maxmoritz Ist hier Zuhause
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| Thema: 1. Geburtstag nicht zu Hause Sa 06 Dez 2008, 07:01 © maxmoritz | |
| einen schönen Nikolaustag wünsche ich allen. Gestern war er also da. Der erste Geburtatag den Mama nicht nur bei uns Familie hatte sondern bei Ihrer Heimfamilie. Marian und ich hatte noch ein kleines buntes Primelchen und einen kleinen Weihnachtsstern besorgt und fuhren vormittags zur Mama. (Fast 4 Wochen haben wir uns nicht gesehen wegen diesen dämlichen ansteckenden Erkrankungen die wir hatten.) Und da kam Sie mit den jungen Pfleger Rene (oder wie immer er sich schreibt) den Flur entlang um in die Messe zu gehen. War das eine Freude auf beiden Seiten. Da noch mehr Gratulanten erwartet wurden blieben wir in dem Aufenthaltsraum sitzen und spielten Mensch ärgere Dich nicht. Am Anfang klappte das Würfeln gar nicht gut bei Ihr. Aber irgendwann wurde sie richtig wild drauf zu würfeln. Zum Sprechen hatte Sie gar keine Lust. So richtig uns anschauen in die Augen war auch nicht. Aber mir gefiel dieser Teil schon richtig gut. Es war eine entspante Atmosphäre weil auch die anderen NICHT Dementen oder Alzheimerpatienten mit uns sprachen. Marian war nach dem Mensch ärgere Dich nicht kaum noch zu bremsen in seiner Energie, also fuhren wir erstmal nach Hause. Kaffee war für 14.30 geplant und da wollten wir wieder kommen. Pünktlich waren wir wieder da. Es gab einen von Rene selbst gebackenen Kuchen. Auf das Thema Kochen und Backen was Mama mit Leidenschaft getan hat kamen keine Reaktionen von Ihr. Aber egal. Es war einen entspannte gemütliche Runde wobei Marian das Alter drastisch senkte. Die Älteste war immerhin schon 93 Jahre alt schlecht im Laufen aber geistig einfach nur fit. Mamas Betreuer kam auchnoch vorbei und brachte einen riesigen Weihnachtsstern mit. Sie wußte aber weder mit Ihm noch seiner Pflanze etwas anzufangen. Der Kaffee dauerte 1 Stunde und ich wußte nichts mehr um Marian einigermaßen bei Laune zu halten weil er spielen wollte. Mama, Marian, ihr Betreuer und ich gingen eine Runde spazieren. Dabei war es dann noch auffälliger. Sie schlurfte mit kleinen Schritten an meinen Arm geklammert mit. Den Blick starr irgendwohin ohne Ziel für meinen Begriff. Der Betreuer war einigermaßen erschrocken. Nach diesem Spaziergang war ich persönlich sehr angespannt und auch ein bischen froh Sie wieder in Ihre jetzt gewohnte Umgebung zu bringen. Dort wollte Marian sofort nach Hause und Sie natürlich mit. Die ausrede vom Vormittag : Wir kommen gleich wieder. Bitte warte hier auf uns zählte nicht. Aber Sie blieb dort bei den anderen sitzen und sah auch nicht zu unglücklich aus meines Erachtens. Wir haben für 4 Tage so ein Weihnachtsdorf in unserer Stadt und mit dem Betreueur habe ich abgeklärt das ich Sie da heute mit hinnehmen werde. Er hat überhaupt nichts gegen solche Ausflüge. Er ist bei den Arztgespräche ja mit dabei und akzepteirt das ich Mama aus den uns allen hier bekannten Gründen nicht mit zu uns in heiligen Zuhause mitnehmen kann zu Kaffee trinken und danach wieder in ihr neues Zuhause. Meine Bedenken teilt er zum Glück komplett. Wie der heutige Ausflug wird berichte ich dann später. Ob heute weiß ich noch nicht, mal schauen wie es mir geht emotional und so. Alles Liebe bis bald. Moni |
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maxmoritz Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: 1. Geburtstag nicht zu Hause So 07 Dez 2008, 08:11 © maxmoritz | |
| Nachtrag: Weihnachtsdorfbesuch Tja was soll ich sagen, wir waren erst auf dem Friedhof bei Ihren Eltern und haben ein Lämpchen gebracht. Sie schien glücklich zu sein das Sie dort hin"durfte". Danach gings zum Weihnachtsdorf. [Zur Erklärung: meine Heimatstadt bekommt es nicht auf die Reihe einen richtigen Weihnachtsmarkt zu organisieren. Kreisdorf halt daher nur ca 1 Bude kreisförmig aufgestellt in denen Niederländische Handwerker altes Handwerk zeigen. Zb. Korb- + Stuhlflechten, Spinnen und stricken, Springseile herstellen. Danaben gab es dieses Jahr wohl ein paar Geschäfte die siech die Standmiete angetan haben. Handarbeitsgeschäft, Bäckermeister, Pommesschmiede, HotDogStand.Also nix berauschendes aber klein genug damit mir mein agiler Marian nicht so richtig abhanden kommen kann. Und Mama keine Panik bekommt.] Mama rechts eingehakt und alles angeschaut. Der Nikolaus gab natürlich Marian einen großen Schokonikolaus und wir Frauen bekamen einen niedlichen kleinen Weihnachtsstern. Mama wollte ihn aber nicht. Also lief ich mit 2 durch die Gegend. Sie wollte nix essen, nix trinken weil Sie richtig satt und auch nicht durstig wäre. Okay, dachte ich mir und nur