Die Wirklichkeit sieht anders aus, er kann praktisch nichts mehr, lehnt aber jede fremde Hilfe nach wie vor massiv ab. Wir können nur auf Veränderungen iegendwie reagieren, jeden Tag neue Probleme erfordern neue Lösungen, vieles ist Versuch und Irrtum. Ich hatte mir vorgestellt, dass ich bei klarer Diagnose doch irgendwie mehr Einfluss auf die Entwicklung nehmen könnte, bin voll Elan darangegangen alles zu organisieren. Wohnungsumbau, Pflegedienst, Betreuung usw., die Krankheit meines Vaters wurde zu meinem Projekt, ich wollte Erfolge sehen. Tja, Pustekuchen. Mein Vater baut ständig weiter ab und nur weil ich mich jetzt ständig kümmere ist er auch kein netterer Mensch geworden. Was ich sagen will, liebe Ildiko, egal ob ihr eine Diagnose bekommt oder nicht, es wird dadurch nichts planbarer oder einfacher, allenfalls im Bezug auf Pflegegeld oder Betreuungsgeld. Diese Krankheit lässt sich in kein Schema pressen, egal wie wir sie nennen. Ich wünsche dir und deiner Mutter von Herzen alles Gute, vor allem Kraft und Geduld.
Liebe Grüße Farina |
| | | ildiko Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Demenz ohne Diagnose Sa 18 Jun 2011, 08:15 © ildiko | |
| Liebe Farina, vielen Dank für Deine Antwort. Ja, ich denke die Pflegerin hat recht, jedoch ist 64 eben so verdammt früh. Und da merkten wir zum ersten Mal, dass irgendetwas nicht stimmt. Du hast sicher recht, dass der Name der Demenz uns nicht weiterhilft. Irgendwie habe ich noch den ganz kleinen Hoffungsschimmer, dass es vielleicht doch "nur" schwere Depressionen sind. Gerade aufgrund des Alters meiner Mutter und der Tatsache, dass sie schon seit 10 Jahren völlig planlos und verbittert in den Tag hineinlebt. Ich kann die Krankheit noch nicht akzeptieren. Eine Diagnose würde mir da vielleicht helfen. Auch meine Mutter möchte unbedingt wissen, was sie hat. Sie merkt, dass sie abbaut. Nach der Gedächnisambulanz werden wir eine Diagnose haben. Dann werden wir die Tests auch einstellen. Irgendwann ist es einfach genug, sie mit diesen MMST zu deprimieren. Wie hast Du die Pflege Deines Vaters organisiert? Seit wann wisst Ihr, dass er dement ist? Wir vereinbarst Du das mit Deinem Leben? Liebe Grüße Ildiko |
| | | vargen Ist hier Zuhause
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| | | | Farina Wohnt oft hier
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| Thema: Re: Demenz ohne Diagnose So 19 Jun 2011, 13:55 © Farina | |
| Hallo Ildiko!
Die offizielle Diagnose haben wir seit Januar 2010. Rückblickend muss ich feststellen, dass die ersten Anzeichen schon mindestens 2004, wenn nicht noch früher, auftraten. Vieles haben wir auf den schwierigen Charakter, die Sturheit u. das Eigenbrötlerdasein meines Vaters geschoben. Nach dem Tod meiner Mutter im Januar 2006 schien uns Depression die einfachste Erklärung für seine Antriebslosigkeit u. die auftretenden Defizite. In diesem Jahr gab es den ersten MMST, ohne eindeutigen Befund. Weitergehende Untersuchungen lehnte mein Vater ab. Eine extreme Verschlechterung begann im Sommer 2009, er schlief bis in den Nachmittag, zog sich wochenlang nicht um, wusch sich nicht mehr, ging überhaupt nicht mehr vor die Tür. Januar 2010 eskalierte die Situation: Er stand morgens um 5 vor unserer Tür, Verletzungen im Gesicht und an den Händen, und suchte nach meiner Mutter. Ich brachte ihn ins Krankenhaus, 4 Wochen lang wurde er untersucht u. getestet, das volle Programm. Die Zeit war schrecklich, er hatte Wahnvorstellungen, Paranoia, lief weg, klaute aus anderen Zimmern, schlug Schwestern, war von jetzt auf gleich komplett inkontinent, tobte, schrie u. beschuldigte u. beleidigte uns. Er bekam dann alle möglichen Medikamente,u.a. Mittel gegen Demenz u. Schizophrenie, die bewirkten dass mein Vater irgendwann ruhiger wurde. Zum Zeitpunkt der Entlassung konnte er sich an fast nichts mehr erinnern, nicht laufen, nicht alleine essen, nicht zur Toilette gehen. Mein Mann u. ich entschieden uns ihn für 4 Wochen in eine Pflegeeinrichtung für Demenzkranke zu bringen, in dieser Zeit wurde seine Wohnung (in unserem Haus) komplett behindertengerecht umgebaut. In der Kurzzeitpflege ging es meinem Vater langsam wieder besser, teilweise konnten Medikamente abgesetzt werden und einige Fähigkeiten kehrten zurück. Ich organisierte einen Pflegedienst (Der MDK hatte ihn im Krankenhaus