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 Essen wird verweigert

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Toons
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Toons

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BeitragThema: Essen wird verweigert
Essen wird verweigert EmptyDo 14 Nov 2019, 01:15    © Toons
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Hallo zusammen,

wahrscheinlich ist das ein gängiges Problem, aber ich habe noch keine befriedigende Lösung gefunden: Meine Mutter verweigert das Mittagessen. (Morgens und abends isst sie relativ problemlos). Es kostet ihre bulgarische Pflegerin und mich mittags fast zwei Stunden, um die warme Mahlzeit in sie hineinzukomplimentieren. Wir füttern sie abwechselnd, sonst würde sie vor vollem Teller verhungern. Man muss sie überreden, man muss Witze machen, man muss ihr mit Gewichtsverlust (den sie ja auch tatsächlich hat) und Zwangsernährung drohen, man muss sie ablenken, etc., etc., etc., man braucht tausend Tricks und noch viel mehr Nerven, um nur einen Löffel in sie hinein zu bekommen. Es ist jeden Mittag ein Kampf.

Sie versucht, dass Essen im Mund zu bunkern und es bei unbeobachteter Gelegenheit irgendwohin zu spucken - da ist sie ziemlich kreativ. Sie kann schlucken, tut aber so, als würde sie dabei sterben.

Mittlerweile ist sie klapperdürr - nur noch 49 Kilo bei 1,70 Meter - es ist also lebenswichtig, dass sie Kalorien zu sich nimmt. Gottseidank klappt es, ihr hochkalorische Drinks zu verabreichen.

Also deswegen die Frage: Gibt es hungerproduzierende Medikamente?

Vielen Dank,
Toons
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Marie
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BeitragThema: Re: Essen wird verweigert
Essen wird verweigert EmptyDo 14 Nov 2019, 06:58    © Marie
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Hallo Toons,

nur so eine Idee von mir: Habt ihr mal versucht, ihr etwas anzubieten, wa sie morgens und abends gern isst? Wenn es ums Verhindern von weiterem Gewichtsverlust geht, muss das doch nicht immer warmes Essen sein.
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Toons
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BeitragThema: Re: Essen wird verweigert
Essen wird verweigert EmptyDo 14 Nov 2019, 07:50    © Toons
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Hallo Marie,

leider funktioniert das nicht oder nicht mehr. Sie hat immer Süßes gerne gegessen - Kuchen oder Eis, zum Beispiel. Aber auch das verweigert sie mittags. Sie setzt sich vor den vollen Teller und verkündet, dass sie das unmöglich essen könne. Und dann geht der Kampf los.

Das Einzige, was einigermaßen geht, ist Suppe. Die lässt sie abkühlen und tringt sie dann aus der Suppentasse in ein, zwei Zügen aus. Ich glaube, sie findet Suppe deswegen gut, weil sie sich da nicht groß bemühen muss. Mund auf, Suppe rein - fertig. So langsam glaube ich, der Grund für ihre Essensverweigerung ist schlichtweg Faulheit.

Wir erzählen ihr jetzt immer wüste Stories - von der Nachbarin, die jetzt im Krankenhaus liegt und über Schläuche ernährt wird oder über den Onkel der Pflegerin, der wegen Essensverweigerung innerhalb von einem Monat gestorben ist usw., usw. Damit bringt man dann wieder ein oder zwei Löffel in sie hinein.

Ich habe erst gedacht, sie hätte irgendwelche Probleme beim Schlucken. Aber da sie ja abends und morgens ohne große Zicken isst, kann das ja nicht sein - sie kann schlucken.

Toons
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Belle
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BeitragThema: Re: Essen wird verweigert
Essen wird verweigert EmptyDo 14 Nov 2019, 09:11    © Belle
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Hallo Toons,
das ganze liest sich für mich schon sehr ernst. Wart ihr mal bei einem Arzt? Grundsätzlich ist die Verweigerung als solche ernst zu nehmen, weil man die Ursache dafür finden muss. Gerade zu dieser immer gleichen Zeit. Vielleicht ist sie da nicht hungrig? Ihr mit diversen Schauergeschichten Angst zu machen, ist glaube ich keine Lösung dafür. Ich würde auch versuchen, alles was sie gerne mag, in dem Fall Suppen, so zuzubereiten, dass sie mehr Kalorien haben. Wie schauts mit Grießbrei und Haferbrei, so wie solchen Sachenaus? Schön gesüßt, damit es schmeckt. Appetitanreger gibts schon, ich glaube auch jede Menge spezieller Nahrung für solche Fälle gibt es, aber da weiß Gisela sicher mehr darüber. Ich wünsche euch alles Gute! Lieben Gruß, Belle
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gisela
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BeitragThema: Re: Essen wird verweigert
Essen wird verweigert EmptyDo 14 Nov 2019, 09:36    © gisela
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lieber toons