Marian bekam eine Wurst. Die Kekse vom Bäckermeister zum probieren hat Sie aber trotzdem gegessen. Nach ner guten halben Stunde haben wir auf dem Rückweg noch ne Freundin ebenfalls mit Kind unterwegs getroffen und haben das Dorf nochmals umrundet. Als ich merkte das Mama anfing zu zittern ging schnurstracks zum Auto und ab ins Salzmann-Haus zurück. Dort war dann wieder das Tschüß sagen für mich der Knackpunkt. Ich kann nur weggehen wenn ich ihr sagen dass Sie dort auf mich warten soll und ich gleich wieder käme. In diesem Sinne sehe ich die Demenz mal einen klitzekleinen positiven Effekt haben. Sie vergisst das schnell wieder und wenn ich dann wieder komme ist es als ob ich erst vorhin da gewesen wäre. Und zum ersten mal habe ich im Auto dann NICHT . Wie genau wir das an den Feiertagen um und an Heiligabend, Weihnachten machen weiß ich noch nicht. Da ist ja auch noch etwas Zeit und vielleicht sind wir dann mal nicht krank und können frei und ohne Hemmungen zu Ihr. Wünsche ich mir auf jeden Fall vom Christkind. So, nun erstmal Tschüss und bis bald. Eine besinnliche Adventszeit an alle und genießt die schönen Momente. |
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| Thema: Re: 1. Geburtstag nicht zu Hause So 07 Dez 2008, 10:58 © Admin | |
| Liebe Moni
Lieben Dank das du uns an deinem Erleben so teilnehmen lässt. Euer Besuch lässt sich nach deiner Beschreibung sehr gut vorstellen. Viele eigene Erinnerungen sind bei mir dabei wieder wach geworden. Es gibt so viele Parallelen obwohl es sich doch um verschiedene Persönlichkeiten handelt. Ich staune immer wieder aufs Neue....
Auch wenn die Momente der wachen Aufmerksamkeiten immer weniger werden, so vermindert es nicht deren Wert - im Gegenteil. Wenn man sich bewusst ist, wie das Aufmerksam sein für deine Mutter immer mehr Kraft und Anstrengung fordert, lässt es sich auch erahnen wie gross der Wunsch, nach Gemeinschaft und innerer Verbundenheit vorhanden ist. Aufmerksam sein wird leider aber auch für sie immer mehr zum Leistungssport und das macht wiederum sehr müde und lässt dadurch auch die darauf folgenden ins "Nirgendwo" schauen besser verstehen.
An dieser Stelle habe ich nun meinen Text geändert, da ich gesehen habe, das du in der Zwischenzeit euren Ausflug schon beschrieben hast .
Ich sehe euren Ausflug, alles in allem, als sehr gelungen an. Schon alleine die Tatsache das deine Mutter so lange durchgehalten hatte sagt vieles aus und auch das dein Sohn gleichzeitig auf seine Kosten kommen konnte ebenfalls. Deiner demenzkranken Mutter und deinem Sohn gleichzeitig gerecht zu werden finde ich ist alles andere als einfach. Du machst es nach meiner Meinung aber sehr gut.
Das deine Mutter erst nichts essen und nichts trinken wollte, aber dann doch beim Bäckermeister die Kekse zum probieren schnabulierte - kommt bei mir die Frage auf: Hat sie als es ums essen oder trinken ging einfach nein gesagt weil du sie nur fragtest? Wiederum beim Bäckermeister probiert weil sie es direkt unter die Nase bekam? Wenn dies so wäre, dann würde sich zeigen, das auch bei ihr ein nein nicht unbedingt ein nein bedeuten würde. Also, eine Frage oft zu abstrakt ist, wärend etwas direkt unter der Nase doch was ganz anderes zeigt.
Wie ihr das an Heiligabend und Weihnachten machen werdet....Ich denke da hast du selber schon ein gutes Gespühr dafür. Wärend du verständlicherweise deine Wünsche und Sehnsüchte in Bezug auf Weihnachten hast, sieht dies bei deiner Mutter etwas anders aus. Für sie gilt das jeweilige Erleben im JETZT, unabhängig von Datum und Zeit - dabei spielt auch die aktuelle Tagesform eine wichtige Rolle. Schon alleine desswegen ist es vermutlich besser nicht zu genau zu planen, um sich dann auf das aktuelle JETZT besser einstellen zu können. Ich bin mir aber sicher, das du für euch alle, auch da einen guten Weg finden wirst.
Ich sende dir viele liebe, mitfühlende Gedanken und wünsche dir viel Kraft und massenweise eindrückliche, schöne Augenblicke. Bin sehr gespannt auf deine weiteren Erlebnisse und hoffe das du uns auch daran weiterhin teilnehmen lässt.
Fühle dich lieb umarmt. Und vergiss nicht - du machst es sehr gut!
Ursula |
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sylvia Ist hier Zuhause
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| Thema: Re: 1. Geburtstag nicht zu Hause Mi 10 Dez 2008, 17:19 © sylvia | |
| Liebe Moni, schön, wie Du berichtest und es sich doch alles in allem gut gestaltet hat. Ich wünsche allen viel Gesundheit, Kraft und Stärke Weihnachten und Silvester gut zu verleben. Eure Sylvia
Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.
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