ich wurde in meinem
vorstellungsthread gefragt, ob ich etwas über validation schreiben könnte.
mach ich gern.


es geht mir in erster linie
darum, definitiv klarzustellen, dass ich KEINE therapeutin bin! ich bin autorin
und ich bin "liebesforscherin". dazu schreib ich aber gerne eventuell
mal etwas an anderer stelle. hier nur so viel, mein weg zur validation fand auf
der grundlage der selbstliebe statt und wurde nicht von außen angelernt.
ich kannte den ausdruck
eigentlich auch lange nicht.
und als ich eines tages mit
ihm konfrontiert wurde, dachte ich - na bitte, das mach ich ja sowieso schon
(und nicht nur mit dementen)


ich gebe hier also eine
persönlich erarbeitete meinung ab. ich glaube aber, dass das vielleicht gerade
deshalb für so manchen leichter nachvollziehbar ist.


als validation bezeichnet man
die möglichkeiten, mit demenzkranken menschen in kommunikation zu treten.


es ist wichtig, ein
prinzipielles krankheitsverständnis mitzubringen. zu wissen, wie diese
krankheit "wirkt" und wie sie verläuft.
einem demenzkranken kommt
nach und nach die fähigkeit abhanden, verknüpfungen in seinem gehirn zustande
zu bringen.


beispiel: den begriff
"sehen" muss er zwangsläufig nicht mehr - wie unsereins - mit dem
begriff "auge" in verbindung bringen können.
es kann sein, dass er für das
auge den begriff "taschentuch"
in sich findet, und verwendet.


wie man sich leicht
vorstellen kann, ist hier eine verständigung sehr schwer möglich.
nur - es nützt auch nichts,
dem betroffenen dann immer wieder "auge" aufs auge drücken zu wollen,
ihn immer wieder zu korrigieren. der demente kann nichts mehr lernen!
er muss mit dem vorlieb
nehmen, das er in sich findet. und das wird ja leider immer weniger.
manchmal wird er vielleicht
noch ein "auge" in sich finden, manchmal aber vielleicht einen
"eiskasten".


der richtige weg wäre, ihn
verstehen zu lernen.
nicht mehr von ihm zu
verlangen, dass er sich richtig ausdrückt.


das wichtigste dabei - man
muss lernen, sich von der sprache nicht mehr so abhängig zu machen!
andere möglichkeiten für
verstehen zu suchen.


dafür braucht man -
aufmerksamkeit!


über körpersprache, gestik
und mimik zu lernen, wie es dem kranken geht, wie seine bedürfnisse sind. sich
einzuspüren! MIT ihm zu ziehen, ihn nicht in eine richtung ziehen zu wollen,
mit der er nichts mehr anfangen kann.
ihn nicht mit maßregelungen
und guten ratschlägen zu verwirren!


ich stelle diesen ersten teil
einmal hier ein und damit zur diskussion.
wenn ich noch weiter
schreibe, wird das für viele vielleicht zu umfangreich, um es auf einmal zu
lesen. das ermüdet dann nur.
und mit fragen und antworten
erfährt man ja sowieso das meiste.


ich freue mich auf einen
regen austausch!

ich hab keine ahnung, warum der text so seltsam formatiert ist

Liebe Lintschi

Kann es sein das du den Text von einem anderen Editor/Schreibprogramm hier rein kopiert hast? Denn dann wird leider die Formatierung meist verhunzelt. Aber die Hauptsache ist doch, das der Text da steht und gelesen werden kann

Deine Zeilen bestätigen mir wieder mal, das wenn jemand das Herz am rechten Fleck hat, vieles im Umgang mit unseren lieben Dementen richtig gemacht und richtig verstanden wird. Auch wenn die Lebensschule manchmal etwas träger funktioniert, als durch eine Ausbildung mitgegebenes Wissen. So ist es doch so, das selbst die beste Ausbildung kaum nützen täte, wenn die Lieben zu unseren Dementen fehlen würde.

Ich kann eigentlich nur jede Zeile wo du zur Validation geschrieben hast unterstreichen. Hab lieben Dank dafür

Liebe Lintschi,

daß sehe ich alles genauso wie Du!! Daß ist auch, als ich schon einmal schrieb, vielleicht haben WIR es ja auch schon aus dem Bauchgefühl heraus richtig gemacht!
Ich habe mich zwar hier und da schon etwas über Validation eingelesen, habe mitbekommen, den Menschen dort abzuholen, auf der Ebene er sich befindet!
Und ja, die Mimik spielt eine ganz wichtige Rolle!
Leider war das Thema Demenz in meiner Ausbildung überhaupt, oder fast noch gar kein Thema!
Bin exam. Krankenschwester, aber anscheinend hat vor etwas mehr als 30 Jahren noch niemand erahnt, daß die Demenzerkrankungen in kürzester Zeit sprunghaft nach oben steigen!
Aber von mir selbst muß und kann ich eigentlich sagen, daß ich für demente Menschen schon immer ein gutes Einfühlungsvermögen habe!
Nur einmal wußte ich mir überhaupt nicht zu helfen, aber daß ist schon 30 Jahre her!
Da hatte ich auch keine Lust oder Zeit mich in die Person rein zu verstzen, es war nämlich ein Silvester - Nachtdienst im Krankenhaus!