ich versuche gerade das problem zu verstehen.
deine mama möchte mittags nichts essen.
morgens und abends ißt sie, zeigt also keine generelle
nahrungsverweigerung.
wenn es euch allein um die kalorienzufuhr geht, bietet sich an
morgens und abends hochkalorische mahlzeiten anzubieten.
zu bestimmen ob ich esse oder nicht ist für demente menschen oft
die einzig verbleibende selbstbestimmung, die ich persönlich tolerieren würde.
und ich denke ähnlich wie belle auch, dass horrorszenarien über sondenernährung,
u.ä. nicht dazu beitragen den appetit zu steigern.
vielleicht stellt ihr einfach an verschiedene plätze kleine schalen oder teller mit
dingen die sie mag, und wo sie sich bei bedarf bedienen kann.ohne zwang.
wenn sie mittags suppen zu sich nimmt, dann gebt ihr suppe (vielleicht mit sahne
gekocht).
und ja, es gibt appetitsteigernde medikamente, die aber auch nicht zum erfolg
führen, wenn ein dementer mensch nicht essen WILL.






    lieben gruß

                           gisela                        


mein Vorbild ?....der Löwenzahn...wenn er es schafft durch Asphalt zu wachsen...kann auch ich scheinbar unmögliches schaffen
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BeitragThema: Re: Essen wird verweigert
Essen wird verweigert EmptyDo 14 Nov 2019, 17:22    © Toons
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Hallo zusammen,
zunächst mal vielen Dank für das Verständnis und die Zuschriften!

Zitat :
Vielleicht ist sie da nicht hungrig? Ihr mit diversen Schauergeschichten Angst zu machen, ist glaube ich keine Lösung dafür.
Also ich gehe mal davon aus, dass drei nicht allzu große Mahlzeiten täglich auch für eine sehr alte Frau in Ordnung sind. Irgendwo müssen ja die Kalorien, die sie nun mal zum Leben braucht, herkommen. Meine Mutter ist trotz ihrer Erkrankung nicht depressiv und durchaus lebenswillig. Davon, dass sie sich bewusst zum Nichtessen entschieden hat - und damit zum Sterben - kann, jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt, sicher keine Rede sein.
Die Stories und Tricks, die die Helferin und ich benutzen, um meine Mutter zu füttern, sind kein Selbstzweck. Sie sind auch keine grundsätzliche Lösung für das Verweigerungsproblem. Aber die Probleme, die meine Mutter krankheitsbedingt macht - und mit denen sie sich ja gefährdet - muss schließlich und endlich ich lösen und dabei sind solche Schauspielereien nützlich.

Zitat :
zu bestimmen ob ich esse oder nicht ist für demente menschen oft
die einzig verbleibende selbstbestimmung, die ich persönlich tolerieren würde.
Das sehr ich anders und toleriere das darum nicht - jedenfalls nicht solange wie ich kann. Für mich ähneln da Demente durchaus kleinen Kindern. Die handeln bekanntermaßen auch nicht vernünftig und ich muss deswegen Entscheidungen für sie treffen, genau wie ich das für meine Mutter tun muss. Das hat mit nicht respektierter Selbstbestimmung absolut nichts zu tun wenn ich mich darum bemühe, dass sie gegen ihren Willen isst. Ohne Kalorien wird es nicht lange dauern und dann geht es meiner Mutter erst mal so richtig schlecht. Das will ich nicht verantworten müssen.