begutachtet u. Pflegestufe 2 bewilligt), der ihm morgens u. abends beim Waschen u. Umziehen helfen sollte. Mein Vater kehrte also in seine Wohnung zurück u. nichts funktionierte so wie ich es mir vorgestellt hatte. Den Pflegedienst lehnte er total ab, wurde richtig bösartig gegenüber dem Pflegepersonal, fiel in sein altes Muster zurück: nicht waschen, nicht umziehen usw.. Ich habe alles mögliche versucht, keine Verhaltensänderung. Irgendwann habe ich den 3. Pflegedienst gekündigt, bringt ja nichts. Seit März gebe ich das Pflegegeld lieber für eine Haushaltshilfe aus, u. inzwischen muss ich sagen die Frau ist eine 6 im Lotto! Sie ist unglaublich lieb, putzt die Wohnung perfekt, bringt meinem Vater Süßigkeiten mit, trinkt mit ihm Kaffee u. streichelt seine Wange. Mein Vater steht total auf sie u. nennt sie beim Vornamen meiner verstorbenen Mutter. Sie schafft es sogar ihn 1x pro Woche zu duschen u. umzuziehen, das ist 100% mehr als jeder Pflegedienst geschafft hat. Leider kommt sie nur 2 x pro Woche, mehr ist nicht bezahlbar. Mit mir u. meiner Familie spricht mein Vater kaum noch, außer er verdächtigt uns wieder einmal ihn zu bestehlen, oder er befürchtet nicht genug Zigaretten zu haben. Ich kümmere mich um seine Medikamente, sein Essen, putze 5 x pro Woche (Und das ist trotz Haushaltshilfe nötig, wenn man nicht am Boden festkleben will!), wasche praktisch täglich seine Bettwäsche (nachts inkontinent, Pampers? Keine Chance!), bringe ihn zum Arzt. An guten Tagen versuche ich ihn mal vom Fernseher wegzukriegen, wenigstens in den Garten. Die Treppe zu uns schafft er nicht mehr u. ich alleine krieg ihn auch nicht da hoch. Eigentlich muss man sagen dass er zwar versorgt wird, aber Pflege würde ich das nicht nennen. Ich habe mir das anders, besser vorgestellt. Teilweise habe ich resigniert, hoffe nur noch den Status Quo noch eine Weile aufrecht erhalten zu können. Ich wünsche dir auf jeden Fall mehr Glück mit deiner Mutter! Sorry für den langen Beitrag, anders konnte ich es nicht erklären.
Liebe Grüße
Farina |
| | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Demenz ohne Diagnose So 19 Jun 2011, 15:47 © sylvia | |
| Liebe Farina, Du hast wirklich sehr viel gemacht und ermöglicht. Schön das es mit der Haushaltshilfe so gut klappt. Drücke die Daumen, das es noch lang anhält. Es ist nicht so einfach, wenn er nur meckert und Beschuldigungen ausspricht. LG Sylvia
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
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| | | ildiko Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Demenz ohne Diagnose So 19 Jun 2011, 15:48 © ildiko | |
| @ Frederik: Du hast sicher recht, dass auch wesentlich jüngere Menschen an Demenz erkranken. Aber es ist schon relativ selten. Und wenn im bildgebenden Verfahren wirklich NICHTS ersichtlich ist, trotz schon massiver Einschränkungen ist das (laut dem Neurologen) ungewöhnlich. Dies, die bisher nicht gestellte Diganose, gibt mir die Hoffung, dass es vielleicht doch andere Ursachen git. @Farina: Dein Beitrag ist nicht zu lange. Im Gegenteil, ich bin für jede Information, jeden Erfahrungsbericht dankbar. Die Geschichte mit Deinem Vater ist wirklich schlimm. Ich glaube nicht, dass ich das leisten könnte, was Du leistest. Vor allem ist es so, dass ich defintiv nicht meine Mutter pflegen werde, und meine Kinder auf der Strecke bleiben. Im momentanen Zustand, würde meine Mutter keine Pflegestufe bekommen. Sie kann sich alleine anziehen, alleine waschen, alleine essen. Sie steht alleine auf. Auch zu "normalen" Zeiten. Wäscht sich, frühstückt. Ab und zu kocht sie mittags auch etwas für sich. Ein Hungergefühl hat sie nicht, sie achtet jedoch (erinnert durch meine Schwester und mich), dass sie etwas isst. Wenn wir eine Diganose haben, werden meine Schwester und ich zusammen mit unserer Mutter entscheiden, wie es weiter geht. |
| | | vargen Ist hier Zuhause
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| | | | ildiko Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Demenz ohne Diagnose So 19 Jun 2011, 16:28 © ildiko | |