Schreib ruhig weiter, interessiert mich!
Gruß, Gabi

danke, liebe ursula! und ja, ich hab das hereinkopiert. ich schreibe gerne offline, weil mir schon öfter mal wo texte dann krepiert sind und dann sind se weg ...
aber ich habs dann hier noch zusammengeschnipselt, weils noch ärger ausgesehen hat. aber im texteingabefeld hat man nix davon gesehen, dass dann die zeilenumbrüche nicht funzen.
nun ja, ihr wisst jetzt. DAS sollte kein gedicht sein!


zu deiner antwort:
ich möchte deine aussage erweitern, in einer form, die mir angelegen ist. eben aus meiner liebesforschertätigkeit heraus.
bei mir oder für mich muss alle liebe aus der selbstliebe erwachsen. sonst gibts keine. sonst ist das irgendetwas anderes.
und gerade hier habe ich das so stark erfahren, wie wichtig es ist, aus der selbstliebe heraus - also für sich selbst - den zugang zu diesen kranken zu suchen.
das ist für einen selbst so wichtig! der demente ist nur MIT-nutznießer!
das ist eine bereicherung des eigenen lebens. als wenn man sich am vermeintlichen "unvermögen" des anderen aufreibt!
und es glaubt mir ja meistens niemand - es ist der energiesparendere weg.
das hadern, ärgern oder umerziehen wollen verbraucht wesentlich mehr energie als das eingehen auf den anderen! es bietet keine möglichkeit zum erfolgserlebnis, was einen viel rascher ermüden lässt.


oder - wenn es um die eltern geht:
kinder (auch erwachsene kinder) fühlen sich im tiefsten inneren oft ungeliebt, wenn ihre eltern ihre gutgemeinten ratschläge nicht annehmen, ihnen nicht folgen.
das läuft über das unterbewusstsein und ist ein enormer energiekiller!


es ist auch ganz wichtig, die eltern nicht zu "kindern" umzufunktionieren!
da trete ich immer vehement dagegen auf.


alte menschen werden nicht zu kindern! niemals!
sie werden zu alten menschen und sie haben ein recht darauf, alte menschen zu werden! und als solche akzeptiert und anerkannt zu werden.


deshalb kann das verhältnis kinder-eltern auch niemals umgedreht werden.
viele versuchen das aber. oder fühlen sich zumindest so, dass sie plötzlich die mutter sind und die mutter das kind ist. da muss man daran arbeiten, dass dies nicht passiert! das ist ganz wichtig. denn würde liegt immer im auge des betrachters! und indem man einen alten menschen zu einem kind machen will, hängt man ihm einen rückschritt um, und das ist entwürdigend.
aber nicht wenn ein alter mensch aufgrund seines abgelebten daseins und einer krankheit verschiedene funktionen nicht mehr aufrecht erhalten kann.
das ist eine total andere situation.


wie ich schon sagte: ein kind ist im aufbau, es kann und MUSS lernen.
ein alter, demenzKRANKER mensch ist im abbau und kann nicht mehr lernen.
man muss ihn anders behandeln als ein kind!


ich glaub, ich hab mich jetzt verzettelt. aber das kann bei mir leicht passieren ...
aber es gehört auch zum thema validation!

danke auch dir, gabi!
haben uns gerade gekreuzt ...

Hallo lintschi,

ich Danke Dir für Deine Mühe,nu verstehe ich auch was damit gemeint ist und werde mit viel Interesse deine Beiträge verfolgen,denn es ist doch ein so komplexes Thema und ich bin gerade dabei mich da rein zufinden.

Shali

liebe shali,


ich danke dir!
größere freude könntest du mir wohl gar nicht machen, wenn ich das so erklären konnte, dass du es nun gut verstehen kannst!

und - es war keine mühe!


glg lintschi

Liebe Lintschi, danke für Deine Erläuterungen zur Validation. Auch mir ist vieles klar geworden, ich versuche immer, auf meine Stiefmutter einzugehen, aber mit Deinem Beitrag ist mir sehr bewusst geworden, wie wichtig es ist, mir vor Augen zu halten, dass sie eine 90 Jahre alte Frau ist und bleibt, trotz ihrer Krankheit. Doch ich habe es da auch leicht, weil ich nicht ständig mit ihr zusammen lebe. Aber wenn ich meinem Vater das auch vermitteln kann, macht für ihn das Leben mit ihr vielleicht angenehmer. Ich werde es auf jeden Fall versuchen.
Herzliche Grüße Ulrike

danke ulrike!


das freut mich natürlich, wenn ich etwas so erklären kann, dass ihr auch tatsächlich was damit anfangen könnt. euch dadurch hoffentlich leichter tut.
denn die ganze validation zielt ja darauf auf, dass sich die beteiligten besser einander annähern können. das ist für die betroffenen natürlich sowieso wichtig, aber auch für die angehörigen!
die meisten, die diesen knopf aufmachen können, sagten nachher: wenn ich das nur schon früher gewusst hätte ...
deshalb wünsche ich euch gutes verstehen und sollte es noch fragen geben, dann bitte gerne her damit!


lg lintschi

Vielen Dank für die Ausführlichen Informationen über Demenz Validation! Ein wirklich tolles Forum habet ihr hier :-)

danke!
ich freue mich, wenn ich etwas zum besseren verständnis der krankheit beitragen kann.


lg lintschi

Das ist sehr aufschluß- und hilfreich ! Manches,was mir verschwommen im Kopf herumschwirrte,wird hier für mich auf den Punkt gebracht,einfach und eingängig formuliert, toll !
Anderes ist neu und damit sehr bereichernd.
Danke

danke!
da kann ich mich sehr darüber freuen, wenn ich jemandem ein bisserl weiterhelfen konnte oder kann.

es ist mit ein grund, weshalb ich schreibe ...


alles gute dir und lg
lintschi