Zitat :
ich glaube auch jede Menge spezieller Nahrung für solche Fälle gibt es
Also, ob es "jede Menge" an hochkalorischer Nahrung gibt....da habe ich so meine Zweifel. Die verschiedenen Hersteller bieten im Grunde alle das Gleiche an: Trinknahrung in diversen Geschmacksrichtungen mit 1 bis 3,5 Kalorien pro Milliliter. Davon verputzt meine Mutter zum Glück ohne große Probleme zwei Flaschen (= 800 Kal.) täglich - immerhin etwas. Aber für eine einigermaßen gesunde Ernährung sollte doch noch einiges Andere - Salat, Obst, Fleisch, Fett, Beilagen etc. dabei sein. Ich glaube irgendwie nicht, dass man jemanden ausschließlich mit Fresenius- oder Hippprodukten gut ernährt bekommt.

Heilfroh und dem Himmel dankbar bin ich, dass ich so eine engagierte und perfekte Helferin habe. Die kann man mit Geld nicht bezahlen.

Bis denn,
Toons
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BeitragThema: Re: Essen wird verweigert
Essen wird verweigert EmptyFr 27 Dez 2019, 23:43    © Marianne
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Hallo Toons!
Bei meiner dementen Schwiegermutter hat sich das Essverhalten schon verändert. Noch isst sie zwar freiwillig, aber bestimmte Lebensmittel isst sie mittlerweile einfach nicht mehr bzw. nicht mehr auf. Eigentlich verändert es sich irgendwie immer wieder. Natürlich sind wir froh, dass sie überhaupt noch etwas zu sich nimmt.
Momentan trinkt sie weniger. Und auch ihr Gewicht hat sich reduziert. Dennoch bieten wir ihr immer abwechslungsreich etwas an. 
Morgens isst sie sehr gut. Fast drei beschmierte Brote und ihren Kaffee. Obwohl sie ja gar nichts braucht, wie sie immer sagt. nickend Ihre Medikamente bekommt sie von mir, dazu ein Glas Fruchtselter. Mittags isst sie eine warme "Kinderportion". Und da sortiert sie auch schon mal aus. Keine Kartoffeln oder mal kein Gemüse, mal auch kein Fleisch. Nachmittags mag sie gerne Süßes und ihren Kaffee. Die Fruchtselter fülle ich immer nach, weil sie das auch immer weniger selbstständig macht. Obst bekommt sie von uns, was wir gerade saisonal da haben. Da ich die scharfen Messer entfernt habe, schneide ich es gleich in kleine Stücke fingerfertig zurecht. Mein Mann ist da manches Mal erstaunt, dass sie das isst. Aber das ist ja ähnlich, wie mit kleinen Kinder. Gib ihnen einen ganzen Apfel beispielsweise. Das Kind beisst einmal hinein und ist satt. Mach es fingerfertig und nett zurecht und das Schüsselchen ist später leer ! 


Und zum Abendbrot isst sie fast zwei beschmierte Brote und trinkt eine Tasse Brühe. Sie mag eingelegtes Gemüse oder auch frisch und kleingeschnitten. Letztendlich schauen wir, was sie gerade bevorzugt. Und ggf. bekommt sie das eben mehrere Tage hintereinander serviert von uns. Ihr Kurzzeitgedächnis funktioniert nicht mehr. Und somit weiß sie auch nicht mehr, was sie den Tag vorher auf den Broten hatte. 
Jetzt zu Weihnachten habe ich ihr z.B. eine Dose mit Plätzchen und Lebkuchen hingestellt, für den Besuch ihrer Kinder. Als ich wenig später mit dem gekochten Kaffee dazu kam, war die Dose halb leer. Und als ihr Besuch da war, hat sie weiter davon gegessen. Sie vergisst einfach, dass sie gegessen hat.
Dennoch teilen wir ihr die Portionen im Allgemeinen zu. Denn wir haben bemerkt, dass sie die nicht gegessenen Lebensmitteln in die Schränke stellt. Ihre Zahnhygiene ist mehr als mangelhaft. Und das ist ein Thema bei uns momentan. Deshalb mag ich ihr auch nicht soviel Naschereien geben, obwohl diese Kalorien sie sicherlich auch brauchen könnte. Bevorzugt isst sie es ja auch.! 
Diese Erkrankung verändert sich fortlaufend und es wird nicht besser werden. Wir als Betreuungspersonen, können nur bedingt helfen. Zu sehen, wie sie körperlich und geistig abbaut, ist für uns emotional schon sehr schwer. Sie wohnt übrigens direkt Wand an Wand neben uns in ihrer eigenen Wohnung; Pflegegrad 2 und der PD kommt einmal die Woche zum Duschen. Der Antrag auf Pflegradüberprüfung ist eingereicht und im kommenden Jahr müssen wir die  Pflegedienstleistung wohl aufstocken. Weil ich sie körperlich nicht pflegen werde. 