| Danke Vargen! Wie der MMST ausfällt weiß ich eigentlich jetzt schon. Auch meine Mutter sagt, dass das ganz schlecht sein wird. Meine Mutter ist sich ihrer Defizite schon sehr lange bewußt. Wir haben das glaube ich nicht so schnell wahrgenommen, weil meine Mutter auch früher schon immer wieder Krankheiten bemüht hat, um im Mittelpunkt zu stehen. Bei ihr war immer alles anders und viel schlimmer als bei anderen. Ich habe relativ viel im Internet rumgelesen und bin auf einen Bericht gestoßen, der sagt, dass man in 95 % der Fälle im MRT schon Anzeichen einer Demenz sieht, zum Teil schon 2-4 Jahre bevor irgendwelche Beeinträchtigungen auftreten. Das gibt mir natürlich etwas Hoffung. Auf der anderen Seite frage ich mich natürlich, wie die Pflege meiner Mutter - mit oder ohne Diganose - weitergeht. Irgendwann wird sie verstärkt Hilfe brauche. Bis hin zur 24- Stunden-Pflege. Ich habe gelesen, dass Du diese für Deine Mutter hast. Darf ich Dich fragen, wie teuer so etwas ist und ob man da auch mal 2 Wochen wegfahren kann und der Patiert gut versorgt ist. (Ich habe natürlich Verständnis, wenn Du dazu nichts sagen möchtest). |
| | | vargen Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Demenz ohne Diagnose So 19 Jun 2011, 20:58 © vargen | |
| Kära Ildiko,
warum solltest Du nicht fragen dürfen. Diese 24-Stunden-Betreuung war bei mir privat geregelt. Habe damals, am Anfang als meine Mutter bei mir war, versucht die Sache ganz egal laufen zu lassen. Habe Anträge, etc. bei der Arbeitsagentur in Bonn - zuständig für legale Pflegekräfte - ausgefüllt und habe, trotz häufiger Nachfrage nichts gehört. Habe daher diese Betreuung selbst privat organisiert, durch Kontakte von Bekannten. Es lief am Anfang, erste 7 Monate, total bescheiden - abends von der Arbeit heim und meine Mutter lag heulend auf der Erde und die "Tussen" haben sich aus dem Staub gemacht. Danach hatte ich, bis zum Tod meiner Mutter, drei wirklich tolle Frauen (waren in der Pflege teilweise auch ausgebildet) gehabt, die sich alle 2 Monate abgewechselt haben. Ich konnte ganz entspannt meiner Arbeit nachgehen und, leider zu spät gemacht, auch mal für ein paar Tage wegfahren. Habe dafür im Monat zwischen 800,00 und 1000,00 € bezahlt, plus Fahrtkosten. Die Frauen waren auch bei mir versichert, privat.
Ich hoffe, dass die Ergebnisse der Untersuchungen bei Euch positiv sind!
LG
Frederik
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| | | ildiko Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Demenz ohne Diagnose Mo 20 Jun 2011, 08:02 © ildiko | |
| Lieber Frederik, danke für Deine Antworten. Ich werde es legal machen müssen, da ich meinen Job sonst an den Nagel hängen kann etc. Es gibt doch auch hier Arbeitskräfte, die 24-Stunden-Pflege anbieten. Wahrscheinlich unbezahlbar. Im Internet gibt es auch Organisationen, die ausländische Kräfte anbieten. Ich nehme an, Deine kamen auch aus Osteuropa. Klappt es da mit der Sprache? Ich merke, dass ich zur Zeit nicht viel Arbeit mit meiner Mutter habe: Ich kümmere mich um ihr Essen und fahre sie zu Arzt. Aber dennoch geht es mir nicht gut, da sie mich schon wieder im Griff hat. Mein Urlaub gehört eigentlich meinen Kindern, da ich ansonsten relativ viel arbeite. Jetzt plane ich für meine Mutter mit. Ich hätte gerne, dass 3-4 mal wöchentlich eine Dame kommt und mit meiner Mutter zusammen kocht. Damit sie auch beschäftigt ist und nicht noch mehr Fähigkeiten kampflos aufgibt. Aber das duldet sie nicht. Auch aus dem Grund muss es eine Diagnose geben. Viele Grüße Ildiko |
| | | sloppy Ist sich am Einleben
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| Thema: Re: Demenz ohne Diagnose Mi 07 Nov 2012, 00:25 © sloppy | |
| Hallo Ildiko,
meine Antwort kommt sicher etwas spät, ich habe auch deine neueren Beiträge gelesen und gesehen, wie die Entwicklung weiter gegangen ist.
Was mich motiviert hat, auf diesen älteren Thread zu anworten, sind einige Parallelen, die ich zwischen deiner Mutter und meiner Frau festgestellt habe.
Diese mangelnden sozialen Kontakte über Jahre hinweg. Wie habe ich sie bekniet, sich wieder eine Arbeit zu suchen, als die Kinder alt genug waren. Ohne Erfolg. Sie war in dem was sie tat immer ziemlich perfekt und konnte nie nachvollziehen, dass andere das nicht waren. Die waren dann einfach 'doof'. Das diese Anderen dafür auf anderen Gebieten ihre Stärken hatten, hat sie nicht interessiert. Sie hat nie wirklich reflektiert. Wenn etwas nicht geklappt hat, waren immer die Anderen schuld. Viele Dinge wie Auto fahren (lange Strecken), Urlaube organisieren, Finanzen regeln usw. hat sie komplett mir überlassen.