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Vertrauen in dein Tun. 
LG Marianne Wink
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BeitragThema: Re: Essen wird verweigert
Essen wird verweigert EmptySa 28 Dez 2019, 09:46    © Toons
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Hallo @Marianne,
danke für Deine Antwort. Es sieht so aus, als hätten wir ein ähnlich gelagertes Problem.

Es wird mir bei diesem Phänomen der Essensverweigerung zuviel davon geredet, dass man diese Verweigerung als eine der letzten oder sogar als die tatsächlich allerletzte noch verbliebene freie Willensentscheidung der Kranken ansehen und vor allen Dingen respektieren soll. Was soll das?? Das hieße im Fall meiner Mutter, dass ich seelenruhig dabei zuschauen soll, wie sie sich Kilo für Kilo immer weiter abhungert und ich sie dann, beim unausweichlich folgenden Schwächeanfall, in 's Krankenhaus zum Wiederaufpäppeln bringen muss.

Ob dieses Wiederaufpäppeln so besonders angenehm ist, da habe ich so meine Zweifel. Und wenn sie dann wieder aufgepäppelt sein wird, kriege ich einen Anruf von der Klinik "Sie können Ihre Mutter wieder abholen!" Dann könnte das Ganze von vorn beginnen - alles unter dem Etikett des Respektes vor dem Willen der Kranken, zu verhungern.

Wenn das Verhalten einer Dementen wegen ihrer Geistesverwirrung darin besteht, nichts mehr zu essen und sich so aus dieser Welt weg zu hungern, werde ich garantiert etwas dagegen unternehmen, jedenfalls solange es geht.

Toons
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BeitragThema: Re: Essen wird verweigert
Essen wird verweigert EmptySa 28 Dez 2019, 11:14    © Admin
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Ich finde dies ein ganz schwieriges Thema, wo ab einem gewissen Punkt der Demenz uns Alle irgendwann treffen wird. Der wesentliche Punkt ist die jeweilige Schwierigkeit im - von Aussen - erkennen, ob durch die Demenz nur das Essen als solches vergessen geht, oder der Körper mit der Nahrungsumsetzung ein wachsendes physisches Problem bekommt = langsam eingeleiteter Sterbeprozess (runterfahren) durch körperliches und organisches schwächer werden. Was eine schrittweise Nahrungsumsetzungsüberforderung bewirkt.

Natürlich finde ich es immer wichtig, wenn mit verschiedenen Leckereien experimentiert wird und dabei möglichst auch folgendes bedacht wird.
1. Die optische Wahrnehmung verändert sich bei einer Demenz. Da kann es sehr hilfreich sein, immer einen wesentlichen Farbenkontrast auf den Teller zu zaubern, damit das Essen möglichst auch als solches Optisch wahr genommen werden kann.


2. Die Geschmacksnerven verändern sich. Sprich sie stumpfen ab. Hier habe ich, zumindest über einen gewissen Zeitraum hinaus positive Erfahrung gemacht, indem ich das Essen immer etwas "überwürzt", oder "überzuckert" habe. Was damals für mich echt zuviel des Guten war, bedeutete für unseren lieben Erik sein Essen weiter geniessen zu können.

3. Schluckreflexe lassen leider bei einer Demenz auch immer mehr nach. Dementsprechend wird es auch immer wichtiger, möglichst für eine gleiche konsistenz des Essens zu schauen. Sprich, nicht feste Nahrung mit flüssigem zu mischen. Z.B feste Nahrung mit einem Schluck Getränk runter spühlen kann zu einem Problem werden u.s.w. Dies kann leicht zum Verschlucken führen, was natürlicherweise auch die Freude am Essen nimmt. Aber auch schon feste Nahrung mit einer Sauce gemischt kann zu Schluckproblemen führen.

............