Ich grübele heute sehr häufig darüber nach, ob es gut war, das zu akzeptieren. Ob es etwas geändert hätte, darauf zu bestehen, dass sie mehr übernimmt. Ob ich da Fehler gemacht habe. Ob ich sie aus ihrer Passivität hätte herausholen müssen. Ob es z.T. meine Schuld ist, dass es soweit gekommen ist. Obwohl ich weiß, dass das nichts bringt. Jeder ist eigentlich für sich selbst verantwortlich, sie hat sich aus freiem Willen dazu entschieden, ohne Zwang und selbst die selbstbewusstesten und aktivsten Manager werden von Demenz nicht verschont. Aber es hilft nichts. Diese sch... Schuldgefühle werde ich nicht los.
Ich habe bei ihr die ersten Anzeichen 2009 gespürt, war aber durch die Tatsache, dass bei meinem Vater zu diesem Zeitpunkt Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert wurde und er noch in diesem Jahr starb, zu sehr damit und mit mir selbst beschäftigt, um mir darüber Gedanken zu machen. Da du das Alter deiner Mutter angeprochen hast - meine Frau war 2009 54 Jahre alt, also noch um einiges jünger als sie.
So war auch die 'Diagnose' bei der ersten Neurologin Pseudodemenz. Unterstützt wurde diese Diagnose unter anderem auch dadurch, dass unsere beiden Kinder Ende 2009 mehr oder weniger gleichzeitig ausgezogen sind. Leider war meine Frau trotzdem der Meinung, dass diese Neurologin 'doof' sei und hat beschlossen, nicht mehr hinzugehen. Es dauerte dann ein weiteres Jahr, bis ich sie dazu überreden konnte, zu einer anderen Neurologin zu gehen. Zwischzeitlich hatte ich es immerhin geschafft, sie zu einem MRT zu bewegen. Das Ergebnis war wie bei deiner Mutter: Völlig unauffällig. Nichts geschrumpft, keine Anzeichen für kleinere Schlaganfälle, einfach nichts. Das gab mir neue Hoffnung, da auch ich gehört hatte, dass man Demenz schon lange vor dem offensichtlichen Ausbruch anhand eines MRTs sehen kann. Mit diesem MRT führte der Besuch bei der zweiten Neurologin dann zu der neuen Dignose: Frontotemporale Demenz. Die primäre Begründung dafür war eben das MRT. Sieht man sich die Symptome dieser Demenzform an, trifft davon auf meine Frau absolut nichts zu. Daher habe ich mich dann in diesem Fall ihrer Meinung angeschlossen, dass wir zu dieser Neurologin nicht mehr gehen wollen. Anfang 2011 hatte ich meine Frau dann soweit, eine tief gehende Diagnostik in einem Krankenhaus machen zu lassen. Dort wurde dann aufgrund der kognitiven Tests Alzheimer diagnostiziert. EKG, EEG etc. völlig unauffällig. Nervenwasseruntersuchung neutral. Es wurden zwar die Alzheimer typischen Dinge gefunden, aber in einer Konzentration, die den Arzt veranlasst hat zu mir zu sagen, dass eine Untersuchung bei einer X-beliebigen Person das gleiche Ergebnis liefern könnte, ohne das jemand auf die Idee käme, bei ihr läge Demenz vor. Blutuntersuchungen nach allen möglichen Dingen waren ergebnislos. Leberschäden z.B. können auch zu Demenz-Verhalten führen, ich habe das bei meinem Vater gesehen. Aber bei ihr ist einfach nichts.
Ich stand und stehe noch vor dem gleichen Dilemma wie du. Körperlich ist einfach nichts zu finden, aber was nutzt das, wenn die Symptome da sind: Starke Wortfindungsstörungen, Kurzzeitgedächtnis miserabel, Zusammenhänge werden so gut wie nicht mehr verstanden, zeitliche Desorientierung, Rechnen unmöglich, Schreiben wird immer schlechter, Unfähigkeit, sich zu beschäftigen usw.
Ich habe dann vor ca. 2 Monaten einen Hypnosekurs besucht. Dort wurden wir zunächst über mögliche Kontraindikationen aufgeklärt. Auf Nachfrage wurde bestätigt, dass Demenz nicht dazu gehört. Man könne Demenzkranke bedenkenlos hypnotisieren, vor allem deshalb, weil es völlig zwecklos sei. Das hat mich dann ziemlich ernüchtert. Ich habe es trotzdem versucht - mit teilweise verblüffendem Erfolg. Sie ist sehr leicht in Trance zu versetzen und viele Suggestionen werden tatsächlich befolgt. Dinge, die wenn ich sie zu ihr sage, sofort wieder vergessen werden, werden nach der Suggestion auch später noch ausgeführt. Wie kann das sein, wenn die Informationsspeicherung aufgrund körperlicher Ursachen nicht mehr funktioniert?
Für mich ist Alzheimer mittlerweile so eine Art Oberbegriff für alles, was man nicht wirklich erklären kann. Und solange das so ist, besteht Hoffnung. Einer meiner letzten Hoffnungen ist der kürzlich entdeckte Zusammenhang zwischen Demenz und Autoimmunerkrankung. Einer der führenden Wissenschaftler dafür ist Professor Prüß an der Berliner Charite, den ich angeschrieben habe. Er hat mir mitgeteilt, auf was man bei einer Blutuntersuchung testen muss. Dieser Test läuft gerade. Viel Hoffnung habe ich nicht, aber ich würde mir ewig Vorwürfe machen, wenn ich es nicht versucht hätte. Vielleicht wäre das auch was für deine Mutter?