Leider kommt dann aber auch irgendwann der Punkt wo der Körper die notwendigen Nährwerte nicht mehr wirklich umsetzen kann. Der Hunger und Apetit schwindet und die Mengen wo der Körper noch umsetzen kann werden immer weniger. Wann dieser Punkt kommt ist sehr individuell, lässt sich auch nicht pauschal beantworten und abverlangt von pflegenden Angehörigen oder Pflegekräfte sehr viel Einfühlungsvermögen und Verständnis.

Eines habe ich persönlich festgestellt; Ab einem gewissen Punkt rutschen sogar hochkalorische Getränke nur noch durch..... Und aufgezwungene Ernährung wird dann leider nicht selten auch lediglich zur "Sterbensverlängerung" anstatt zur gewünschten hilfreichen Lebensverlängerung.... Wo dieser Punkt aktuell wird ist leider die gaaaanz schwere Gratwanderung. Diese lässt sich nicht pauschal beantworten, sondern muss von Fall zu Fall im Einzelnen betrachtet werden.

Dieser Punkt @Toons und @Marianne scheint mir bei euch noch nicht gegeben zu sein. Aber dennoch schien es mir wichtig meine Gedanken hier dazu zu schreiben.

Ich wünsche euch ganz viel Kraft im erkennen woran das jeweilige Essensproblem liegt. Für mich ist das eines der ganz schweren Probleme im Umgang damit gewesen. Erst recht, da wir einersteits möglichst alles richtig machen wollen und andererseits unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse sich auch gerne über die aktuelle Situation stellen möchten.






Liebe Grüsse
Essen wird verweigert Ursula 

"Trauer ist ein Teil des Lebens, aber sie darf nicht das ganze Leben werden."
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BeitragThema: Re: Essen wird verweigert
Essen wird verweigert EmptySa 28 Dez 2019, 18:15    © Toons
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Hallo Ursula, danke für Deinen Beitrag!
Es ist eine gute Beobachtung, zwischen dem Nicht-mehr-Essen aus Vergesslichkeit und dem Nicht-mehr-Essen als natürlichem Auslaufprozess des Lebens zu unterscheiden. Und sicher hast Du Recht, dass es bei meiner Mutter noch nicht in die Endrunde geht. Dazu ist sie noch zu munter.

Dennoch bleibt natürlich das Problem für mich - und die Pflegerin - Kalorien in meine Mutter hineinzukriegen. Das Mittagessen dauert in der Regel 1 1/2 bis 2 Stunden. Soviel Zeit braucht sie, um eine Mahlzeit bestehend aus Suppe, Hauptgericht. Eis, Banane und Früchtejoghurt zu essen. Wobei das überhaupt nur geht, wenn wir sie füttern.

Ich glaube nicht, dass sich das noch einmal verbessern wird. Zum Glück ist meine Mutter einigermaßen "folgsam". Wenn sie den Mund zusammenkneifen würde und dabei stur und hartnäckig wäre, wäre sicher schon längst Schluss.

Toons
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BeitragThema: Re: Essen wird verweigert
Essen wird verweigert EmptySo 29 Dez 2019, 23:03    © Marianne
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Hallo! 
Ja, Ursula, da gebe ich Dir Recht. Meine Schwiegermutter ist momentan da noch "pflegeleicht". Denn sie isst noch selbstständig. Das selbstständige Trinken bzw das sie sich selbstständig etwas einschenkt ist deutlich schwankend. Und jetzt wo du das beschrieben hast, mit der festen Nahrung und dem Trinken, sind mir einige Szenen wieder eingefallen. Das fand ich nämlich merkwürdig, weil es vorher so noch nicht war. z.B. bekommt sie jeden Morgen zwei Tabletten. Anfangs hat sie noch selbstständig nach dem Glas gegriffen und getrunken, um sie runterzuspülen. Mittlerweile reiche ich ihr gleich das Glas, weil sie es nicht mehr alleine macht. Und nun - ganz neu - verschluckt sie sich schon fast dabei, wenn sie auch nur einen Schluck zur Unterstützung nimmt. Und abends ist das Medikament flüssig, 10 ml , das schluckt sie runter, als würde es am Gaumen kleben.
Farbige und würzige Lebensmittel bevorzugt sie auch deutlich. 
Eigentlich können wir täglich damit rechnen, dass es sich wieder verändert hat. Im Ganzen lernen wir gerade, flexibel zu sein. Und auch bei manchen Dingen und Situationen es zu nehmen, wie es kommt. 