Ist jetzt alles ein bisschen lang geworden, sorry, aber manchmal tut's gut, einfach nur zu schreiben.
Gruß Volker |
| | | Ehemaliges Mitglied "GELÖSCHTER USER"
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| Thema: Re: Demenz ohne Diagnose Mi 07 Nov 2012, 06:06 © Ehemaliges Mitglied | |
| Lieber Volker, ich finde es sehr Riskant nur durch einen Hypnosekurs , dies bei deiner Frau anzuwenden:affraid:.Das Wohl des Patienten geht immer vor, und solch eine Hypnose, ist bestimmt nicht gut, außerdem auch Verantwortungslos.Ich denke wenn Hypnose für Demente gut wäre, dann würden es Ärzte auch anwenden.So was sollte man den Ärzten überlassen, zu oft ging das schon bei gesunden Menschen daneben. Niemand braucht sich die Schuld zu geben, wenn einer an Demenz erkrankt, von uns kommt diese Krankheit nicht, wir können auch nichts daran ändern. Aber wir können es unseren Lieben, so gut es geht, vorallem mit Liebe und Geduld, erträglich zu machen.LG Ulli |
| | | sloppy Ist sich am Einleben
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| Thema: Re: Demenz ohne Diagnose Sa 10 Nov 2012, 01:20 © sloppy | |
| Liebe Ulli, du schreibst: - Zitat :
- und solch eine Hypnose, ist bestimmt nicht gut, außerdem auch Verantwortungslos.
Weiter: - Zitat :
- Ich denke wenn Hypnose für Demente gut wäre, dann würden es Ärzte auch anwenden.
Ich möchte hier keine Grundsatzdiskussion über Hypnose lostreten, aber diese Behauptung kann ich nicht unwidersprochen stehen lassen. Ich habe nie behauptet, dass man mit Hypnose Demenz heilen kann. Das wird wohl auch der Grund sein, warum sie von Ärzten nicht angewendet wird. Ein weiterer Grund könnte sein, dass die meisten Ärzte, genauso wenig wie Ingenieure oder Architekten oder Bäcker Hypnose in ihrer 'normalen' Ausbildung gelernt haben. In dem Seminar, dass ich besucht habe, saßen neben Therapeuten, Krankenpflegern, Altenpflegern, Kindergärtnern usw. auch Ärzte, die sich im Nachhinein diese Fähigkeit aneignen wollten. Das heißt aber noch lange nicht, dass Hypnose für Demente nicht gut wäre. Liebevolles in den Arm nehmen, Spaziergänge an der frischen Luft machen usw. ist für Demente gut, ich habe allerdings noch nie erlebt, dass Ärzte sowas machen. Ich kann nicht beurteilen, wie gut du dich mit Hypnose auskennst und welche persönlichen Erfahrungen du damit gemacht hast, deine Formulierung 'bestimmt nicht gut' legt allerdings den Schluss nahe, dass eher weniger. Daher kurz zur Erläuterung: Die Hypnose besteht im Wesentlichen aus dem Vorlesen von einschlägigen Texten. Ich benutze überwiegend Texte zur Entspannung und zur Blockadenlösung, in die ich einfache Suggestionen des täglichen Lebens einfüge, z.B. Animationen um mehr zu trinken, die Körperpflege nicht zu vernachlässigen, einfache Dinge im Haushalt durchzuführe usw. Dabei kommt meine Frau in eine leichte Trance, vergleichbar mit den alltäglichen Trancen z.B. beim Autofahren, die jeder kennt aber nicht als solche wahrnimmt. Wer jeden Tag die gleiche Strecke zur Arbeit und zurück fährt, der fragt sich manchmal, wie bin ich jetzt eigentlich hierhin gekommen? Man war während der Fahrt irgendwie 'weggetreten', aber trotzdem hoch empfänglich für die Situationen um einen herum. So ähnlich ist es da auch. Meine Frau kriegt trotz Trance jedes Wort mit, das ich zu ihr sage, sonst wäre die Sache auch witzlos. Und das Schlimmste was passieren kann ist, dass sie einschläft, dann ist ohnehin jedes weitere Wort zwecklos. Für mich ist die Hypnose eine Möglichkeit der Kommunikation mit ihr, die viel intensiver ist als die normale Kommunikation, die u.a. aufgrund der Wortfindungsschwierigkeiten immer eingeschränkter wird. Botschaften an sie kommen wesentlich besser an als normal. Sie genießt das und ist seither viel ausgeglichener als vorher. Sie legt mir mittlerweile abends sogar das Textscript griffbereit hin und kann es kaum erwarten, dass es losgeht. Also, was sollte daran falsch oder gar verantwortungslos sein? Oder sollte es besser sein, sie mit Aricept, Axura oder ähnlicher Chemie vollzustopfen, nur weil irgendwelche Ärzte das empfehlen? Diese Mittel können auch nicht heilen, nur verzögern und das auch nur, wenn man Glück hat. Wissen wird man es im Einzelfall nie, da man keine Referenz hat. Ich habe in der Hypnose eine Möglichkeit gefunden, den Verlauf zu verzögern und zu mildern, zumindest aus rein subjektivem Empfinden. Es wäre schön, wenn du es dir in Zukunft etwas besser überlegen würdest, bevor du solche aus der Luft gegriffenen Behauptungen in die Welt setzt. Viele Grüße Volker |