Toons,..?..trinkt deine Mutter noch selbstständig oder wird ihr das Trinken gereicht?
Und wie ist ihr Kurzzeitgedächnis? Meine Schwiegermutter war Weihnachten ziemlich drollig drauf. Erst wollte sie am Heiligabend bei uns nicht mitessen. Es gab bei uns Gänsebraten. ..Gut, dann habe ich ihr Abendbrot rübergebracht. Zwei Brote wollte sie. Hat sie auch gegessen. Und eine Stunde später kam sie doch rüber. Hat mit uns gegessen und sich gewundert, dass sie nach einem halben Teller schon so satt ist.. Very Happy
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BeitragThema: Re: Essen wird verweigert
Essen wird verweigert EmptyMo 30 Dez 2019, 09:08    © Toons
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Hallo Marianne,

meine Mutter trinkt noch selbstständig. Sie trinkt sogar während des Essens sehr viel. Es sieht so aus, als versuche sie, das Essen mit kleinen Schlucken Wasser herunterzuspülen. Das heißt, sie merkt, dass sie mit dem Schlucken Schwierigkeiten hat.

Je weicher und je flüssiger ein Essen ist, desto leichter fällt ihr das Schlucken. Ich glaube, die Demenz greift in den koordinatorisch-technischen Prozeß ein, der das Schlucken darstellt und stört dort die aufeinanderfolgenden Bewegungen der Hals- und Rachenmuskulatur.

Da ergibt sich die Frage "was mache ich, wenn sie partout nicht mehr schlucken kann?"

Dann gibt es wohl nur noch das Heim, aber dort kann man ja auch nur noch das Ende einläuten. Oder wissen die dort, wie man Essen in eine Neunzigjährige hineinbekommt?

Toons
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Belle
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BeitragThema: Re: Essen wird verweigert
Essen wird verweigert EmptyMo 30 Dez 2019, 18:17    © Belle
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Toons schrieb:
 Oder wissen die dort, wie man Essen in eine Neunzigjährige hineinbekommt?

Toons
Ich denke die allerletzte Konsequenz werden dann nur noch die zugeführten Kalorien und nicht mehr das Essen an sich sein. Ich wünsche euch alles Gute! winke-winke
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BeitragThema: Re: Essen wird verweigert
Essen wird verweigert EmptyMo 06 Jan 2020, 20:27    © Marianne
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Hallo Toons! Dass deine Mutter noch gut trinkt, finde ich persönlich beruhigender. Auch das sie weiche Nahrung mag. Bei meiner Schwiegermutter hat sich das nämlich verändert. Trinken ist deutlich weniger geworden. Zu wenig. Dafür isst und nascht sie sehr gerne. (Es sind aber keine Riesenmengen.) Wenn sie mal Besuch bekommt, bringen Die ihr immer Naschereien mit. Und sie isst alles innerhalb von kurzer Zeit auf. Ich habe so langsam Bedenken, dass sie Verstopfung bekommt. Sie selber sagt aber immer, ihr gehe es gut. Lt. dem letzten Wiegen hat sie innerhalb von 10 Monaten 8 kg abgenommen. Da sie sich aber auch nur noch vom Bett zur Toilette und bis zum Sessel bewegt (und zurück zum Bett), hat sie auch viel Muskelmasse verloren. Sie ist extrem antriebslos und voller Ängste.

Danke Belle, für deine guten Wünsche! Mein Mann und ich sind auch froh, dass sie isst. Und es ist uns fast egal, was sie isst. Da ihre Zahnhygiene aber nicht die Beste ist, habe ich immer im Hinterkopf, dass hoffentlich keine Entzündung o.ä. entsteht.. im ganzen nimmt sie freiwillig nur bedingt Hilfe an. Das macht es für uns emotional auch so schwierig. Auch das die anderen Kinder von ihr uns in keiner Form unterstützen. 
Dieser schleichende Abbau von jeglicher Selbstständigkeit wird von allen Anghörigen sehr unterschiedlich akzeptiert. 

Ich weiß nicht, ob ich so eine Engelsgeduld habe wie Toons, ihr stundenlang das Essen zu reichen. Das finde ich sehr liebevoll!
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