| | | Ehemaliges Mitglied "GELÖSCHTER USER"
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| | | | sloppy Ist sich am Einleben
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| Thema: Re: Demenz ohne Diagnose So 11 Nov 2012, 01:22 © sloppy | |
| Hallo Ulli, ich habe einige Ärzte im Bekanntenkreis, davon ist keiner in Hypnose ausgebildet. Im Gegenteil, viele lehnen das ab, wahrscheinlich aus den gleichen Gründen wie du. Sogar die Neurologen, bei denen man es am ehesten erwarten würde, waren es nicht. Warum auch? Hypnose hat mit Schulmedizin nix zu tun. Und die ist schließlich das Nonplusultra, sonst würden die Krankenkassen andere Ansätze auch eher bezahlen. Will sagen, wenn ein Arzt, der zufällig Hypnose kann, diese anwendet, bezahlt ihm das keiner, warum sollte er es also tun? Was den Bäcker betrifft: Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass ein Arzt mit Hypnose soviel zu tun hat wie eine Kuh mit Eierlegen. Du sagst: - Zitat :
- Jeder sollte frei entscheiden ob er Hypnotisiert werden möchte
Das finde ich gut! Dann sind wir uns ja einig. Gruß Volker |
| | | Ehemaliges Mitglied "GELÖSCHTER USER"
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| Thema: Re: Demenz ohne Diagnose So 11 Nov 2012, 07:42 © Ehemaliges Mitglied | |
| Hallo Volker, haben die Ärzte Gründe gesagt warum sie Hypnose ablehnen?Mein Mann wurde mit 55 Dement, doch die Symptome sind mir schon viel früher aufgefallen, auf jeden fall kam der Geistige Zerfall sehr schnell. Jetzt nach 5 Jahren ist er Bettlägerig. Einmal als der Neurologe bei ihm war, schnippte der Arzt mit seinen Fingern vor den Augen meines Mannes hin und her, und sagte zu meinem Mann, folgen sie meiner Hand mit ihren Augen. Als mein Mann dies nicht tat, fragte der Arzt ganz erstaund, kann ihr Mann das nicht? Ja hallo, Demenz ist eine Geistige Krankheit.Hier mal ein Satz aus...Wenn ich dement bin - Zitat :
- Wenn ich dement werde, bin ich leicht zu beruhigen, nicht mit Worten, sondern indem DU ganz ruhig neben mir sitzt und meine Hand ganz fest hältst.
warum wohl?Nun frage ich, wenn man die zusammenhänge der Worte nicht mehr versteht, wie funktioniert da eine Hypnose?Du selbst hast geschrieben... - Zitat :
- Zusammenhänge werden so gut wie nicht mehr verstanden
Auch dieses kann ich mir nicht vorstellen - Zitat :
- Ich habe in der Hypnose eine Möglichkeit gefunden, den Verlauf zu verzögern und zu mildern, zumindest aus rein subjektivem Empfinden.
LG Ulli
Zuletzt von Ulli52 am So 11 Nov 2012, 18:24 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet |
| | | ildiko Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Demenz ohne Diagnose So 11 Nov 2012, 11:49 © ildiko | |
| Hallo Volker,
danke für Deinen Beitrag. Bei meiner Mutter wurde im Nervenwasser mittlerweile der "Nachweis" auf Alzheimer gefunden. Aber ich sehe es genauso wie Du: Alzheimer ist das Auffangbecker der ärztlichen Ratlosigkeit. Das hat mir auch ein sehr guter Neurologe in unserer Stadt bestätigt und ist der Meinung, dass es trotz unterschiedlicher Krankheitsbilder bei dem "typisch" Alzheimerkranken Gemeinsamkeiten gibt. Meine Mutter fällt da nach seiner Auffassung komplett aus dem Raster. Aber wir haben uns mittlerweile damit abgefunden. Die Krankheit schreitet voran, ist leider nicht auszuhalten.
Wie sieht es denn in der Familie Deiner Frau aus? Gibt es da weitere Demenzerkrankungen? Gerade bei so jungen Patienten scheint die erbliche Komponente nicht ganz unwichtig. Die Eltern meiner Mutter waren nicht erkrankt. Die Mutter ist mit 76 an einem Herzinfarkt gestorben, der Vater ist 93 geworden und hat bis zum Schluss in seinem Haus gelebt. Mit Hilfe und es scheint auch schon komisch gewesen zu sein. Aber da hat der Alkohol sicher seinen Teil dazu beigetragen.
@ Ulli: Dein Vertrauen in die Ärzte finde ich erstaunlich. Es gibt so viele Dinge, die gut für einen Patienten sind und die Ärzte als absoluten Mist bzw. gefährlich hinstellen. z.B. die Homöopathie. Ich habe vor meiner Zahn-Op, bei der mir der Arzt gesagt hat, dass ich mit absoluter Sicherheit einige Tage krankgeschrieben wäre und es mir absolut dreckig gehen würde ein Mittel genommen. Und bin danach direkt ins Büro gefahren. Oder mein Sohn: starker Astmatiker, auf Dauerkortison. Ich habe ihn homöopathisch behandeln lassen, das Cortison war in 4 Wochen abgesetzt, er war 9 Jahre frei von jeglichen Anfällen.
Ich möchte definitiv nicht sagen, dass Hypnose gut sei, dazu habe ich einfach keine Erfahrungen. Aber ich habe die ERfahrung gemacht, dass Ärzte alles ablehnen, was nicht schulmedizinisch erklärbar ist. Natürlich nicht alle. Aber manche (hochrangige Professoren) kommen dann selbst auf Behandlungen, die sie vor einiger Zeit strikt abgelehnt haben.
Gruß, Ildiko |
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| | | | sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Demenz ohne Diagnose So 11 Nov 2012, 12:31 © sylvia | |
| Liebe Ildiko, Deinen letzten Absatz kann ich nur unterstreichen und dazu kommt noch das sie falsche Diagnosen stellen. LG Sylvia
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
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| | | ildiko Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Demenz ohne Diagnose Di 13 Nov 2012, 18:48 © ildiko | |
| Hallo Uli,
wollte Dich nicht als "Ärztehörig" hinstellen. Mich hat nur Deine Aussage erstaunt, dass Ärzte es anwenden würden, wenn es helfen würde. Das war wohl ein Missverständnis.
Gruß, Ildiko |
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| Thema: Re: Demenz ohne Diagnose Mi 14 Nov 2012, 00:59 © sloppy | |
| Hallo Ulli, ja, die besagten Ärzte lehnen Hypnose wohl aus den gleiche Gründen ab wie du. Ich hatte vor einiger Zeit auf einem Firmenseminar einen wirklich guten Trainer, der, wenn man es genau nimmt, auch Hypnose einsetzt, ohne sich dessen bewusst zu sein. Als ich ihn darauf ansprach (weil ich irgendwie der Meinung war, dass er das gelernt hätte), wies er es weit von sich und sagte, er würde sich nie und nimmer hypnotisieren lassen. Und selbst anwenden .. auf gar keinen Fall. Ich habe vor einigen Jahren eine Raucherentwöhnung gemacht, das war ein Eintageskurs mit abschließender Gruppenhypnose. Während dieser Hypnose habe ich absolut nichts gespürt und gedacht, ist ja schön und gut, aber bringt wohl nix. Die Abstinenz hat dann auch ein paar Tage angehalten aber bei der ersten Stresssituation stand ich vorm Automaten und wollte rauchen. Und da kam das Verblüffende. Ich hab's nicht fertiggebracht, Geld einzuwerfen und Zigaretten zu ziehen. Ich bin tatsächlich unverrichteter Dinge wieder abgezogen. Danach habe ich mir zum erstenmal ernsthafte Gedanken darüber gemacht. Wie dem auch sei, der Begriff 'Hypnose' ist vielleicht ein zu gewaltiges Wort. Wie gesagt, es ist ja eigentlich nur ein Vorlesen von Texten. Die Suggestionen, die ich einbaue, beziehen sich auch nur auf einfache Dinge, die in Vergessenheit geraten sind. Wie vorher schon mal gesagt, zum Beispiel genügend trinken, Zähne putzen usw. Und das scheint zu funktionieren. Sie hatte z.B. aufgehört, sich morgens die Zähne zu putzen. Nachdem ich das eingebaut hatte, fing sie an, es wieder zu machen. Nicht immer, aber immer öfter. Vorher habe ich sie 'ganz normal' darauf hingewiesen, was in der Regel mit Agressionen wie: "Du unterstellst mir, ich sei ungepflegt" beantwortet wurde. Ich glaube auch, dass ich ihr kompliziertere Sachverhalte, die sie früher mit links gemacht hat, damit nicht wieder beibringen könnte. Das versuche ich auch gar nicht. Deine Frage nach den nicht mehr verstanden werdenden Zusammenhängen stelle ich mir auch. Ich verstehe es ja auch nicht. Aber es ist tatsächlich so, dass viele Dinge, die ich ihr 'normal' sage, einfach verpuffen, während die gleiche Dinge, die ich ihr in der Hypnose sage, oft tatsächlich ausgeführt werden. Ich hatte eingangs ja erwähnt, dass die Hypnoseausbilderin sagte, bei Demenzpatienten sei es zwecklos, da sie es nicht verstehen, umso erstaunter war ich, dass es funktionierte. Wenn ich wüsste warum wüsste ich vielleicht auch, was wirklich nicht stimmt. Aber ich befürchte, ich werde es nie erfahren. Und ich gebe dir auch völlig recht, was deinen letzten Beitrag betrifft, der wohl erschien, während ich das hier schreibe: Es lebe der konstruktive Meinungsaustausch, in die Haare kriegen will mich nun wirklich nicht. Mittlerweile fehlt mir auch die Kraft dazu. Schon schade, dass ein persönliches Gespräch nicht möglich ist. Ich beneide dich übrigens um deine Religion. Ich könnte/kann das leider nicht, aber ich finde es toll, wenn man in der Lage ist, daraus Kraft zu schöpfen. @ Ildiko Die Cousine meiner Frau hat wahrscheinlich das Gleiche. Sie ist allerdings ca. 8 Jahre älter, aber auch schon etwas 'weiter'. Sie ist alleinstehend und lebt mittlerweile in einem Heim. Da wir ungefähr 500 km weg wohnen, weiß ich nur von meinem Schwager, dass sie niemand mehr erkennt und meistens nur noch weint. Von ihrer Schwester als nächste Angehörige ist leider nicht in Erfahrung zu bringen, welche Diagnose bei ihr gestellt wurde. Körperlich scheint sie aber auch noch relativ fit zu sein, d.h. Inkontinenz o.ä. liegt nicht vor. Ich habe heute auch das Ergebnis des Tests auf Autoimmunerkrankung erfahren. Mal wieder absolut nichts. Ich musste mir nur anhören, dass meine Frau völllig gesund sei, traumhafte Blutwerte usw. Was für jeden normalen Menschen ein Grund zur Freude wäre, ist für mich einfach nur enttäuschend. Was die Nervenwasseruntersuchung bei deiner Mutter betrifft: Jemand sagte mal, wenn man Alzheimer hat, sind auch diese Plaques nachweisbar, wenn man Plaques nachweisen kann, hat man aber noch lange kein Alzheimer, siehe z.B. die Nonnenstudie. Aber es hilft ja nichts. Die Symptome sind da und werden immer schlimmer, auch wenn wir meinen, sie verzögern zu können. Nur, abgefunden habe ich mich damit noch lange nicht! Gruß Volker |
| | | ildiko Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Demenz ohne Diagnose Mi 14 Nov 2012, 19:45 © ildiko | |
| @Volker: Die Neurologen sind sich bei der LP nicht einig. Einige sind sich sicher, dass bei bestimmten Werten Alzheimer (bei Vorliegen anderen Symptome) so gut wie sicher sei, der mir bekannte Neurologe sieht es nur als statistische Wahrscheinlichkeit. Die Cousine Deiner Frau ist aber auch noch sehr jung. Was ist mit der Schwester? Ist sie auch dement? Wie sieht es mit Deinen Schwiegereltern aus? Das mit den Blutwerten kommt mir bekannt vor. Meine Mutter hatte früher hohen Blutdruck, ist aufgrund psychischer Erkrankung in Vorruhestand. Obwohl ich wirklich nicht weiß, ob sie einfach genug hatte von Ihrer unbefriedigenden Arbeit und von ihrer Schwester auf Simulation angeleitet wurde. Ich denke, dass es eine Mischung von beiden war. Seit vielen Jahren hat meine Mutter wirklich super Werte. Aber es bringt nichts. Es verlängert nur das Leiden. Meine Mutter ist die jüngste von 7 Geschwistern bzw. Halbgeschwistern. Von den 4 "Vollgeschwistern" ist sie die einzige, die erkrankt ist. Eine 9 Jahre ältere Halbschwester ist auch dement. Aber mit völlig anderen Symptomen. Deren Zwillingsschwester ist gesund. Es ist einfach noch schwerer eine Krankheit zu akzeptieren, wenn sie nicht wirklich diagnostiziert ist. Vor allem bei einem jungen Menschen, einer doch eigentlichen "Greisenkrankheit" |
| | | sloppy Ist sich am Einleben
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| Thema: Re: Demenz ohne Diagnose Fr 16 Nov 2012, 00:24 © sloppy | |
| Hallo Ildiko, weder Schwester noch Schwiegereltern sind/waren dement. Ich habe meinen Schwiegervater nie kennen gelernt, er hat sich mit Anfang 50 abends ins Bett gelegt und ist nie mehr aufgestanden. Herzversagen oder so ähnlich. Meine Schwiegermutter ist 86 und war bis vor einem Jahr noch fit. Dann hatte sie einen Unfall und musste operiert werden. Danach war sie völlig verwirrt, mittlerweile geht es aber wieder. Postoperative Demenz nennt man das wohl. Ist was völlig anderes. Stimmt, aus den von dir genannten Gründen ist es sehr schwer, diese Krankheit zu akzeptieren, deshalb tue ich es auch nicht. Gruß Volker |
| | | ildiko Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: Demenz ohne Diagnose So 18 Nov 2012, 19:57 © ildiko | |
| Lieber Volker,
was tust Du, wenn Du die Krankheit nicht akzeptierst? Nach Möglichkeiten der Heilung suchen? Das Buch von Mary Newport über Kokosöl war interessant, vielleicht hilft es ja bei Deiner Frau.
Dem jungen Partner beim geistigen Verfall zuzusehen ist wirklich noch schwerer, als den Eltern.
Berichte doch, ob Du mit der Hypnose, oder mit was auch immer Erfolge siehst. Es ist eigentlich völlig egal, ob es wissenschaftlich erklärbar ist oder nicht. Wir haben wirklich nichts zu verlieren, also kann man alles probieren.
Gruß, Ildiko |
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